Schwerin: Deutliche Öffnungsschritte nun auch in MV

Seit vielen Wochen ist das öffentliche Leben in Deutschland durch den Kampf gegen das Coronvirus stark heruntergefahren. Das hat für jeden Einzelnen direkte Folgen. Während die einen „nur“ auf Abstand achten müssen und nur noch zu zweit vor die Tür dürfen, stehen andere vor dem existenziellen Aus. Mit Blick auf deutschlandweit zurückgehende Neuinfektionen ist inzwischen eine spürbare Bewegung in Lockerungen der vielen Einschränkungen gekommen. An sich woll(t)en Bund und Länder die Schritte dabei gemeinsam beschließen. Inzwischen aber haben – mit Blick auf regionale Besonderheiten – einige Länderchefs es nicht mehr aushalten können, denn an sich wäre schon am Mittwoch die nächste Bund-Länder-Konferenz. Am gestrigen Abend überraschte nun auch die Landesregierung in Schwerin mit schnellen deutlichen Schritten

Zwei Länder überraschten mit weiteren Lockerungen im Alleingang

In den vergangenen Tagen verkündeten die Regierungschefs aus Sachsen-Anhalt und Niedersachsen unerwartete Alleingänge ihrer Bundesländer hinsichtlich der Lockerung der Corona-Regeln. Offenbar ohne weitere Absprache mit den Länderkollegen und vor dem für Mittwoch geplanten Termin einer gemeinsamen Abstimmung von Bund und Ländern. Daher hielt sich gestern schon den ganzen Tag hartnäckig das Gerücht, dass auch MV noch vor der Telefon- und Videoschalte mit Maßnahmen reagiert.

Bundesweite Touristen können ab 25. Mai nach MV kommen

Am Abend dann gab es Klarheit. Nach einem Spitzengespräch der Landesregierung mit DEHOGA und Landestourismusverband war klar: MV öffnet sich in zügigen Schritten. Schon zu Pfingsten sollen wieder Touristen aus ganz Deutschland nach Mecklenburg-Vorpommern kommen können. Konkreter Starttermin ist sogar schon der 25. Mai 2020 – also der Montag vor Pfingsten. Ab dann können die Hotels und Pensionen im Land 60% ihrer Bettenkapazitäten einem bundesweiten Publikum offerieren. Ob und in welchem Umfang eine Beschränkung der Bettenkapazität von Ferienwohnungsanlagen und -dörfern gelten wird, ist noch offen.  Der „Testlauf“ für diese Öffnung soll eine Woche zuvor erfolgen. Denn bereits ab dem 18. Mai 2020 können Einwohner aus MV innerhalb des Bundeslandes wieder in Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen reisen. Bis dahin sollen für die Übernachtungsstätten noch klare Vorgaben hinsichtlich Hygiene sowie Gäste- und Personalsicherheit entstehen.

Die meisten Gastronomien dürfen ab Samstag öffnen

Entsprechend strikte Regelungen stehen bereits für die Gastronomie – konkret für Restaurants und Cafés – fest. Denn sie können unerwartet schnell bereits am kommenden Samstag (9. Mai) im Innen- und Außenbereich öffnen. Laut DEHOGA-Präsident Lars Schwarz gelten vorerst Öffnungszeiten zwischen 6 und 21 Uhr. Aber Personal wie auch Gäste müssen sich auf auch weitere geänderte Rahmenbedingungen einstellen. So gilt eine Empfehlung, im Vorfeld zu reservieren. Diese ist organisatorisch sinnvoll, denn an jedem Tisch muss mindestens eine Person gegenüber der Gastronomie die persönlichen Kontaktdaten benennen. Hintergrund ist die Möglichkeit der späteren Nachverfolgbarkeit im Falle auftretender Infektionen. Alle Gäste im Lokal müssen sitzen – zu fremden Personen gilt ein Mindestabstand von 1,5 Metern – und es darf keine gemeinsam genutzten Gegenstände wie Salzstreuer & Co geben. Alle Servicekräfte, die direkt am Kunden arbeiten, müssen Mund-Nase-Schutz tragen.

Die letzte Vorgabe lässt bereits eine weitere Entscheidung des Landes in den nächsten Tagen erahnen: Es dürfen nämlich maximal sechs Erwachsene an einem Tisch sitzen. Da dies mit der geltenden Kontaktsperre (max. 2 Personen aus einem Haushalt) nur schwer vereinbar ist, könnte dies darauf hindeuten, dass Ministerpräsidentin Schwesig am Mittwoch auf Veränderungen in diesem Bereich abzielen könnte.

Heute werden weitere Entscheidungen erwartet

Wenn heute in Schwerin das Kabinett zu einer routinemäßigen Sitzung zusammentritt, sollen diese Maßnahmen abschließend beschlossen werden. Da gestern aber bereits Vertreter beider Regierungsparteien sowie die Vertreter der Branchenverbände mit am Tisch saßen, dürfte dieser Schritt eher Formsache sein. Aber dennoch dürfen wir auf die Ergebnisse des heutigen Tages gespannt sein. Denn es soll u.a. auch um die weitere Öffnungsschritte der größtenteils noch geschlossenen körpernahen Dienstleistungen wie Kosmetikstudios gehen. Hier haben zuverlässige Quellen bereits die Tendenz ebenfalls bevorstehender Öffnungsmöglichkeiten signalisiert. Aber warten wir den heutigen Tag ab.

 

 

 

Sachsen-Anhalt preschte bereits am Wochenende vor

Bereits am Wochenende überraschte Reiner Haselhoff (CDU), Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, mit vorzeitigen Lockerungen in seinem Bundesland. Dabei sprach er einerseits von Schritten, die in Mecklenburg-Vorpommern und damit auch in Schwerin bereits umgesetzt sind. Denn Haselhoff kündigte die Öffnung von Spielplätzen und Friseursalons an. Im Gegensatz zu unserem Bundesland aber stehen auch Kosmetik- und Nagelstudios sowie alle weiteren Dienstleister, die körperliche Nähe voraussetzen, vor der Öffnung. Dies sieht in M-V anders aus. Noch gestern hatten daher in Schwerin Vertreterinnen aus den Bereichen  Kosmetik, Massage, Tattoo und Maniküre vor der Staatskanzlei für eine Öffnung ihrer Salons demonstriert. Aber der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt ging noch einen Schritt weiter – und konkret damit dürfte er sich den Unmut seiner Länderkollegen einhandeln. Denn er lockerte im Alleingang für sein Bundesland die Kontaktsperre. Nun dürfen dort daher nicht mehr nur zwei sondern bis zu fünf Personen ohne familiären Zusammenhang gemeinsam unterwegs sein.

Niedersachsen will Gastronomien ab kommenden Montag teilweise öffnen

Auf offenbar ebenso „glühenden Kohlen“ saß scheinbar der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD). Auch er wollte oder konnte scheinbar die für Mittwoch vereinbarte Videokonferenz von Bund und Ländern nicht mehr abwarten. Daher verkündete er bereits gestern weitere Lockerungen. Darunter sehr klare Signale auch aus Niedersachsen für eine äußerst zügige Öffnung der Gastronomien und Hotels – natürlich noch unter Einschränkungen. So sollen in Niedersachsen bereits am kommenden Montag Restaurants, Cafés und Biergärten innen wie auch außen wieder ihre Gäste empfangen dürfen. Unter anderem müssen sie wohl die Zahl der Plätze halbieren und Gäste müssen vorab reservieren. Auch soll die Vermietung von Ferienwohnungen und -häusern in Niedersachsen ab Montag wieder starten. Hotels sollen 14 Tage später folgen. Auch hier gelten Reduzierungen des Platzangebotes. Zudem ist für die letzte Maiwoche die Öffnung der Freibäder geplant.