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Schwerin: Kita gGmbH weist alle Vorwürfe zurück

Mit einem anonymen Schreiben wurden in der vergangenen Woche recht konkrete un detaillierte Vorwürfe gegen die Leitungsebene der Kita gGmbH in Schwerin öffentlich. Wir berichteten darüber. Es ging dabei vor

  • Veröffentlicht März 25, 2020
In Schwerin und ganz MV sind diese Bilder derzeit Geschichte. Die Kitas sind geschlossen. | Foto: Symbolbild

Mit einem anonymen Schreiben wurden in der vergangenen Woche recht konkrete un detaillierte Vorwürfe gegen die Leitungsebene der Kita gGmbH in Schwerin öffentlich. Wir berichteten darüber. Es ging dabei vor allem um die Frage, ob und wie in diesen Tagen Personal in den geschlossenen oder nur für eine Notversorgung geöffneten Kitas zum Einsatz kommt. Von Diskreditierung des Home-Office über Zwangsurlaube, unbezahlten Urlaub, Aufbau von Minusstunden und mehr war die Rede. Empfänger des Schreibens: Das zuständige Sozialministerium in Schwerin. 


Anonymes Schreiben mit Vorwürfen an die Adresse der Kita gGmbH

Das Ministerium bestätigte gegenüber unserer Redaktion dann auch den Eingang des Schreibens. Dabei wies Ministeriumssprecher Alexander Kujat darauf hin, dass die Ministerin auch bereits reagiert habe. So sei das Haus bereits in Kontakt mit der für die Kita gGmbH letztlich zuständigen Stadtverwaltung Schwerin getreten, damit dort die Aufklärung der Vorwürfe erfolgen kann. Seitens der Stadt bestätigte man gegenüber dem Ministerium übrigens, dass dieses Schreiben im Stadthaus ebenfalls vorlag. Die Stadtverwaltung war also ebenfalls informiert.

Auch veröffentlichte Ministerin Stefanie Drese nochmals eine sehr klare Darstellung dessen, was sie in diesen Tagen und Wochen in Fragen der Personaleinsätze von allen Trägern der Kitas im Land erwarte. Da das Land, obwohl die meisten Kinder derzeit nicht in Betreuung sind, dennoch die vollen Zuschüsse weiter zahlt, ist das Ministerium dabei zweifelsfrei in einer zurecht fordernden Position. 


Geschäftsführerin weist Vorwürfe strikt zurück

Natürlich, denn das gehört zu einer fairen und sachlichen Betrachtung so einer schwierigen Situation, fragte unsere Redaktion auch bei der Geschäftsführerin der Kita gGmbH Schwerin, Anke Preuß, an. Sie selbst hatte, so erklärte die Geschäftsführerin gegenüber schwerin-lokal, bis zum vergangenen Samstag keine Kenntnis davon, dass es einen anonymen Brief gibt. Demnach hatte das Stadthaus die Geschäftsführerin der städtischen Gesellschaft bis dahin nicht über das in Umlauf befindliche Schreiben in Kenntnis gesetzt. Obwohl man in der Verwaltung wusste, dass auch das Ministerium involviert ist. Anke Preuß erklärte weiter gegenüber unserer Redaktion, dass die u.a. ihr vorgeworfenen Dinge „nicht stimmen“. 


Stets auf aktuelle Entwicklungen korrekt reagiert

Mit Bekanntwerden der Schließung aller Kitas am 14. März habe man einen Mitarbeiterbrief erstellt und entsprechend versandt. Sobald neue Informationen vorlagen, erfolgte eine Überarbeitung und ein neuerlicher Versand – zuletzt am 20. März. „Selbstverständlich sind die Kollegen
mit kleinen Kindern zu Hause. Selbstverständlich sind auch nur 1 bis 2 Erzieher oder mehr (je nach
Kinderzahl) in den Häusern. Bis Freitag haben wir auch die Kitas notbesetzt, wo keine Betreuung
stattfand. Es war Anliegen der Stadt, falls Eltern kommen und eine Notbetreuung benötigen, dass
jemand vor Ort ist. Das heißt es handelte sich auch hier um eine Notbesetzung“, so Preuß. Seit dem 23. März erfolgt Letztgenanntes nicht mehr. Hier folgte man einem Rundbrief des Ministeriums.

„Es sollen so wenig Menschen wie möglich vor Ort sein“

Auch mit dem Betriebsrat hat sich die Gesellschaft laut Anke Preuß auf bestimmte Verfahren geeinigt. „Wir haben dabei vereinbart, dass es keine Minusstunden gibt, aber bei Wiedereröffnung der Kitas auch die Mehrstunden auf null gesetzt werden. Wir meinen, das ist fair. Es wird ein ‚Danach‘ geben, und dann
muss der komplette Kita-Alltag wieder funktionieren.“ Weiter erklärt die Geschäftsführerin, dass die Urlaube, die beantragt wurden, auch genommen werden mussten, um späteren Urlaubsstau zu verhindern. „Nein es muss darüber hinaus kein MA unbezahlten Urlaub oder seinen Jahresurlaub nehmen. Es muss auch niemand die Kita putzen oder aufräumen oder sonstiges tun innerhalb des Gebäudes. Unser Anliegen ist es, dass so wenig wie möglich Menschen vor Ort sein müssen. Wir halten uns strikt an die Vorgaben des LAGUS bzw. des Sozialministeriums. Es gibt keinerlei Tatbestand oder Kenntnis darüber, dass dem widersprechen würde.“

Preuß rechtfertigt Home-Offic – Kritiker sprachen von Verunglimpfung dieser Möglichkeit

Anke Preuß erklärt ferner, es gäbe durchaus zahlreiche Aufgaben, „die soweit möglich von zu Hause zu erledigen sind.“ Dies klingt eindeutig so, als ob die Geschäftsführerin Home-Office-Einsätze eher verteidigt. Dazu erklärte sie auch: „Ja wir erhalten die Entgelte weiter und damit erhalten auch alle Mitarbeiter/innen ihr Gehalt. Dafür sind wir sehr dankbar. Geht es doch vielen Menschen anders in diesen Zeiten! Wir haben davor eine Menge Respekt und wertschätzen dieses hohe Gut und das muss und darf sich im Homeoffice widerspiegeln.“ Auch hier klingt es eher, als ob Anke Preuß Home-Office angeordnet habe, und die Mitarbeiter nicht so recht wollten. Der Vorwurf im anonymen Schreiben ging dagegen in genau die andere Richtung. „Zu Hause wird doch nichts gemacht. Wir haben keine Möglichkeiten, den Ablauf in der Kita selbst zu bestimmen. Es gilt, Home Office ist ein ‚fauler‘ Tag“, habe die Kita-Geschäftsführung gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erklärt. 

Stadt sollte bestehende Widersprüche aufklären

Damit stehen nun zwei Seiten in extremem Widerspruch zueinander. Dies zeigte sich auch in der recht regen und teilweise durchaus auch knapp auf Gürtellinien-Höhe durchgeführten Diskussion zu unserem Artikel am Samstag auf Facebook. Verschiedene User sprangen Anke Preuß dabei sofort bei und argumentierten gegen ihre Kritiker. Aber es gibt durchaus auch Personen, die mit zusätzlichen Informationen gern die Darstellungen des anonymen Schreibens stützen wollen. Bislang ist es aber so, dass stets von einer gewissen Angst vor den Konsequenzen die Rede ist, weshalb sich niemand namentlich aus der Deckung wagt. Das aber wird erforderlich sein. Denn ansonsten kann auch die Stadt die Widersprüche nicht klären. Denn eben bei der Verwaltung liegt nun die Möglichkeit herauszufinden, was rund um die Erzieherinnen und Erzieher der städtischen Kita gGmbH in den vergangenen 1,5 Wochen geschah. Ob die Vorwürfe also an den Haaren herbeigezogen sind, oder letztlich doch etwas dran ist. 

 

Written By
Stephan Haring

Stephan Haring ist freier Mitarbeiter unserer digitalen Tageszeitung. Er hat ein Bachelor-Studium der Kommunikationswissenschaften an der Universität Erfurt mit den Nebenfächern Sozialwissenschaften & Politik absolviert. Im Nachhinein arbeitete er in leitenden Funktionen der Presse- & Öffentlichkeitsarbeit, im Leitungsbereich eines Unternehmens sowie als Rektor einer privat geführten Hochschule. Zudem entwickelte, organisierte und realisierte er mit der durch ihn entwickelten LOOK ein Fashionevent in Schwerin. Heute arbeitet er freiberuflich als Texter, Pressesprecher und Textkorrektor sowie als Berater in verschiedenen Projekten. In einem Schweriner Ortsbeirat ist er zudem ehrenamtlich als Vorsitzender kommunalpolitisch aktiv.

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