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Schwerin: Innenminister präsentiert Kriminalitätsstatistik

Alljährlich stellt der Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin die Kriminalitätsstatistik für das jeweils vorangegangene Jahr vor. Sie beinhaltet alle polizeilich aufgenommenen Delikte in den zahlreichen Kriminalitätsbereichen und setzt sie ins

  • Veröffentlicht März 18, 2020
In Schwerin stellte Innenminister Caffier die Kriminalitätsstatistik 2019 vor. | Foto: Symbolbild

Alljährlich stellt der Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin die Kriminalitätsstatistik für das jeweils vorangegangene Jahr vor. Sie beinhaltet alle polizeilich aufgenommenen Delikte in den zahlreichen Kriminalitätsbereichen und setzt sie ins Verhältnis zu den Vorjahren. Trotz Corona-Krise hat Innenminister Caffier die entsprechenden Zahlen für 2019 am gestrigen Dienstag in Schwerin präsentiert. 

Die jüngste Entwicklung der Kriminalität in Mecklenburg-Vorpommern ist dabei geprägt durch:

  1. einen Anstieg der Gesamtkriminalität in MV um 2,5 %,
  2. weiter sinkende Fallzahlen bei Wohnungseinbrüchen,
  3. einen wiederholten Anstieg bei der Rauschgiftkriminalität und den somit höchsten Stand seit 1993
  4. erneut hohe Aufklärungsquote mit 62,8 %.

Leichter Anstieg der Kriminalität gegenüber dem Vorjahr

2019 kam es demnach zu insgesamt 111.329 Straftaten. Die Fallzahl erhöhte sich somit um 2.664 Fälle. Damit gibt es seit 2016 erstmals wieder einen leichten Anstieg der Kriminalität in Mecklenburg-Vorpommern. Dies ist, so weist die Statistik aus, insbesondere auf den Anstieg im Bereich der strafrechtlichen Nebengesetze zurückzuführen (+2.242 Fälle). Die Häufigkeitszahl, also die Fälle pro 100.000 Einwohner, stieg 2019 gleichermaßen wie die Anzahl der Straftaten leicht um 2,5 % (2019: 6.916/ 2018: 6.745). Gemessen an den letzten 10 Jahren hat sich die Kriminalitätsbelastung dabei dennoch auf ein vergleichsweise gutes Niveau entwickelt. „Mecklenburg-Vorpommern ist ein sicheres Land. Das ist wesentlich der Verdienst der Landespolizei. Rund um die Uhr sorgen Polizistinnen und Polizisten dafür, dass Menschen hier sicher leben können. Diese Einsatzbereitschaft und Leistung verdient hohe Anerkennung“, so Innenminister Lorenz Caffier in Schwerin.


In einigen Bereichen kam es zu leichten Rückgängen an Taten

Eine weitere positive Nachricht ist die dabei insgesamt erneut hohe Aufklärungsquote. Diese betrug 2019 62,8 % und befindet sich somit sogar leicht über dem Wert von 2018 (62,2 %) und somit erfreulicherweise wieder über dem Bundesdurchschnitt. „Eine hohe Aufklärungsquote ist auch ein weiterer Beleg für eine anhaltend gute und akribische Ermittlungsarbeit der Polizei in Mecklenburg-Vorpommern“, so Caffier Zu einem Rückgang der Fälle kam es vor allem bei den  Sexual-, Diebstahls-, Vermögens- und Fälschungsdelikten. Dahingehend stieg die Anzahl der Straftaten gegen das Leben sowie bei den sonstigen Straftatbeständen an. Auch die Fallzahlen bei den Rohheitsdelikten und Straftaten gegen die persönliche Freiheit sowie bei den strafrechtlichen Nebengesetzen sind höher als 2019.

Im vergangenen Jahr hat die Anzahl der Tatverdächtigen ohne Berücksichtigung der aufenthaltsrechtlichen Straftaten um 1,4 % zugenommen. Der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen beträgt dabei im Berichtsjahr 2019 14,3% (2019: 6.089/ 2018: 6034). Bei den nichtdeutschen Nationalitäten dominieren weiterhin die syrischen Tatverdächtigen. Dennoch ist, entgegen dem Gesamttrend hier eine leicht gesunkene Tatverdächtigenzahl (1.052 Tatverdächtige) zu verzeichnen. Danach folgen polnische und rumänische Tatverdächtige.

 

Entwicklung in einigen Kriminalitätsbereichen:


Straftaten gegen das Leben

Im vergangenen Jahr registrierten die Behörden 72 Straftaten gegen das Leben; 22 Fälle mehr als 2018. Das zweite Jahr in Folge wurde die ohnehin schon hohe Aufklärungsquote gesteigert. Sie liegt dabei um stolze 2,4 Prozentpunkte höher und stieg auf 94,4 %. Der deutliche Anstieg innerhalb dieser Hauptgruppe ist in allen Deliktsbereichen zu verzeichnen. Mit einer absoluten Veränderung von jeweils acht Fällen ist die Zunahme in erster Linie auf die Bereiche Totschlag sowie Fahrlässige Tötung zurückzuführen. Im Bereich Totschlag sind unter den 30 Fällen 25 Versuche. Beim Mord nahmen die Fallzahlen um 4 Fälle zu und unter den insgesamt 12 Fällen sind 6 Versuche. Die Anzahl an nichtdeutschen Tatverdächtigen nahm dabei um 25,0% ab.


Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung

„Entgegen dem zuletzt ansteigenden Trend der Fallzahlen in dieser Hauptgruppe bis 2018, sind die Fälle 2019 gesunken. Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, die unter Nutzung des Tatmittels Internet begangen wurden, sind um knapp ein Drittel zurückgegangen. Aber ich mache weiterhin deutlich: jede dieser Straftaten ist eine zu viel“, so Innenminister Lorenz Caffier. Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung sind dabei mit einem Anteil von 1,2 % an der Gesamtkriminalität die zweitkleinste Straftatenhauptgruppe. Mit insgesamt 1.382 registrierten Fällen liegen die Fallzahlen im aktuellen Berichtsjahr um 73 Fälle unter denen des Vorjahres (-5 %).

„Herausstellen möchte ich, dass innerhalb dieser Hauptgruppe die Fallzahlen des sexuellen Missbrauchs von Kindern um 10,6 Prozent zurückgegangen sind. Die Feststellungen zur Verbreitung von Kinderpornographie sanken dabei sogar um fast 43 Prozent. Hier schlägt auch ein Strafverfahren zu Buche, durch das die Fallzahlen im Jahr 2018 deutlich angestiegen waren. 2019 relativierte sich das wieder. Das Problem bleibt aber groß“, so Innenminister Lorenz Caffier. „Für mich bleibt es daher dabei: Die Bekämpfung von Kinderpornografie ist ein Schwerpunkt unserer kriminalpolizeilichen Ermittlungsarbeit. Ich fordere nach wie vor, dass wir den Ermittlern – beispielsweise mit der Vorratsdatenspeicherung – die dringend notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen schaffen, damit den kinderpornografischen Netzwerken endlich das widerliche Handwerk gelegt werden kann.“

 

Diebstahlsdelikte

Im Jahr 2019 wurden in Mecklenburg-Vorpommern 30.857 Diebstähle registriert. Im Vergleich zum Vorjahr ist somit ein Rückgang um 1.133 Fälle (-3,5%) zu verzeichnen. Dieser Rückgang erstreckt sich nahezu auf alle Straftaten in dieser Hauptgruppe. Die höchsten Rückgänge wurden beim Diebstahl von Fahrrädern (-499 Fälle), in/aus Dienst-, Büro- Fabrikationsräumen etc. (-153 Fälle) und in/aus Wohnungen (-301) registriert. Wichtig für die Sicherheit, aber auch das Sicherheitsgefühl ist, dass die Aufklärungsquote hierbei weiter stieg auf nun 32,9 %.

Beim Wohnungseinbruchdiebstahl kam es 2019 zu insgesamt 887 Fällen. Im Vergleich zu 2018 ist somit ein Rückgang um 214 Fälle zu verzeichnen. Der Wohnungseinbruchdiebstahl ist seit 2015 rückläufig. Er erreichte dabei in diesem Berichtsjahr den niedrigsten Stand seit den 1990er Jahren. Lorenz Caffier: „Jeder Einbruch ist einer zu viel, aber diese positive Entwicklung zeigt, dass die Bürgerinnen und Bürger in Mecklenburg-Vorpommern ihre eigenen vier Wände gut schützen und die durchgeführten polizeilichen Maßnahmen in den letzten Jahren wirken“. Die Aufklärungsquote stieg leicht auf 27,2 Prozent (2018: 26,6 Prozent).


Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit

Für das Jahr 2019 ist in der Straftatenhauptgruppe Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit mit 16.582 Fällen gegenüber dem Vorjahr ein Anstieg um 619 Fälle (3,9%) zu verzeichnen. Dieser Anstieg ergibt sich in erster Linie aus den steigenden Fallzahlen bei den Körperverletzungsdelikten um 597 Fälle (5,7%). Die Aufklärungsquote blieb mit 90,5% in etwa gleich. Er und liegt damit weit über dem Durchschnittsniveau aller Straftaten. „Wenn ich die Ausübung von Gewalt thematisiere, dann komme ich auch nicht umhin, die steigende Gewalt gegen Polizeibeamte anzusprechen. Diese ist um 167 Fälle gestiegen, was einer Zunahme von über 25 % entspricht. Gewalt und Aggressionen gegen Polizeibeamte dürfen durch Gesellschaft und Rechtsstaat nicht toleriert werden. Hier werden nicht nur Leben und Gesundheit der Polizeibeamten gefährdet, sondern auch das Wertesystem unseres Rechtsstaates als Ganzes herausgefordert“, so Innenminister Lorenz Caffier.


Vermögens- und Fälschungsdelikte

Im Berichtszeitraum wurden 21.327 Vermögens- und Fälschungsdelikte erfasst. Dies bedeutet einen leichten Rückgang um 2,4% (533 Fälle) gegenüber dem Vorjahr. Ein breites Spektrum nimmt dabei die Masche ein, mit der als vermeintlicher Enkel oder Mitarbeiter der Polizei versucht wird, an das Ersparte älterer Menschen zu kommen. Der Modus Operandi des sogenannten „Enkeltricks“ macht im Jahr 2019 46,0% aller Trickstraftaten zum Nachteil älterer Menschen (Eingangsstatistik) aus. Auch die Schadenssumme ist in diesem Phänomenbereich mit 596.121 EUR im Jahr 2019 am höchsten. 

Strafrechtliche Nebengesetze/Rauschgiftkriminalität

Die Straftatenhauptgruppe Strafrechtliche Nebengesetze beinhaltet alle für die Statistik relevanten Straftatbestände außerhalb des Strafgesetzbuches. Die Rauschgiftdelikte bilden hier als Kontrolldelikte das Gros der Fälle. Daher steigen die Fallzahlen in diesem Bereich äquivalent mit dem polizeilichen Aufwand, der zur Bekämpfung dieses Phänomens betrieben wird. 2019 konnten dabei 8.321 Delikte und somit 1.688 Fälle mehr als im Vorjahr bearbeitet werden (+25,4 %). Die Aufklärungsquote liegt hier bei 95,9%.

Innenminister Lorenz Caffier: „Gegenüber 2018 ist ein Anstieg von ca. 1.700 Fällen zu konstatieren. Das stimmt mich einerseits zuversichtlich, bildet dieser Anstieg doch überwiegend auch das Ergebnis erfolgreicher polizeilicher Ermittlungen und Kontrollen ab. Nicht nur im Laufe der Bearbeitung von Strafverfahren werden Hinweise auf zusätzliche Betäubungsmittelstraftaten gewonnen. Auch durch weitere Maßnahmen, beispielsweise Verkehrskontrollen der Polizeiinspektionen, ergeben sich Feststellungen auf Rauschgiftkriminalität. Andererseits zeigt sich aber auch, dass zunehmend unkritisch gerade mit dem Konsum von Cannabis-Produkten umgegangen wird.“

Written By
Stefan Rochow

ist Journalist, Unternehmer und Gründer von SNO | Schwerin-Lokal. Mail: redaktion@schwerin-lokal.de

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