Zweifel an Burnout?
Altkanzler Schröder soll vor Untersuchungsausschuss in Schwerin erscheinen
Trotz Burnout-Diagnose soll Ex-Kanzler Gerhard Schröder im Oktober vor dem MV-Untersuchungsausschuss aussagen. Ein amtsärztliches Gutachten soll nun seine Vernehmungsfähigkeit klären.

Der Untersuchungsausschuss des Landtags Mecklenburg-Vorpommern zur umstrittenen Stiftung Klima- und Umweltschutz MV bleibt hart: Trotz eines ärztlich bestätigten Burnouts will das Gremium den früheren Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) persönlich vernehmen – und hat ihn nun zum dritten Mal vorgeladen. Der neue Termin ist für den 17. Oktober 2025 angesetzt. Bis Ende August soll ein amtsärztliches Gutachten klären, ob und in welchem Umfang der 81-Jährige vernehmungsfähig ist.
Hannes Damm, Obmann der Grünen im Ausschuss, begrüßte den Beschluss: „Es ist völlig richtig, dass Gerhard Schröder erneut geladen und endlich vernommen wird.“ Ziel der Befragung ist es, mögliche Verbindungen zwischen der Gründung der Klimastiftung MV und russischen Interessen zu beleuchten – insbesondere im Zusammenhang mit der Ostseepipeline Nord Stream 2.
Zweifel an Schröders Erkrankung
Schröder hatte bereits einen ersten Termin Ende Januar kurzfristig abgesagt und auf eine Burnout-Erkrankung verwiesen. Ein privatärztliches Attest wurde vorgelegt. Allerdings wuchs nach einem öffentlichen Auftritt des Altkanzlers in Hannover im Mai der Zweifel an seiner gesundheitlichen Verfassung – Schröder wirkte dort, wie der Ausschuss befand, gefasst und erholt. Die Stiftung Klima- und Umweltschutz MV war Anfang 2021 von der Landesregierung gegründet worden, um das Pipeline-Projekt trotz US-Sanktionsdrohungen abzusichern.
Anwalt: Termin gefährdet Schröders Genesung
Gerhard Schröders Anwalt, Hans-Peter Huber, kritisierte den Ausschuss gegenüber dem NDR scharf. Die Entscheidung, ein amtsärztliches Gutachten einzufordern, sei juristisch fragwürdig: „Dieses Vorgehen ist durch die Strafprozessordnung, an der sich Untersuchungsausschüsse orientieren, nicht gedeckt.“ Die Zweifel an den bisherigen Gutachten seien nicht nachvollziehbar. Huber warnte zudem vor möglichen gesundheitlichen Folgen für seinen Mandanten: „Ein solcher Termin könnte gravierende negative Auswirkungen auf die Genesung des Altkanzlers haben.“
Ausschuss prüft alternative Befragungsmöglichkeiten
Ausschussvorsitzender Sebastian Ehlers (CDU) betonte jedoch, man wolle Schröder die Aussage erleichtern: „Sollte der Altkanzler nur eingeschränkt belastbar sein, sind auch alternative Befragungsformen denkbar.“ So könnte die Vernehmung auch in Schröders Wohnort Hannover stattfinden oder per Videokonferenz erfolgen. Im äußersten Fall sei auch ein schriftlicher Fragenkatalog möglich.
Bemerkenswert: Selbst Schröders eigene Partei, die SPD, stimmte dem Beschluss zur erneuten Ladung einstimmig zu – ein Zeichen dafür, dass parteiübergreifend Aufklärungsbedarf gesehen wird.
Wie es weitergeht, hängt nun maßgeblich vom amtsärztlichen Gutachten ab, das bis Ende August erwartet wird. Bis dahin bleibt offen, ob der Altkanzler im Herbst tatsächlich aussagen muss – oder ob sein Gesundheitszustand ihn erneut davon entbindet.