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Schwerin: IG Bau sieht Löhne auf Baustellen gefährdet

Häuserbauen für 9,35 Euro pro Stunde? – „Nein“, sagt die IG BAU. „Wer den harten Job auf dem Bau macht, hat mehr verdient als einen Niedriglohn.“ Bauindustrie und Bauhandwerk müssen sich

  • Veröffentlicht Januar 11, 2020
Kommt es auch auf den Baustellen in Schwerin bald zu einer Zwei-Klassen-Gesellschaft? | Foto: Symbolbild

Häuserbauen für 9,35 Euro pro Stunde? – „Nein“, sagt die IG BAU. „Wer den harten Job auf
dem Bau macht, hat mehr verdient als einen Niedriglohn.“ Bauindustrie und Bauhandwerk müssen sich jetzt allerdings beeilen, um genau das zu verhindern. „Die Arbeitgeber sind am Zug, höheren Mindestlöhnen auf dem Bau zuzustimmen. Sie sollten keinen ‚Lohn-Kamikaze-Kurs‘ wagen“, warnt die Bau-Gewerkschaft.

Gewerkschaft warnt vor Lohnlücke auf dem Bau

Mit deutlichen Worten ist die Industriegewerkschaft Bau-Agrar-Umwelt am gestrigen Freitag an die Öffentlichkeit gegangen. Sie sieht die Gefahr einer Zwei-Klassen-Gesellschaft auch auf den Baustellen in Schwerin. Zwei Bauarbeiter, die gleiche Arbeit – und trotzdem zwei unterschiedliche Löhne: Gut 10 Euro könnten die Löhne pro Stunde auf den Baustellen in Schwerin bald auseinander gehen. Bauarbeiter, die keinen Tariflohn bekommen, müssen laut Angaben der Gewerkschaft um ihren Branchen-Mindestlohn bangen.

Arbeitgeber sollen Schlichterspruch zustimmen

Nach Berechnungen der Arbeitnehmervertreter könnte ein Großteil der rund 1.100 Bauarbeiter in Schwerin von der Situation betroffen sein. Die Gewerkschaft fordert daher das Bauhandwerk und die Bauindustrie auf, einem Schlichterspruch zuzustimmen. Dann könnten auch die neuen Mindestlöhne in Kraft treten. „Passiert das nicht, droht dem Bau in Schwerin schlimmstenfalls der gesetzliche Mindestlohn von 9,35 Euro pro Stunde als unterste Verdienstgrenze“, sagt IG BAU-Bezirksvorsitzender Jörg Reppin. Und er zeigt auch sein Rechenmodell der 10-Euro-Lücke auf: Der Basis-Tariflohn für einen erfahrenen Maurer, Zimmerer oder Straßenbauer in Schwerin liege derzeit bei 19,50 Euro. Würden Unternehmen, die nicht an den Tariflohn gebunden sind, künftig lediglich den gesetzlichen Mindestlohn von derzeit nur 9,35 Euro bezahlen, dann würde das eine krasse Kluft von über 10 Euro beim Stundenlohn bedeuten.

Vorgesehen ist ein Mindestlohn von 12,55 Euro

Der Schlichterspruch sieht ein Ansteigen des Bau-Mindestlohns in den neuen Bundesländern ab April auf 12,55 Euro je Stunde vor. „Wenn die Arbeitgeber den neuen Branchen-Mindestlohn allerdings nicht akzeptieren, dann wäre das ein Lockruf an alle Billig-Firmen aus dem In- und Ausland, als Dumping-Konkurrenz auf den Markt zu drängen. Diese Billigheimer würden dann ordentlich arbeitenden und anständig – nämlich den Tariflohn – bezahlenden Unternehmen in Schwerin wirtschaftlich das Handwerk legen“, so Reppin.

Gewerkschaft malt dunkles Szenario

Damit diese Negativentwicklung verhindert werden kann, muss aber seitens der Arbeitgeber bis zum kommenden Freitag eine Zustimmung zum Schlichterspruch vorliegen. Hier steht viel auf dem Spiel. Nämlich der faire Wettbewerb bei fairer Bezahlung. Der Bau darf nicht zur Niedriglohn-Branche werden. Denn die Folgen für die Beschäftigungsentwicklung wären verheerend – und das mitten im Bau-Boom: Selbst Facharbeiter würden dann abwandern. Vom Niedriglohn-Image der Baubranche und ihrem fehlenden Nachwuchs ganz zu schweigen“, skizziert der Bezirksvorsitzende der Gewerkschaft ein dunkles Szenario.

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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