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Adventszeit mit Aufpreis:
Warum Schoko-Weihnachtsmänner dieses Jahr teuer sind wie nie zuvor

Weihnachtssüßigkeiten gehören zur Adventszeit – doch in diesem Jahr wird es teuer. Trotz gesunkener Kakaopreise steigen die Kosten für Schokolade weiter. Verbraucher müssen beim Festgenuss tiefer in die Tasche greifen.

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  • Veröffentlicht November 4, 2025
Schokoinflation
Lindt-Wei­h­nachtsmän­ner in einem Schw­er­iner Super­markt. Foto: Ste­fan Rochow

Plätzchen, Lebkuchen, Domi­nos­teine und Schoko­laden­wei­h­nachtsmän­ner gehören für viele Men­schen in Deutsch­land fest zur Adventszeit. Doch was bish­er als süßer Auf­takt der Wei­h­nacht­szeit galt, wird in diesem Jahr für viele zur finanziellen Belas­tung. Denn die Preise für Schoko­lade und andere Süßwaren sind deut­lich gestiegen – und ein Ende dieser Entwick­lung ist vor­erst nicht in Sicht.

Ein Beispiel verdeut­licht den Anstieg: Ein Schoko­laden­wei­h­nachts­mann von Mil­ka kostete im ver­gan­genen Jahr noch rund 2,49 Euro. In diesem Jahr liegt der reg­uläre Preis laut dem Por­tal „Lebensmittel-Sonderposten.de” bere­its bei etwa 3,29 Euro. Noch deut­lich­er zeigt sich die Sit­u­a­tion bei Lindt: Dort steigt der Preis für einen Wei­h­nachts­mann von 3,19 Euro auf 3,99 Euro. Wer für Niko­laus und Adventskalen­der einkauft, merkt also schnell, dass Kleinigkeit­en spür­bar teur­er gewor­den sind.

Dabei ist der Preis für Kakao – ein­er der wichtig­sten Rohstoffe der Schoko­laden­pro­duk­tion – zulet­zt deut­lich gefall­en. Nach­dem die Tonne Kakao im Dezem­ber 2024 zeitweise über 12.000 Euro kostete, liegt der Preis aktuell bei rund 5.072 Euro. Trotz­dem merken Ver­brauch­er von dieser Entwick­lung bish­er kaum etwas. Die Preis­senkun­gen kom­men im Han­del schlicht nicht an.

Preise für Schokolade steigen weiter – trotz Entspannung am Rohstoffmarkt

Das Sta­tis­tis­che Bun­de­samt hat im Juli einen Bericht vorgelegt. Dem­nach sind die Preise für Süßwaren auch 2025 weit­er gestiegen. Pro­duk­te aus der Kat­e­gorie „Zuck­er, Marme­lade, Honig und andere Süßwaren“ kosteten im Juni rund 5,3 Prozent mehr als im Vor­jahres­monat. Beson­ders stark betrof­fen ist Schoko­lade: Hier beträgt der Preisauf­schlag im Ver­gle­ich zu Juni 2024 über 17 Prozent. Seit Anfang 2020 beläuft sich der Preisanstieg sog­ar auf rund 65 Prozent.


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Zusät­zlich erhöhen Her­steller ihre Preise nicht nur direkt, son­dern auch indi­rekt. Viele Unternehmen haben die Ver­pack­ungs­größen reduziert, ohne die Preise zu senken. So wur­den Mil­ka-Tafeln im ver­gan­genen Som­mer von 100 auf 90 Gramm geschrumpft – der Preis blieb jedoch gle­ich. Die Ver­braucherzen­trale Ham­burg klagt deshalb derzeit vor dem Landgericht Bre­men gegen den Her­steller Mon­delēz.

Der Konz­ern ver­weist auf steigende Kosten in der gesamten Liefer­kette: Kakao, Energie, Ver­pack­ung und Trans­port seien weit­er­hin teuer. Auch zahlre­iche kleinere und mit­tel­ständis­che Her­steller bericht­en von gestiege­nen Belas­tun­gen und wirtschaftlichen Schwierigkeit­en.

Warum Schokolade weiterhin teuer bleibt

Zwar ist der Kakao­preis derzeit so niedrig wie seit 20 Monat­en nicht mehr, doch er liegt immer noch mehr als dop­pelt so hoch wie im Jahr 2022. Grund dafür sind mas­sive Ern­teaus­fälle in den Jahren 2023 und 2024. Dür­ren, heftige Regen­fälle und Pflanzenkrankheit­en trafen die Haup­tan­bauge­bi­ete in Ghana und Côte d’Ivoire. Vor allem das soge­nan­nte Swollen-Shoot-Virus bedro­ht große Teile des Kakaobaumbe­stands. Wie viele Bäume betrof­fen sind, ist unklar – Schätzun­gen schwanken zwis­chen 30 und 70 Prozent, ver­lässliche Dat­en fehlen.

Die Verun­sicherung über kün­ftige Ern­ten hält die Preise hoch. Selb­st wenn die aktuelle Ernte sta­bil aus­fällt, beste­ht die Sorge, dass die näch­sten Sai­son erneut schwäch­er aus­fall­en kön­nte. Für die Indus­trie bedeutet das: langfristige Pla­nung­sun­sicher­heit.


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Auch in Deutsch­land selb­st ste­ht die Süßwaren­branche laut Bun­desver­band der Deutschen Süßwarenin­dus­trie unter Druck. 45 Prozent der Betriebe melden eine Ver­schlechterung ihrer Ertragslage, 42 Prozent verze­ich­nen sink­ende Absatz­men­gen. Zu den wichtig­sten Kos­ten­treibern zählen steigende Löhne, weit­er­hin hohe Rohstoff­preise, sowie Energie- und Trans­portkosten. Beson­ders schwierig stellt sich die Lage im Export­geschäft dar – auf dem US-Markt rech­nen 85 Prozent der Unternehmen 2025 mit weit­eren Rück­gän­gen.

Preissenkungen kommen frühestens verzögert

Selb­st wenn Kakao weit­er gün­stiger wird, bedeutet das nicht, dass sich die Preise im Super­markt kurzfristig entspan­nen. Zwis­chen Ernte, Trans­port, Ver­ar­beitung und Aus­liefer­ung liegen oft Monate. Zudem sich­ern sich viele Her­steller Preise an der Börse langfristig ab – soge­nan­nte Hedg­ing-Strate­gien sor­gen dafür, dass Unternehmen nicht sofort von sink­enden Welt­mark­t­preisen prof­i­tieren.

Ob und wann Ver­brauch­er tat­säch­lich auf gün­stigere Schoko­lade hof­fen kön­nen, hängt daher stark von der Einkauf­sstrate­gie der Her­steller ab. Unternehmen mit langfristi­gen Liefer­verträ­gen benöti­gen mehr Zeit, um Preisverän­derun­gen weit­erzugeben. Wer kurzfristiger einkauft, kön­nte schneller reagieren – doch auch das ist nicht garantiert.

Fazit: Weihnachten bleibt süß – aber teurer als je zuvor

Wei­h­nachtssüßigkeit­en wer­den auch in diesem Jahr aus Super­märk­ten und Küchen nicht ver­schwinden. Der Duft von Zimt, Vanille und Schoko­lade gehört für viele Men­schen ein­fach zur Vor­freude dazu. Doch klar ist auch: Der fes­tliche Genuss hat seinen Preis.

Wei­h­nacht­en 2025 wird süß wie immer – aber teur­er denn je.