Sa, 24. Mai 2025
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Schwerin bekommt heute weitere „Stolpersteine”

Am 24. Mai 2022 ver­legt der Köl­ner Kün­stler Gunter Dem­nig zum acht­en Mal in Schw­erin Stolper­steine. Diese erin­nern an Opfer der nation­al­sozial­is­tis­chen Gewaltherrschaft und wer­den jew­eils vor dem let­zten selb­st

  • Veröffentlicht Mai 24, 2022
Stolper­steine in Schw­erin. | Foto: LHS / M. Chris­ten

Am 24. Mai 2022 ver­legt der Köl­ner Kün­stler Gunter Dem­nig zum acht­en Mal in Schw­erin Stolper­steine. Diese erin­nern an Opfer der nation­al­sozial­is­tis­chen Gewaltherrschaft und wer­den jew­eils vor dem let­zten selb­st gewählten Wohnort der Opfer in den Gehweg ein­ge­lassen. Die Inschrift begin­nt jew­eils mit den Worten „Hier wohnte…“.Erstmals ver­legt Gunter Dem­nig dabei heute in Schw­erin auch einen Stolper­stein für ein homo­sex­uelles Opfer des Nazi-Regimes.

 

Erstmals auch Stolperstein in Schwerin für homosexuelles Opfer

Der Stein erin­nert an Paul Junker, bis 1938 Prokurist beim dama­li­gen Kaufhaus Honig, dem heuti­gen Kress­mann. Als schwuler Mann wurde Junker am 26. Jan­u­ar 1939 wegen Ver­stoßes gegen den dama­li­gen § 175 Strafge­set­zbuch, Ver­bot Homo­sex­ueller Hand­lun­gen an und mit anderen, verurteilt. Die Nation­al­sozial­is­ten bracht­en ihn daraufhin in die Strafanstal­ten Dreibergen/Bützow, wo er bere­its am 29. Jan­u­ar 1939 ver­starb. Eine neue Stolper­schwelle soll ab heute an 290 Opfer des nation­al­sozial­is­tis­chen Euthanasie-Pro­gramms erin­nern, das auch vor Kindern keinen Halt machte. Die Stolper­schwelle find­et ihren Platz in auf dem Gehweg in der Wis­marschen Straße 298 e. Es han­delt sich dabei um den dama­li­gen Ein­gang zum Haus am Lewen­berg, heute ein Pflege­heim.

Interessierte sind herzlich eingeladen, an der Verlegung teilzunehmen: 

  • 11:30 Uhr Wis­marsche Straße 298e, Ver­legung der Stolper­schwelle für die Euthanasie-Opfer.
  • 12:15 Uhr Robert-Koch-Straße 8, Ver­legung eines Stolper­steins für Richard Brandt, der in Auschwitz ermordet wurde.
  • 12:50 Uhr Großer Moor 7, Ver­legung von zwei Stolper­steinen für Kall­mann Nadel und Idessa Nadel, eben­falls jüdis­che Opfer.
  • 13:30 Uhr Schlossstraße 17, Ver­legung eines Stolper­steins für Paul Eduard Junker, auf­grund sein­er Homo­sex­u­al­ität nach § 175 verurteilt und im Gefäng­nis ver­stor­ben.

Bere­its seit 2006 erin­nern in Schw­erin Stolper­steine an Opfer der nation­al­sozial­is­tis­chen Gewaltherrschaft. Jedes Einzelschick­sal wird mit weni­gen Eck­dat­en auf ein­er 10 mal 10 Zen­time­ter großen Mess­ing­plat­te doku­men­tiert. 82 Stolper­steine sind in der Lan­deshaupt­stadt seit 2006 ver­legt wor­den – finanziert aus Spenden von Bürg­erin­nen und Bürg­ern, denen es wichtig ist, dass Geschichte lebendig bleibt.

 

Heute um 17 Uhr Informationsveranstaltung „Euthanasie in Schwerin”

„Auf dieses Geschenk der Ein­wohner­in­nen und Ein­wohn­er […] ist Schw­erin sehr stolz. Unsere Stadt unter­stützt seit Anbe­ginn die Arbeit der Stolper­stein-Ini­tia­tive um Sabine Klemm. Unser Stadtarchiv betreibt beispiel­sweise die Nach­forschun­gen, die nötig sind, um die Einzelschick­sale zu doku­men­tieren. Dass die Zahl der Euthanasie-Opfer in der Schw­er­iner Kinder-Psy­chi­a­trie so groß war, dass es sog­ar ein­er Stolper­schwelle bedarf, ist ein sehr düsteres Kapi­tel unser­er Stadt­geschichte“, sagt Ober­bürg­er­meis­ter Rico Baden­schi­er. Er ist heute um 13.30 Uhr bei der Ver­legung des Stolper­steins in der Schlossstraße 17 dabei und nimmt am Abend an ein­er Infor­ma­tionsver­anstal­tung zum The­ma „Euthanasie in Schw­erin“ teil.

Zu dieser lädt die Stolper­stein-Ini­tia­tive Schw­erin auch alle weit­eren inter­essierte Schw­er­iner­in­nen und Schw­er­iner ein. Die Ver­anstal­tung begin­nt heute  um 17 Uhr und find­et, in Koop­er­a­tion mit der SOZIUS gGmbH, im Gar­ten­cafè des Pflege­heims „Haus am Lewen­berg“ statt. Für die Teil­nahme ist ein aktueller, neg­a­tiv­er Coro­na-Schnell­test erforder­lich.

 

Stolpersteine – Das größte dezentrale Mahnmal der Welt

Ins Leben gerufen wurde das europaweite Erin­nerung­spro­jekt „Stolper­steine“ von dem Köl­ner Aktion­skün­stler Gunter Dem­nig. Inzwis­chen find­et man sie in 1265 Orten Deutsch­lands und in 24 Län­dern Europas. Mit rund 75.000 Stolper­steinen ist das 1996 ges­tartete Pro­jekt das größte dezen­trale Mah­n­mal der Welt. Dabei war es Dem­nig von Anfang an wichtig, dass seine Stolper­steine nicht nur für bes­timmte Opfer­grup­pen ste­hen, son­dern gle­icher­maßen an Juden und Chris­ten, Sozialdemokrat­en, Kom­mu­nis­ten und Gew­erkschafter, Opfer von Euthanasie oder Denun­zi­a­tion erin­nern.

 

Das Projekt durch eine Spende unterstützen

Ein Schw­er­iner „Stolper­stein“ kostet 120 Euro, die Stolper­schwelle ca. 1.600 Euro. Sie sind über Spenden finanziert. Wer das Pro­jekt mit ein­er eige­nen Spende unter­stützen möchte, kann dies jed­erzeit tun:

Spendenkon­to

Kon­toin­hab­er: KISS e.V.
Kred­itin­sti­tut: VR Bank Meck­len­burg eG
IBAN: DE23 1406 1308 0200 0273 32
BIC: GENODEF1GUE
Ver­wen­dungszweck: Stolper­steine

Wer zudem eine Spendenbescheini­gung benötigt, wird gebeten, zusät­zlich seinen Namen und seine Adresse im Ver­wen­dungszweck anzugeben.

  • Stephan Haring

    Stephan Har­ing ist freier Mitar­beit­er unser­er dig­i­tal­en Tageszeitung. Er hat ein Bach­e­lor-Studi­um der Kom­mu­nika­tion­swis­senschaften an der Uni­ver­sität Erfurt mit den Neben­fäch­ern Sozial­wis­senschaften & Poli­tik absolviert. Im Nach­hinein arbeit­ete er in lei­t­en­den Funk­tio­nen der Presse- & Öffentlichkeit­sar­beit, im Leitungs­bere­ich eines Unternehmens sowie als Rek­tor ein­er pri­vat geführten Hochschule. Zudem entwick­elte, organ­isierte und real­isierte er mit der durch ihn entwick­el­ten LOOK ein Fash­ion­event in Schw­erin. Heute arbeit­et er freiberu­flich als Tex­ter, Press­esprech­er und Tex­tko­r­rek­tor sowie als Berater in ver­schiede­nen Pro­jek­ten. In einem Schw­er­iner Orts­beirat ist er zudem ehre­namtlich als Vor­sitzen­der kom­mu­nalpoli­tisch aktiv.

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