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Schwerin: Gefahr auf dem Grundstück des Strandhotels

Selbst wer schon zehn Jahre oder auch mehr in Schwerin lebt, dürfte kaum die Vorstellung haben, wie nett es einstmals am und im Strandhotel Schwerin war. Kaffee, Kuchen und Essen

  • Veröffentlicht Januar 15, 2021
Aktuell ist es offenbar nicht sehr schwer in das marode Gebäude des einstigen Strandhotels in Schwerin zu gelangen. Darin aber lauern extreme Gefahren. | Foto: privat

Selbst wer schon zehn Jahre oder auch mehr in Schwerin lebt, dürfte kaum die Vorstellung haben, wie nett es einstmals am und im Strandhotel Schwerin war. Kaffee, Kuchen und Essen auf der großen Außenterrasse mit Blick auf den Schweriner See. 32 Hotelzimmer zu Beginn, nach einer Sanierung 1990 ein paar weniger – einfach ein ansprechender Ort für Schweriner und Gäste. Selbst nach der Schließung des Hotels in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends sorgten noch ein paar Partys für Leben im Haus. Dann herrschte Stille.

 

Nach Schließung sollte Hotel voller Superlative kommen

Ein großes Hotelprojekt, bei dem man mit Superlativen nicht sparte, kam über das Bauschild nicht hinweg. Dafür folgten Jahre eines Hin- und Her. Aus der einstmals guten Adresse wurde ein Thema für Websites, die „Lost Places“, die „schönsten Ruinen“ oder auch „Ghost Hotels“ thematisieren. Jahr für Jahr konnten die Schweriner und ihre Gäste nur zusehen, wie das Gebäude und die vorgelagerten Terrassen weiter verfielen. Immer wieder schien Hoffnung auf eine Entwicklung aufzukeimen – ebenso schnell verflog diese wieder.

 

Statt Superhotel folgte Verfall und Verkauf an Investor

Seit einigen Jahren ist ein durchaus nicht unbekannter Schweriner Investor Eigentümer des Objektes und des gesamten Grundstücks. Wer nun hoffte, jetzt ginge es los, sah sich allerdings erneut enttäuscht. Das Hickhack um eine mögliche Entwicklung hörte weiterhin nicht auf. Irgendwann war klar, dass ein reines Hotelprojekt nicht realisierbar sei. Nun sollte alles zum Wohnstandort umgewandelt werden. Es folgten viele Gespräche – Verwaltung, Investor, Ortsbeirat und sicher manch Institution mehr redeten. Nur Erkennbares tat sich nicht. Es ging um Bebauungsdichten, Bebauungshöhen, Nutzungen und vieles mehr. Im vergangenen Jahr nun kam es eigentlich zum lange erhofften Durchbruch. Eine Einigung war praktisch erreicht. Ortsbeirat, Verwaltung, Investor – alles waren im Boot. etwas unerwartet warf der Bauausschuss allerdings noch einmal Sand ins Getriebe. Letzten Endes aber kam auch aus der Politik das Go.

 

Nach langem Hin und Her zuletzt grünes Licht für Hotel- und Wohnprojekt

Es ist anzunehmen, dass der Investor nun seine Pläne präzisiert, um dann alle erforderlichen Anträge in die Wege zu leiten. Scheinbar aber ist er dabei derart abgelenkt, dass er die Sicherheit auf seinem Grundstück, für die er verantwortlich ist, etwas aus den Augen verloren hat. Denn wie der stellvertretende Vorsitzende der UB-Stadtfraktion, Manfred Strauß, gestern auf seiner Facebook-Seite zeigte, kann von einer Grundstückssicherung nicht wirklich die Rede sein. Fotos, die ihn erreichten, zeigen defekte Bauzäune, die einen fast ungehinderten Zutritt ermöglichen, hab offene Gully-Öffnungen, die eine Absturzgefahr bedeuten, offenstehende Zugänge zum komplett maroden Gebäude.

 

Aktuell massive Gefahren auf dem Grundstück an der Promenade in Schwerin Zippendorf

Manfred Strauß, stellv. UB-Fraktionsvorsitzender Schwerin, fordert schnelles Handeln.

„Der Zugang zu Grundstück und Gebäude ist nicht gesichert. Es gibt zahlreiche Gefahrenstellen auf dem Gelände und in der Ruine. Decken drohen einzustürzen. Nicht auszudenken, wenn spielende Kinder dort zu Schaden kommen würden. Wir haben die Bauverwaltung der Stadt informiert, damit der Eigentümer […] seinen Mindestpflichten nach Sicherung gegen unbefugten Zutritt nachkommt. Leider fällt er immer wieder mit den gleichen Problemen auf. Die Stadt muss hier energischer vorgehen“, so der Stadtvertreter auf Facebook.

Nun kann man natürlich die Meinung vertreten, dass auf einem fremden Grundstück niemand etwas zu suchen hat. Vor allem dann, wenn es erkennbar nicht ungefährlich dort ist. Die Realität aber ist auch jedem klar. Gerade so ein Ort zieht magisch an. Nicht zuletzt auch deshalb gibt es eine Pflicht der Eigentümer zur Bausicherung. Damit soll letztlich die Gefährdung auch unerwünschter Gäste verhindert werden. eine Situation, die aktuell auf dem Gelände des einstigen Strandhotels in Schwerin Zippendorf ganz sicher nicht besteht.

 

Stadt reagierte umgehend

Bernd Nottebaum, Baudezernent in Schwerin, | Foto: SIS / Christoph Müller

Wir fragen nach beim Baudezernenten der Stadt Schwerin, Bernd Nottebaum. Er bestätigte, durch den Stadtvertreter Manfred Strauß am gestrigen Donnerstag die Fotos (hier im Beitrag) über die Situation auf dem Hotelgrundstück erhalten zu haben. „Die Situation dort verstößt, darauf zumindest deutet das Fotomaterial eindeutig hin, gegen die Verkehrssicherungspflicht. Diese sehr genau einzuhalten ist eindeutig die Aufgabe des Eigentümers“, so Nottebaum. Er sei sehr dankbar, dass Strauß ihm umgehend das Material zur Verfügung gestellt und auf die so nicht akzeptable Situation hingewiesen habe. „Ich habe direkt nach der Information durch Manfred Strauß die untere Bauaufsichtsbehörde eingeschaltet und um ein bauaufsichtliches Verfahren gebeten.“ Die dortigen Mitarbeiter reagierten auch umgehend und setzten den Eigentümer darüber in Kenntnis, dass man am heutigen Tag die Grundstückssicherung schriftlich anordnen werde. Dieser habe, so war zu erfahren, dies noch gestern umgehend zugesichert.

 

 

Written By
Stephan Haring

Stephan Haring ist freier Mitarbeiter unserer digitalen Tageszeitung. Er hat ein Bachelor-Studium der Kommunikationswissenschaften an der Universität Erfurt mit den Nebenfächern Sozialwissenschaften & Politik absolviert. Im Nachhinein arbeitete er in leitenden Funktionen der Presse- & Öffentlichkeitsarbeit, im Leitungsbereich eines Unternehmens sowie als Rektor einer privat geführten Hochschule. Zudem entwickelte, organisierte und realisierte er mit der durch ihn entwickelten LOOK ein Fashionevent in Schwerin. Heute arbeitet er freiberuflich als Texter, Pressesprecher und Textkorrektor sowie als Berater in verschiedenen Projekten. In einem Schweriner Ortsbeirat ist er zudem ehrenamtlich als Vorsitzender kommunalpolitisch aktiv.

1 Comment

  • Ja, is nicht schön. Wenn M. Strauss wirklich eine Gefahr gesehen hätte, hätte er selbst die Bauaufsicht informiert und nicht bei Facebook geschrieben: „Hallo Herr Lehrer, ich weiss was!“

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