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Schwerin: „Lockdown durch die Hintertür“?!

In einem Interview mit NDR MV sprach MV’s DEHOGA-Präsident Lars Schwarz bereits am vergangenen Mittwoch von einer „Katastrophe“. Die Gastronomie hätte sich zu diesem Zeitpunkt auf 3G eingestellt gehabt. Dass

  • Veröffentlicht November 30, 2021
Während einige Gastronomien in Schwerin aufgrund der 2G plus-Regel bereits vorübergehend schließen, versuchen es andere noch mit reduzierten Öffnungszeiten. | Foto: privat

In einem Interview mit NDR MV sprach MV’s DEHOGA-Präsident Lars Schwarz bereits am vergangenen Mittwoch von einer „Katastrophe“. Die Gastronomie hätte sich zu diesem Zeitpunkt auf 3G eingestellt gehabt. Dass 2G kommen würde, war auch absehbar. Dass aber die Landesregierung derart kurzfristig die Maßnahmen deutlich verschärfen und 2G plus beschließen würde, war aus Sicht von Lars Schwarz nicht absehbar. Es fehle im gesamten Land an einer entsprechenden Test-Infrastruktur. Die Chance für potenzielle Gastronomie-Gäste, an einen Schnelltest zu kommen sei gering. Speziell auch an Wochenenden und in den Abendstunden – also dann, wenn wichtige Gastronomiezeiten sind – ist diese Option selbst in den großen Städten beinahe gar nicht gegeben. In anderen Bereichen des Landes gäbe auf etliche Kilometer nicht einmal eine Testmöglichkeit. Alles in allem sei die Lage für die Gastronomie „hoch dramatisch und eigentlich auch nicht umsetzbar“. Das ganze wirke wie ein „Lockdown durch die Hintertür“. 

 

Befürchtungen bestätigen sich: Gastronomien sind leer

Nun, nachdem 2G plus seit einigen Tagen gilt, scheinen sich auch in Schwerin die Darstellungen des DEHOGA-Präsidenten zu bestätigen. Wer in den vergangenen Tagen mit offenen Augen durch die Stadt ging und durch die Fenster und Schaufenster von Cafés und Restaurants blickte, sah vor allem eines: Gähnende Leere. Dort, wo sonst zu Spitzenzeiten kein einziger Platz zu bekommen ist beispielsweise im Café Rothe am Markt oder auch in der Rösterei Fuchs – konnte und kann man sich einen Wunschplatz aussuchen. Wenn, ja wenn man einen aktuellen, negativen Corona-Test vorlegen kann.

 

Es gilt 2G plus – nur man kommt kaum an Tests

Diesen aber wiederum zu bekommen, das ist nicht ganz einfach. Ein Blick zum Testzentrum in der Mecklenburgstraße zeigte lange Warteschlangen. Gut zwei Stunden warteten viele, die ohne Termin (www.testen-sn.de) gekommen waren. Aber auch mit Termin brauchte man etwas Geduld. Nicht anders sah es am Testzentrum der HELIOS-Kliniken aus. Wiederholt informierte das Klinikum über die sozialen Medien schon Stunden vor der eigentlichen Schließung, dass es nicht mehr möglich sei, für einen Test zu kommen. So hieß es am Sonntag schon deutlich vor Ablauf der Öffnungszeit auf Facebook: „Wer sich jetzt noch am Abstrichzentrum anstellt, wird am Sonntag keinen Test mehr bekommen. Die Warteschlangen sind zu lang, es ist kalt und regnerisch. Wir bitten euch, heute nicht mehr zum Testen zu kommen“.

 

Ein „Lockdown durch die Hintertür“ scheint Wirklichkeit zu werden

Es zeigt sich also auch weiterhin in der Praxis, wie Recht Lars Schwarz mit seiner Beurteilung der Situation hatte: Die Testinfrastruktur zur Umsetzung der Maßnahmen fehlt komplett. Und auch der Hinweis, 2G plus für die Gastronomie käme unter den aktuellen Bedingungen einem „Lockdown durch die Hintertür“ gleich, bewahrheiten sich damit. Denn letztlich bleibt der überwiegenden Zahl der Gäste der Zugang zu den Gastronomiebetrieben verwehrt. Auch wenn einige noch auf die Option umgestiegen sind, Selbsttests vor der Tür in der Kälte und Nässe zu ermöglichen. Die Folgen werden daher immer deutlicher.

So veröffentlichte das „Muellers“ bereits am 25. November folgende Entscheidung auf Facebook: “ Wir schließen ab morgen erneut unser Café für unbestimmte Zeit. Warum? Wir müssen doch nicht? Doch. Aus wirtschaftlicher Sicht bleibt uns keine andere Wahl, als erneut eine Pause einzulegen. Geöffnet zu haben, ohne laufende Kosten decken zu können ergibt eben einfach keinen Sinn“. Hinter vorgehaltener Hand sagen auch andere Gastronomen, dass sie davon ausgehen, in Kürze ihre Türen vorerst ganz zu schließen. Einige wollen noch für ihre Gäste da bleiben und versuchen es daher mit verkürzten Öffnungszeiten. Während die einen nur noch am Wochenende öffnen, reduzieren andere die täglichen Öffnungszeiten. 

 

Gastronomien verkürzen Öffnungszeiten oder schließen vorübergehend ganz

Ein extremer Schlag sind die Maßnahmen natürlich für diejenigen, die gerade vor der Eröffnung ihrer neuen Gastronomie stehen. So beispielsweise Pub-Betreiber Heiko Steinmüller. Er hat in den vergangenen Wochen in unglaublicher Geschwindigkeit aus einem lange leerstehenden, kahlen Ladenlokal und mit manch Gegenwind eine einen Pub mit Café gemacht. „Tja, am 06.12. könnten wir aufmachen….. nur für wen? 2G+….also anderer Begriff für Lockdown nur ohne Hilfe. Das ideale Konjunktur Programm für Insolvenzverwalter… Vielen Dank“, so Steinmüller auf Facebook.  

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Stephan Haring

Stephan Haring ist freier Mitarbeiter unserer digitalen Tageszeitung. Er hat ein Bachelor-Studium der Kommunikationswissenschaften an der Universität Erfurt mit den Nebenfächern Sozialwissenschaften & Politik absolviert. Im Nachhinein arbeitete er in leitenden Funktionen der Presse- & Öffentlichkeitsarbeit, im Leitungsbereich eines Unternehmens sowie als Rektor einer privat geführten Hochschule. Zudem entwickelte, organisierte und realisierte er mit der durch ihn entwickelten LOOK ein Fashionevent in Schwerin. Heute arbeitet er freiberuflich als Texter, Pressesprecher und Textkorrektor sowie als Berater in verschiedenen Projekten. In einem Schweriner Ortsbeirat ist er zudem ehrenamtlich als Vorsitzender kommunalpolitisch aktiv.

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