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Vom Militär zum Umweltschutz:
Schwerin nutzt Militärtechnik für den Schutz bedrohter Arten

Schwerin setzt erstmals einen entmilitarisierten Bergepanzer ein, um Lebensräume für geschützte Arten zu schaffen.

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  • Veröffentlicht September 27, 2024
Bergepanzer für Artenschutz
Foto: LHS

In Schwerin werden neue Wege im Artenschutz beschritten. Im größten Gewerbegebiet Westmecklenburgs, dem Industriepark Schwerin, stellt sich die Herausforderung, geschützte Arten wie Zauneidechsen und Kreuzkröten umzusiedeln, um Platz für neue Investoren und Unternehmenserweiterungen zu schaffen.

Der Prozess der Umsiedlung geschützter Arten ist nicht nur zeitintensiv, sondern auch kostspielig. Bisher mussten die Tiere aus ihren angestammten Lebensräumen entfernt und zeitweise in Terrarien untergebracht werden, bevor sie in neu vorbereiteten Habitaten wieder angesiedelt werden konnten. Diese Vorgehensweise belastet sowohl die öffentlichen Kassen als auch die Gesundheit der Tiere.

Um diese Probleme zu adressieren, hat die Stadt Schwerin eine innovative Lösung in Erwägung gezogen: den Einsatz eines entmilitarisierten Bergepanzers. Diese schwere Maschine soll dabei helfen, neue Lebensräume für die Tiere schneller und kostengünstiger herzurichten. Der Oberbürgermeister Rico Badenschier und Umweltdezernent Bernd Nottebaum sind von dem Potenzial dieser Technik überzeugt.

Foto: LHS

Als Standort für die neuen Lebensräume wurde eine Grünfläche in Friedrichsthal zwischen der B104 und dem Waldsaum am Neumühler See ausgewählt. Hier sollen die notwendigen Bedingungen für die Tiere geschaffen werden, wie Flachgewässer, Totholz und Steinhaufen, die für die Fortpflanzung und das Überleben der Arten essentiell sind. Der Bergepanzer ist dabei ein zentrales Werkzeug, um die Bodenbeschaffenheit entsprechend zu modifizieren und die Flachgewässer anzulegen.

Der innovative Einsatz des Bergepanzers soll die Kosten für die Herstellung der Ausgleichsflächen signifikant reduzieren. Statt mehrere Wochen dauert die Fertigstellung der neuen Habitate nur noch zwei Tage, wodurch auch die Pflegekosten für die vorübergehende Unterbringung der Tiere entfallen. Die bisherige Praxis des Eingriffs in die Landschaft konnte durch die Verwendung des Panzers effizienter gestaltet werden, wie Erfahrungen auf ehemaligen Truppenübungsplätzen gezeigt haben.

Foto: LHS

Das Projekt startet zunächst auf einer Fläche von zehn Hektar. Sollten die Ergebnisse positiv ausfallen, plant die Stadtverwaltung eine Ausweitung der Maßnahmen. Dieser Ansatz könnte ein Vorbild für andere Regionen darstellen, die ähnliche Herausforderungen im Bereich des Artenschutzes und der Landschaftsgestaltung zu bewältigen haben.

 

 

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Stefan Rochow

ist Journalist, Unternehmer und Gründer von SNO | Schwerin-Lokal. Mail: redaktion@sn-o.de

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