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Schwerin: Bauarbeiter zählen zu Rekord-Pendlern

Während für einen übergroßen Teil der Bevölkerung die Coronawochen im Homeoffice oder aufgrund des geschlossenen Unternehmens in Kurzarbeit zu Hause stattfanden, blieb die Baubranche weitestgehend aktiv. Kräne drehten sich, Presslufthämmer

  • Veröffentlicht Juni 16, 2020
Auch von Schwerin aus pendeln täglich unzählige Bauarbeiter zu ihren wechselnden Einsatzorten. | Foto: Symbolbild

Während für einen übergroßen Teil der Bevölkerung die Coronawochen im Homeoffice oder aufgrund des geschlossenen Unternehmens in Kurzarbeit zu Hause stattfanden, blieb die Baubranche weitestgehend aktiv. Kräne drehten sich, Presslufthämmer ratterten, Maler strichen die Wände. Und alltäglich führte ein längerer Arbeitsweg die Angestellten zu den Baustellen.

Angestellte steigen oftmals früh um 6 ins Auto und sind erst abends um 8 zu Hause

Ob Corona oder nicht, für die Arbeiter auf dem Bau starten die Tage dabei nicht selten morgens um sechs im Auto und sind oft erst abends um acht zu Hause beendet. Ein Großteil der rund 1.100 Bauarbeiter in Schwerin nimmt, wie die Kollegen deutschlandweit, enorme Pendelstrecken in Kauf – ohne die Zeit für die Fahrerei bezahlt zu bekommen. Darauf weist die Gewerkschaft IG BAU in diesen Tagen hin. „Bauarbeiter zählen zu den Rekord-Pendlern in der Region. Um zur Baustelle zu kommen, haben sie nicht nur besonders weite Wege. Die Einsatzorte ändern sich auch ständig. Darunter leiden Familie, Freunde und Freizeit“, so Jörg Reppin, Bezirksvorsitzender der IG BAU Mecklenburg. Erstmals soll es nun eine Entschädigung der sogenannten Wegezeiten am Bau geben. Das zumindest fordert die Gewerkschaft in der laufenden Tarifrunde, die am 25. Juni in Wiesbaden fortgesetzt wird.

Studie: Etwa 25% der Arbeiter am Bau sind täglich mehr als eine Stunde zur Einsatzstelle unterwegs

Nach einer aktuellen Untersuchung des Pestel-Instituts legen Bauarbeiter in Deutschland im Schnitt 64 Kilometer für die einfache Strecke zur Arbeit zurück. In der repräsentativen Umfrage unter 4.800 Bau-Beschäftigten gab dabei jeder Vierte an, mehr als eine Stunde zur Einsatzstelle unterwegs zu sein. Plus Rückfahrt. Zum Vergleich: Unter allen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern betrifft dies nur fünf Prozent.

IG Bau fordert Entschädigung für Fahrten zu den unterschiedlichen Einsatzstellen

IG BAU-Bezirkschef Jörg Reppin spricht dabei von „verlorener Lebenszeit“. Er fordert die Baufirmen  auf, den Einsatz ihrer Mitarbeiter anzuerkennen. „Mobiles Arbeiten gehört natürlich zum Bau dazu. Es wird immer woanders gebaut. Aber dann müssen Bauarbeiter dabei für die Fahrerei zumindest eine Entschädigung bekommen. Entweder durch Geld oder Zeit-Guthaben“, so der Gewerkschafter. Damit könne die Bauwirtschaft auch einen wichtigen Beitrag gegen den Fachkräftemangel leisten. „Berufsstarter überlegen sich dreimal, ob sie in einer Branche anfangen, in der sie mehr Zeit im Bulli als zu Hause verbringen.“

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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