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Schwerin: Den demografischen Wandel weiter im Blick

Bei aller Freude über den feststellbaren Zuzug auch einiger jüngerer Menschen und vor allem auch junger Familien darf natürlich in Schwerin die demografische Lage nicht aus dem Blick geraten. Denn

  • Veröffentlicht August 12, 2020
Schwerin möchte auch in Zukunft eine für jung und alt lebenswerte Stadt sein. | Foto: Symbolbild

Bei aller Freude über den feststellbaren Zuzug auch einiger jüngerer Menschen und vor allem auch junger Familien darf natürlich in Schwerin die demografische Lage nicht aus dem Blick geraten. Denn nach wie vor altert die Stadtbevölkerung zusehends. Dabei nimmt auch die Zahl pflegebedürftiger Menschen stetig zu. Ein deutliches Zeichen dieser Entwicklung sind die fast wie Pilze aus dem Boden schießenden Senioren- und Pflegeeinrichtungen. Die Stadtverwaltung sieht diese Entwicklung natürlich und will vorbereitet sein.

Stadt schaut demografisch in die Zukunft

 

Um eben dieses Ziel, nicht plötzlich von Entwicklungen überrascht zu werden, zu erreichen, hat die Stadt die Fortschreibung der Pflegesozialplanung 2014 in Auftrag gegeben. Mit Fördermitteln des Landes hat das „Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik“ diese Aufgabe übernommen. das Ergebnis liegt nun vor. Dabei legten die Fachleute aktuelle Zahlen und Entwicklungen ebenso wie gesamtgesellschaftliche Annahmen zu Grunde. Die Pflegesozialplanung untersucht dabei auch die bestehende Versorgungsstruktur und prognostiziert Bedarfe in diesem Bereich in der Zukunft. Für die Landeshauptstadt Schwerin ergibt sich so ein kalkulierbarer Planungshorizont, anhand dessen sich entsprechende Versorgungsbedarfe ableiten lassen. So besteht die Möglichkeit, zukünftigen Versorgungslücken frühzeitig entgegenzuwirken.

 

„Die Fortschreibung stellt den gegenwärtigen Stand der Pflegelandschaft in Schwerin dar und prognostiziert auf der Grundlage der aktuellen Daten und der erwarteten demografischen Entwicklung bis zum Jahr 2040 die künftigen Bedarfe für die Pflegeangebote. Pflege ist dabei ein Thema, das jeden Einzelnen von uns betrifft. Seit vielen Jahren steigt die durchschnittliche Lebenserwartung in Mecklenburg-Vorpommern und damit auch in Schwerin.“
(Andreas Ruhl, Sozialdezernent Schwerin)

 

Im Ergebnis stellt sich die Situation für Schwerin laut der Studie dabei nun wie folgt dar:

  • Bis zum Jahr 2030 ist ein Anstieg der ab 75-jährigen um 1,7 % zu erwarten. Bis 2040 soll sich sich die Zahl voraussichtlich sogar um 20,8 % erhöhen.
  • Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt bis 2030 voraussichtlich um etwa 3,5 % auf knapp 5.500. Ein Plus von 14,5 %, und damit etwa 6.090 pflegebedürftige Menschen, erwartet die Prognose für Schwerin im Jahr 2040.
  • Ebenfalls steigen dürfte die Anzahl der an Demenz erkrankenden Menschen. Hier sehen die Experten bis 2030 einen Anstieg um 2,5 % auf 2.565 Personen und bis 2040 um 20,6 % auf 9.094 Erkrankte.

 

Schlussfolgerungen für den Bereich der pflegerischen Angebote

 

  • Die pflegerische Versorgung muss angesichts der demografischen und gesellschaftlichen Veränderungen in der Kommunalpolitik weiterhin einen hohen Stellenwert erhalten.
  • Die Personalkapazitäten der ambulanten Pflegedienste sind zu erhöhen, um den Landesdurchschnitt zu erreichen. Dazu sind bis zum Jahr 2040 rd. 300 Pflegekräfte mehr erforderlich als im Jahr 2018 vorhanden. Da die Umsetzung dieser Empfehlung aufgrund des bereits bestehenden Mangels an Nachwuchskräften eine Herausforderung darstellt, gilt es auch alternative Handlungsansätze in Betracht zu ziehen.
  • Das Angebot der Tagespflege ist bereits gut ausgebaut. Die Inbetriebnahme von 50 Plätzen im Jahr 2019 und die aktuell bekannten Planungen von weiteren 82 Plätzen ermöglichen in Schwerin eine Versorgungsdichte, die über dem derzeitigen Landesdurchschnitt liegt und den Bedarf bis zum Jahr 2040 deckt. Damit gelang es, die Empfehlung aus dem ersten Planungsbericht umzusetzen.
  • Es wird dringend empfohlen, das Angebot der Kurzzeitpflege auszubauen. Dies sollte vor allem in Form von eigenständigen Kurzzeitpflegeplätzen erfolgen. Die seitens der Anbieter berichteten Schwierigkeiten eines wirtschaftlichen Betriebs gilt es dabei systematisch zu untersuchen.
  • Obwohl die Pflegesozialplanung nach der Leitlinie „ambulant vor stationär“ ihren Schwerpunkt legt, vorstationäre Angebote auszubauen, ist langfristig auch von einem weiteren Bedarf an stationären Pflegeplätzen auszugehen. Daher gilt es, auch einen Ausbau des vollstationären Angebots in Betracht zu ziehen. Wenn allerdings die derzeit geplanten stationären 542 Plätze in Betrieb gegangen sind, scheint der Versorgungsbedarf bis zum Jahr 2030 gedeckt zu sein. Bis zum Jahr 2040 wären aber 704 Plätze mehr erforderlich als im Jahr 2018 vorhanden.

 

Ergebnisse im Bereich Wohnen

 

  • Es wird empfohlen, das Betreute Wohnen weiterhin zu unterstützen. Bis 2040 sind neben den 117 geplanten Wohnungen weitere 242 Service-Wohnungen erforderlich. Diese Zielrichtung gilt, wenn man anstrebt, den Versorgungsstand des Jahres 2014 langfristig nicht zu unterschreiten.
  • Das Angebot an ambulant betreuten Wohngemeinschaften ist in Schwerin vergleichsweise gut ausgebaut, insbesondere, wenn man die derzeit bekannten Planungen mitberücksichtigt. Diese positive Entwicklung gilt es in Zukunft fortzuführen. Letztlich trägt diese Angebotsform auch dazu bei, den Bedarf an stationärer Pflege zu begrenzen.

 

Schlussfolgerungen für den Bereich Prävention und Quartiersarbeit

 

  • Aktivitäten der sozialen Arbeit dienen der Gesunderhaltung und Teilhabe älterer Menschen. Der Verbleib in der eigenen Häuslichkeit bei entsprechender gesundheitlicher Verfassung wird dadurch unterstützt. Diese Maßnahmen zielen auch darauf, den Bedarf an pflegerischen Leistungen zu verzögern. Sie fortzuführen ist daher, laut der Studie, absolut empfehlenswert.
  • Um Vereinsamungstendenzen im Alter entgegenzuwirken, ist eine Vergrößerung des kulturellen Angebots in Form von Veranstaltungen, Begegnungsstätten oder Treffpunkten anzustreben.
  • Die Anbindung dieser Angebote an stationäre Einrichtungen bietet sich in besonderem Maße an, um auch den Bewohnerinnen und Bewohnern dieses Pflegeangebots eine soziale Einbindung im Sinne einer Öffnung ins Quartier zu ermöglichen.
  • Ein Großteil der Pflege erfolgt auch heute noch im häuslichen Bereich durch Angehörige. Pflegende Angehörige sind hierbei nicht selten erheblichen physischen und psychischen Belastungen ausgesetzt. Dem sollte mit einem umfangreichen Unterstützungsangebot Rechnung getragen werden, das fachliche Anleitung (z. B. in Form von Pflegekursen der Krankenkassen) ebenso umfasst wie soziale Vernetzung und Austausch (z. B. in Form von Angehörigentreffen).

 

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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