Sa, 24. Mai 2025
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Schweriner Haushalt in der Krise:
Haushaltsloch von fünf Millionen Euro bringt Schwerin in Bedrängnis

Der Haushalt der Stadt Schwerin wackelt: Ein drohendes Millionenloch, abgelehnte Steuererhöhungen und massive Kürzungen bei freiwilligen Leistungen setzen die Politik unter Zugzwang.

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  • Veröffentlicht Mai 6, 2025
Bis Juni muss die Poli­tik den Haushalt nachbessern. Foto: max­press

Die Finan­zlage der Lan­deshaupt­stadt Schw­erin sorgt erneut für poli­tis­chen Zünd­stoff. Nach­dem die Stadtvertre­tung im März den Haushalt beschlossen hat­te, musste die Ver­wal­tung den Plan der Kom­mu­nalauf­sicht zur Prü­fung vor­legen – mit ernüchtern­dem Ergeb­nis: Für das laufende Jahr weist der Haushalt zwar noch ein leicht­es Plus von rund 500.000 Euro aus, doch bere­its für 2026 rech­net die Stadt mit einem Defiz­it von mehr als fünf Mil­lio­nen Euro.

Innenministerium stuft Haushalt als rechtswidrig ein

Ein wesentlich­er Grund dafür: Die Stadtvertre­tung hat­te die vom Finanzdez­er­nat vorgeschla­gene Anhebung der Hebesätze für Grund­s­teuer B und Gewerbesteuer abgelehnt – Ein­nah­men in Höhe von rund drei Mil­lio­nen Euro bleiben damit aus. Dieser Beschluss wider­spricht laut Innen­min­is­teri­um der Kom­mu­nalver­fas­sung und ist daher rechtswidrig. Zudem habe die Stadt damit ihren Kurs der Haushalt­skon­so­li­dierung ver­lassen.

„Diese Bew­er­tung war abse­hbar. Wir haben die Kom­mu­nalpoli­tik in den Haushalts­ber­atun­gen mehrfach auf diese Kon­se­quen­zen hingewiesen“, betont Finanzdez­er­nent Sil­vio Horn. Beson­ders kri­tisch sieht das Min­is­teri­um die Entwick­lung für das Haushalt­s­jahr 2026. Auf­grund des erhe­blichen Fehlbe­trags wird eine Entschei­dung zur Genehmi­gung des Haushalts voll­ständig zurück­gestellt. Für 2025 fordert die Auf­sichts­be­hörde allerd­ings bere­its jet­zt Nachbesserun­gen – bis zum 30. Juni soll die Stadtvertre­tung Entschei­dun­gen tre­f­fen, um ein Plus von drei Mil­lio­nen Euro zu erzie­len.

Entscheidungsspielraum liegt bei der Stadtvertretung

„Damit kommt uns das Min­is­teri­um bere­its ent­ge­gen“, so Horn. „Laut dem beschlosse­nen Haushaltssicherungskonzept war ursprünglich ein Über­schuss von über fünf Mil­lio­nen Euro vorge­se­hen.“ Horn wird Anfang kom­mender Woche zu Gesprächen im Innen­min­is­teri­um erwartet, um Lösungswege zu disku­tieren.

Wie die Stadtvertre­tung das Ziel erre­ichen will, über­lässt das Min­is­teri­um in Wahrung der kom­mu­nalen Selb­stver­wal­tung den städtis­chen Gremien. Möglich seien die bis­lang abgelehn­ten Steuer­erhöhun­gen, ein Nach­tragshaushalt oder eine Haushaltssperre im Ein­vernehmen mit dem Ober­bürg­er­meis­ter. Die Ver­wal­tung plant dazu kurzfristig Beratun­gen mit der Poli­tik und will eine Son­der­sitzung des Finan­zauss­chuss­es ein­berufen.

„Die Zeit drängt“, mah­nt Horn. „Die schnell­ste Lösung wäre die Zus­tim­mung zu den Hebe­satzsatzun­gen. Allerd­ings hal­ten wir es derzeit für wenig aus­sicht­sre­ich, dies der Stadtvertre­tung ein drittes Mal vorzuschla­gen.“

Freiwillige Leistungen stehen auf der Kippe

Die Fol­gen des rechtswidri­gen Haushalts sind bere­its jet­zt spür­bar: Sollte die Stadt dauer­haft in der vor­läu­fi­gen Haushalts­führung verbleiben, dürften frei­willige Aus­gaben – etwa die geplante Erhöhung der För­der­mit­tel für die Musik- und Kun­stschule Atarax­ia um 100.000 Euro oder zusät­zliche Aufwand­sentschädi­gun­gen für Frei­willige Feuer­wehren – nicht getätigt wer­den.

Beson­ders betrof­fen wären auch andere frei­willige Leis­tun­gen der Stadt, vor allem im Bere­ich Kul­tur, Jugend und Sport. Neue Investi­tio­nen wie das geplante Bürg­er­haus in Lankow, zusät­zliche öffentliche Toi­let­ten oder das Stadt­geschichtsmu­se­um inklu­sive Wel­ter­bezen­trum kön­nten nicht umge­set­zt wer­den. „Ger­ade beim Wel­ter­bezen­trum wäre ein Stopp der Pla­nungsmit­tel beson­ders bedauer­lich“, so Horn.

Auch größere Pro­jek­te wie die kosten­lose Schüler­be­förderung ste­hen auf der Kippe. Diese frei­willige Leis­tung kostet jährlich rund 1,8 Mil­lio­nen Euro – Mit­tel, die sich die Stadt nach Ein­schätzung des Innen­min­is­teri­ums kün­ftig nicht mehr leis­ten kann. „Wenn das Geld nicht reicht, wird zuerst bei den frei­willi­gen Leis­tun­gen gekürzt. Aber ger­ade diese machen unsere Stadt lebenswert“, sagt Horn. „Die Entschei­dung liegt jet­zt bei der Stadtvertre­tung.“

Investitionen unter Vorbehalt

Ein Licht­blick bleibt: Die für 2025 und 2026 beantragten Kred­iter­mäch­ti­gun­gen sollen weit­ge­hend genehmigt wer­den. Allerd­ings wird für zehn Investi­tion­spro­jek­te mit einem Gesamtvol­u­men von über 4,5 Mil­lio­nen Euro die Genehmi­gung derzeit ver­sagt – darunter die Pla­nun­gen für das Wel­ter­bezen­trum, eine Stellplatzan­lage am Sport­park Lankow, die Neugestal­tung des Grun­thalplatzes und Maß­nah­men am Nor­dufer des Ziegelsees. Weit­ere Pro­jek­te im Umfang von rund neun Mil­lio­nen Euro – wie die Sanierung der Sporthalle Reifer­bahn oder der Rad­we­gaus­bau zwis­chen Sta­dion­straße und Meck­len­burgstraße – bleiben zunächst in der Schwebe.