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Haushaltskrise in Schwerin:
Fraktionen einigen sich auf Sparmaßnahmen und Steuererhöhungen

Nach der Zurückweisung des Haushalts durch das Innenministerium haben sich mehrere Schweriner Fraktionen auf einen Kompromiss geeinigt, um Einsparungen umzusetzen und Einnahmen zu erhöhen.

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  • Veröffentlicht Mai 21, 2025
Schwerin Haushalt 2025
Mehrere Frak­tio­nen in der Stadtvertrete­tung haben einen Haushalt­skom­pro­miss vorgelegt

Nach der Zurück­weisung des im März beschlosse­nen Dop­pel­haushalts 2024/2025 durch das Innen­min­is­teri­um Meck­len­burg-Vor­pom­mern haben sich die Frak­tio­nen der Schw­er­iner Stadtvertre­tung auf einen gemein­samen Kom­pro­miss zur Nachbesserung ver­ständigt. Ziel ist es, die vom Min­is­teri­um geforderten Kon­so­li­dierungs­maß­nah­men umzuset­zen und die Genehmi­gungs­fähigkeit des Haushalts wieder­herzustellen.

Hintergrund: Haushalt nicht genehmigungsfähig

Das Innen­min­is­teri­um hat­te den ursprünglich von der Stadtvertre­tung beschlosse­nen Haushalt geprüft und in einem Schreiben mit­geteilt, dass dieser nicht genehmi­gungs­fähig sei. Begrün­det wird dies unter anderem damit, dass die Stadtvertre­tung die vom Finanzdez­er­nat vorgeschla­ge­nen Erhöhun­gen der Hebesätze für Grund­s­teuer B und Gewerbesteuer nicht über­nom­men habe. Dadurch fehlen im Haushalt­s­plan rund drei Mil­lio­nen Euro an kalkulierten Ein­nah­men.

Das Min­is­teri­um sieht hierin einen Ver­stoß gegen die kom­mu­nal­rechtlichen Vorschriften. Zudem habe die Stadt damit den eingeschla­ge­nen Kurs der Haushalt­skon­so­li­dierung ver­lassen. Für das laufende Jahr wird im Haushalt zwar noch ein leichter Über­schuss von rund 500.000 Euro aus­gewiesen, für 2026 geht die Finanz­pla­nung jedoch bere­its von einem Defiz­it von über fünf Mil­lio­nen Euro aus. Auf­grund dieser Entwick­lung wurde die Entschei­dung über die Genehmi­gung des Haushalts aus­ge­set­zt. Die Stadt wurde aufge­fordert, bis zum 30. Juni 2025 eine Nach­tragshaushaltssatzung zu erar­beit­en.

Gemeinsamer Antrag mehrerer Fraktionen

In Reak­tion auf die Vor­gaben des Innen­min­is­teri­ums haben sich die Frak­tio­nen von CDU, SPD, UB/FDP, DIE LINKE sowie BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN/Die PARTEI auf einen gemein­samen Antrag ver­ständigt. Dieser soll in ein­er Son­der­sitzung der Stadtvertre­tung am 26. Mai berat­en und beschlossen wer­den. Grund­lage des Antrags ist ein Maß­nah­men­paket, das sowohl Aus­gabenkürzun­gen als auch Ein­nah­meer­höhun­gen umfasst.

Konkret sieht der Kom­pro­miss fol­gende Einsparun­gen vor:

  • Kürzung von Sach- und Dien­stleis­tun­gen in der Stadtver­wal­tung um 500.000 Euro

  • Kürzung von För­der­mit­teln im Bere­ich der Jugen­dar­beit um 200.000 Euro

  • Kürzung der Mit­tel für die Bewirtschaf­tung von Straßen, Grün­flächen und Gebäu­den um 500.000 Euro

Darüber hin­aus ist eine Erhöhung des Gewerbesteuer­hebe­satzes um acht Prozent­punk­te vorge­se­hen. Diese Maß­nahme soll zusät­zliche Ein­nah­men in Höhe von etwa 928.000 Euro gener­ieren.

Zusam­men sollen diese Maß­nah­men zu einem Kon­so­li­dierungs­beitrag von knapp 2,1 Mil­lio­nen Euro führen. Ziel ist es, den vom Innen­min­is­teri­um geforderten Haushalt­süber­schuss von drei Mil­lio­nen Euro im Jahr 2025 zu erre­ichen. Weit­ere Maß­nah­men sollen im Rah­men der Nach­tragshaushalts­ber­atung geprüft wer­den.

Auswirkungen auf freiwillige Leistungen und Investitionen

Mit dem Kom­pro­miss soll ver­mieden wer­den, dass die Stadt dauer­haft in der vor­läu­fi­gen Haushalts­führung verbleibt. In diesem Fall wären zahlre­iche frei­willige Aus­gaben nicht mehr zuläs­sig. Dazu zählen unter anderem die geplante Erhöhung der Zuschüsse für die Musik- und Kun­stschule Atarax­ia, die Co-Finanzierung von Kul­tur­pro­jek­ten sowie zusät­zliche Aufwan­dentschädi­gun­gen für die Frei­willi­gen Feuer­wehren.

Auch bere­its beschlossene oder geplante Investi­tio­nen wie das Bürg­erzen­trum Lankow oder das Wel­ter­bezen­trum kön­nten ohne einen genehmigten Haushalt nicht umge­set­zt wer­den. Ins­ge­samt wur­den vom Innen­min­is­teri­um Investi­tion­skred­ite in Höhe von über zehn Mil­lio­nen Euro vor­erst nicht genehmigt. Betrof­fen sind unter anderem Pro­jek­te wie die Neugestal­tung des Grun­thalplatzes, Maß­nah­men am Nor­dufer des Ziegelsees und die Pla­nung von Stellplatzan­la­gen am Sport­park Lankow.

Finanzdez­er­nent Sil­vio Horn kündigte an, in der kom­menden Woche Gespräche im Innen­min­is­teri­um zu führen, um mögliche Lösungswege zu erörtern. Die Stadtver­wal­tung plant zudem eine Son­der­sitzung des Finan­zauss­chuss­es, um die Umset­zung des Kom­pro­missvorschlags vorzu­bere­it­en.

Finanzielle Handlungsfähigkeit Schwerins sichern

Ob die beschlosse­nen Maß­nah­men aus­re­ichen, um die Genehmi­gung des Haushalts zu erhal­ten, bleibt zunächst offen. Das Innen­min­is­teri­um hat der Stadt jedoch einen gewis­sen Entschei­dungsspiel­raum gelassen. Die Umset­zung des Kom­pro­missvorschlags soll als Grund­lage für die Erar­beitung der Nach­tragshaushaltssatzung dienen.

Die beteiligten Frak­tio­nen beto­nen in ihrer gemein­samen Erk­lärung, dass mit dem Antrag die Voraus­set­zun­gen geschaf­fen wer­den sollen, um die finanzielle Hand­lungs­fähigkeit der Stadt im Jahr 2025 zu sich­ern. Gle­ichzeit­ig äußern sie die Sorge, dass es in den kom­menden Jahren zunehmend schwieriger werde, aus­geglich­ene Haushalte aufzustellen. Als Gründe wer­den unter anderem steigende Tar­i­fab­schlüsse, wach­sende Sozialaus­gaben und zusät­zliche kom­mu­nale Auf­gaben genan­nt, die nicht durch entsprechende Finanzmit­tel aus­geglichen wür­den.

In einem weit­eren Schritt wollen die Frak­tio­nen daher den Ober­bürg­er­meis­ter beauf­tra­gen, sich gegenüber der Lan­des- und Bun­desregierung für eine auskömm­lichere Finanzierung der Kom­munen einzuset­zen.

AfD gegen Anhebung der Grund- und Gewerbesteuer

Die AfD als größte Frak­tion in der Schw­er­iner Stadtvertre­tung wurde in offen­sichtlich in die Kom­pro­miss­find­ung nicht ein­be­zo­gen. „Für unsere Frak­tion ste­ht zum jet­zi­gen Zeit­punkt fest: wir wer­den die Anhebung der Grund- und Gewerbesteuer nicht unter­stützen, denn diese belas­ten dauer­haft die Ein­wohn­er und Gewer­be­treiben­den in der Stadt”, wurde AfD-Frak­tion­schefin Petra Fed­er­au von weni­gen Tagen in ein­er Pressemit­teilung zitiert. Wenn sich die Ver­wal­tung nicht bewege, so sei auch eine vor­läu­fige Haushalts­führung eine Option,  wenn die Stadt damit die finanziellen Belas­tun­gen senken kann, so Fed­er­au weit­er.

Ob die Erhöhung der Grund­s­teuer am Ende der Haushaltsver­hand­lung eben­falls  von der Stadtvertre­tung in den Blick genom­m­men wird, bleibt abzuwarten. Zur Dis­po­si­tion ste­ht sie im Kom­pro­missvorschlag nicht. In der Erar­beitung der Nach­tragshaushaltssatzung wer­den allerd­ings noch 900.000 Euro benötigt, wenn man die Vor­gaben des Innen­min­is­teri­ums umset­zen möchte. Nicht aus­geschlossen, das am Ende auch diese Steuer in den Blick genom­men wird.