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Schwerin bekommt heute weitere „Stolpersteine“

Am 24. Mai 2022 verlegt der Kölner Künstler Gunter Demnig zum achten Mal in Schwerin Stolpersteine. Diese erinnern an Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und werden jeweils vor dem letzten selbst

  • Veröffentlicht Mai 24, 2022
Stolpersteine in Schwerin. | Foto: LHS / M. Christen

Am 24. Mai 2022 verlegt der Kölner Künstler Gunter Demnig zum achten Mal in Schwerin Stolpersteine. Diese erinnern an Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und werden jeweils vor dem letzten selbst gewählten Wohnort der Opfer in den Gehweg eingelassen. Die Inschrift beginnt jeweils mit den Worten „Hier wohnte…“.Erstmals verlegt Gunter Demnig dabei heute in Schwerin auch einen Stolperstein für ein homosexuelles Opfer des Nazi-Regimes.

 

Erstmals auch Stolperstein in Schwerin für homosexuelles Opfer

Der Stein erinnert an Paul Junker, bis 1938 Prokurist beim damaligen Kaufhaus Honig, dem heutigen Kressmann. Als schwuler Mann wurde Junker am 26. Januar 1939 wegen Verstoßes gegen den damaligen § 175 Strafgesetzbuch, Verbot Homosexueller Handlungen an und mit anderen, verurteilt. Die Nationalsozialisten brachten ihn daraufhin in die Strafanstalten Dreibergen/Bützow, wo er bereits am 29. Januar 1939 verstarb. Eine neue Stolperschwelle soll ab heute an 290 Opfer des nationalsozialistischen Euthanasie-Programms erinnern, das auch vor Kindern keinen Halt machte. Die Stolperschwelle findet ihren Platz in auf dem Gehweg in der Wismarschen Straße 298 e. Es handelt sich dabei um den damaligen Eingang zum Haus am Lewenberg, heute ein Pflegeheim.

Interessierte sind herzlich eingeladen, an der Verlegung teilzunehmen: 

  • 11:30 Uhr Wismarsche Straße 298e, Verlegung der Stolperschwelle für die Euthanasie-Opfer.
  • 12:15 Uhr Robert-Koch-Straße 8, Verlegung eines Stolpersteins für Richard Brandt, der in Auschwitz ermordet wurde.
  • 12:50 Uhr Großer Moor 7, Verlegung von zwei Stolpersteinen für Kallmann Nadel und Idessa Nadel, ebenfalls jüdische Opfer.
  • 13:30 Uhr Schlossstraße 17, Verlegung eines Stolpersteins für Paul Eduard Junker, aufgrund seiner Homosexualität nach § 175 verurteilt und im Gefängnis verstorben.

Bereits seit 2006 erinnern in Schwerin Stolpersteine an Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Jedes Einzelschicksal wird mit wenigen Eckdaten auf einer 10 mal 10 Zentimeter großen Messingplatte dokumentiert. 82 Stolpersteine sind in der Landeshauptstadt seit 2006 verlegt worden – finanziert aus Spenden von Bürgerinnen und Bürgern, denen es wichtig ist, dass Geschichte lebendig bleibt.

 

Heute um 17 Uhr Informationsveranstaltung „Euthanasie in Schwerin“

„Auf dieses Geschenk der Einwohnerinnen und Einwohner […] ist Schwerin sehr stolz. Unsere Stadt unterstützt seit Anbeginn die Arbeit der Stolperstein-Initiative um Sabine Klemm. Unser Stadtarchiv betreibt beispielsweise die Nachforschungen, die nötig sind, um die Einzelschicksale zu dokumentieren. Dass die Zahl der Euthanasie-Opfer in der Schweriner Kinder-Psychiatrie so groß war, dass es sogar einer Stolperschwelle bedarf, ist ein sehr düsteres Kapitel unserer Stadtgeschichte“, sagt Oberbürgermeister Rico Badenschier. Er ist heute um 13.30 Uhr bei der Verlegung des Stolpersteins in der Schlossstraße 17 dabei und nimmt am Abend an einer Informationsveranstaltung zum Thema „Euthanasie in Schwerin“ teil.

Zu dieser lädt die Stolperstein-Initiative Schwerin auch alle weiteren interessierte Schwerinerinnen und Schweriner ein. Die Veranstaltung beginnt heute  um 17 Uhr und findet, in Kooperation mit der SOZIUS gGmbH, im Gartencafè des Pflegeheims „Haus am Lewenberg“ statt. Für die Teilnahme ist ein aktueller, negativer Corona-Schnelltest erforderlich.

 

Stolpersteine – Das größte dezentrale Mahnmal der Welt

Ins Leben gerufen wurde das europaweite Erinnerungsprojekt „Stolpersteine“ von dem Kölner Aktionskünstler Gunter Demnig. Inzwischen findet man sie in 1265 Orten Deutschlands und in 24 Ländern Europas. Mit rund 75.000 Stolpersteinen ist das 1996 gestartete Projekt das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Dabei war es Demnig von Anfang an wichtig, dass seine Stolpersteine nicht nur für bestimmte Opfergruppen stehen, sondern gleichermaßen an Juden und Christen, Sozialdemokraten, Kommunisten und Gewerkschafter, Opfer von Euthanasie oder Denunziation erinnern.

 

Das Projekt durch eine Spende unterstützen

Ein Schweriner „Stolperstein“ kostet 120 Euro, die Stolperschwelle ca. 1.600 Euro. Sie sind über Spenden finanziert. Wer das Projekt mit einer eigenen Spende unterstützen möchte, kann dies jederzeit tun:

Spendenkonto

Kontoinhaber: KISS e.V.
Kreditinstitut: VR Bank Mecklenburg eG
IBAN: DE23 1406 1308 0200 0273 32
BIC: GENODEF1GUE
Verwendungszweck: Stolpersteine

Wer zudem eine Spendenbescheinigung benötigt, wird gebeten, zusätzlich seinen Namen und seine Adresse im Verwendungszweck anzugeben.

Written By
Stephan Haring

Stephan Haring ist freier Mitarbeiter unserer digitalen Tageszeitung. Er hat ein Bachelor-Studium der Kommunikationswissenschaften an der Universität Erfurt mit den Nebenfächern Sozialwissenschaften & Politik absolviert. Im Nachhinein arbeitete er in leitenden Funktionen der Presse- & Öffentlichkeitsarbeit, im Leitungsbereich eines Unternehmens sowie als Rektor einer privat geführten Hochschule. Zudem entwickelte, organisierte und realisierte er mit der durch ihn entwickelten LOOK ein Fashionevent in Schwerin. Heute arbeitet er freiberuflich als Texter, Pressesprecher und Textkorrektor sowie als Berater in verschiedenen Projekten. In einem Schweriner Ortsbeirat ist er zudem ehrenamtlich als Vorsitzender kommunalpolitisch aktiv.

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