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Schwerin: Baubeginn für umstrittene Brücke

Von Beginn an hatte sich die Stadtvertretung in Schwerin den Bau einer Radbrücke zwischen der Krösnitz und dem Dwang alles andere als leicht gemacht. Die Gründe dafür waren vielfältig. So

  • Veröffentlicht Januar 26, 2021
Eine Brücke verbindet zukünftig den Dwang und die Krösnitz. | Quelle: Landeshauptstadt Schwerin

Von Beginn an hatte sich die Stadtvertretung in Schwerin den Bau einer Radbrücke zwischen der Krösnitz und dem Dwang alles andere als leicht gemacht. Die Gründe dafür waren vielfältig. So mussten von Einfamilienhausbesitzern gepachtete städtische Grundstücksteile, die den jeweiligen Bewohnern einen direkten Seezugang ermöglichten, aktiviert werden. Die Nutzer mussten die Flächen beräumen, Zäune neu setzen und manches mehr. Zudem standen immer wieder die Gesamtkosten des Projektes in der Kritik. Denn diese stiegen wiederholt – und insgesamt deutlich. Für die Stadt selbst bedeutete dies nicht zwingend Mehrkosten. Förderungen und andere Unterstützungen federn den Unterschied wohl ab. Aber auch dabei handelt es sich zumindest größtenteils um Steuergelder. Und auch ein Punkt der Kritik: Der gesamte Weg nebst einer Verbindungsbrücke muss in großen teilen komplett neu errichtet werden. Dabei gab es auch Alternativvorschläge auf bestehenden Wegen. 

 

Bislang ist der neue Radweg eine Sackgasse

Auf Grundlage eines Stadtvertreterbeschlusses und parallel zu den weiteren Diskussionen startete der Bau – und auf dem Dwang entstand ein direkt am Ostorfer See entlang führender Weg. Die vielleicht am schönsten gelegene Sackgasse der Stadt. Denn er endete dort, wo die Brücke geplant war und ist. Dieser Zustand besteht nun schon seit vielen Monaten. Nicht zuletzt auch, da es noch zu juristischen Auseinandersetzungen um das vorhergesehene Brückenbauwerk kam. Nicht, weil dessen Kosten sich auf 2,44 Millionen Euro mehr als verdoppelt hatten (stand Ende 2019). Ein Anwohner hatte aus anderen Gründen geklagt. Daher konnte die Brücke auch nicht planmäßig im Sommer 2019 stehen, und es kehrte erst einmal ruhe ein. Im September 2020 erfolgte dann die Klageabweisung. Am 29. Dezember 2020 gab das Gericht einem Antrag der Stadt auf sofortigen Baubeginn statt. „Und nun kann es endlich losgehen“, so die Stadtverwaltung Schwerin gestern in einer Pressemitteilung.

 

Gericht erlaubt Baustart: „Und nun kann es endlich losgehen.“

Gesagt, getan. Seit gestern finden nun die Arbeiten zum Brückenschlag zwischen Dwang und Krösnitz in Schwerin statt. Parallel zu diesen erfolgt die Fertigung der einzelnen Segmente, aus denen das Bauwerk dann zusammengesetzt werden soll. Es ist geplant, sie dann ab Juni auf die stählernen, später die Brücke stützenden, Pfeiler zu setzen. Im September soll dann alles fertig sein. Dann soll die 3,30 Meter Breite und 92 Meter lange Radwegbrücke den ungehinderten Weg über den Ostorfer See ermöglichen. 

 

Oberbürgermeister äußert sich erneut zur Dauer des Entscheidungsprozesses der Kommunalpolitik

„Die kommunalpolitischen Entscheidungsprozesse für diesen Radweg waren besonders lang. Sie dauern schon seit Anfang 2016. Wir haben inzwischen eine Landtagswahl, eine OB-Wahl und eine Kommunalwahl erlebt. Ich bin froh, dass das Land in all der Zeit zu seiner Förderzusage für dieses wichtige touristische Infrastrukturvorhaben gestanden hat. Und ich freue mich, dass unser Vorhaben auch überregional neue Anhänger gefunden hat. Die Metropolregion Hamburg hat die 90-prozentige Förderung des Landes sogar noch aufgestockt“. Damit erneuert der Oberbürgermeister von Schwerin, Rico Badenschier, eine auf den kommunalpolitischen Entscheidungsprozess bezogene Aussage. Wer will, kann daraus durchaus eine Art Kritik daran ablesen, dass sich die Mitglieder der Stadtvertretung die Entscheidung für oder gegen dieses Projekt nicht leicht machten. 

 

 

Written By
Stephan Haring

Stephan Haring ist freier Mitarbeiter unserer digitalen Tageszeitung. Er hat ein Bachelor-Studium der Kommunikationswissenschaften an der Universität Erfurt mit den Nebenfächern Sozialwissenschaften & Politik absolviert. Im Nachhinein arbeitete er in leitenden Funktionen der Presse- & Öffentlichkeitsarbeit, im Leitungsbereich eines Unternehmens sowie als Rektor einer privat geführten Hochschule. Zudem entwickelte, organisierte und realisierte er mit der durch ihn entwickelten LOOK ein Fashionevent in Schwerin. Heute arbeitet er freiberuflich als Texter, Pressesprecher und Textkorrektor sowie als Berater in verschiedenen Projekten. In einem Schweriner Ortsbeirat ist er zudem ehrenamtlich als Vorsitzender kommunalpolitisch aktiv.

1 Comment

  • Doppelte Mogelpackung

    Immer wieder und immernoch davon zu sprechen, es handele sich um ein „wichtiges touristischen Infrastrukturvorhaben“, verlangt schon eine grosse Bereitschaft zur Verbreitung von Unwahrheiten. Die Wahrheit ist, dass hier ein Sonntagsspazier- und Radweg entstanden ist – für die Schweriner. Nicht weniger und nicht mehr. Touristen werden sich dorthin allenfalls verirren und wurden auch noch nicht gesehen. Das wird sich auch nicht ändern, wenn die Brücke steht. Dieser Verbindungsweg von zwei touristischen Fernradwegen ist nur eine Umleitung um das Welterbeensemble herum, wo sich die beiden Fernradwege bereits treffen, führt als an Schloss usw fernab vorbei.

    Mit Scheinargumenten durchgedrückt, statt von vorneherein klarzustellen, dass es um eine Erschliessung des Ostorfer Sees für die Schweriner geht, die an vielen Stellen schon besteht, weshalb es nicht Not getan hätte, in bestehende Nutzungsverhältnisse einzugreifen und die Grundstücke zu entwerten. Aber solange die Steuergleder nicht vom städtischen Haushalt abgehen, ist scheint jedes Argument („Tourismus“) recht.

    Gegen die Brücke muss man nichts haben. Aber sie wird an die bestehende Strasse angeschlossen werden – natürlich. Dazu hätte man 400 m natürliches Ufer nicht erschliessen müssen. Es ging auch nicht an, dass 26 Anwohnerfamilien vom eigenen Grundstück aus Seezugang haben und nicht Alle. So können wenigstens nun alle sehen, wie die Anlieger wohnen würden, wenn es den Weg nicht gäbe…

    Nachdem nun der Weg gebaut wurde, wird der See nun zum Landschaftsschutzgebiet erklärt, wegen des für die Vögel so wichtigen Ufers. Das wusste man auch schon vorher. Da laufen nun die Hunde am Schilf entlang und stöbern die Vögel auf, die sich da schon gar nicht mehr hinsetzen und brüten. Wäre der See vorher zm LSG erklärt worden, wäre der Weg nicht mehr zulässig. Wenigstens achtet man bei der Stadt auf die richtige Reihenfolge, wenn es um Eingriffe in die Natur und Landschaft geht: also erst eingreifen und dann unter Schutz stellen!

    Ein Anwohner

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