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Schwerin: Oskar gehört absolut dazu

Über acht Integrationsplätze verfügt die Kita „Feldstadtmäuse“ in Schwerin. Einer gehört seit 2017 Oskar. Und eben dieser Oskar steigt Treppen – ohne Hilfe. Oskar spielt Fußball – und schießt zielsicher

  • Veröffentlicht Januar 30, 2020
Oskar (Mitte) spielt mit seinen Freunden auf dem Hof der Kita Feldstadtmäuse in Schwerin. | Foto: Kita gGmbH/Ihde

Über acht Integrationsplätze verfügt die Kita „Feldstadtmäuse“ in Schwerin. Einer gehört seit 2017 Oskar. Und eben dieser Oskar steigt Treppen – ohne Hilfe. Oskar spielt Fußball – und schießt zielsicher aufs Tor. Klingt alles ganz normal. Und nimmt man es genau, dann ist es das auch. Zumindest für Oskar.

Ärzte glaubten kaum daran, dass Oskar einmal laufen lernt

Denn der kleine Mann hat sich all das mehr oder weniger selbst erarbeitet. Sein Können ist das Ergebnis harter Arbeit, liebevoller Betreuung und individueller Begleitung. Aber das, was Oskar heute kann, ist für ihn ganz normal. Für seine Eltern und seine Erzieherinnen in der Kita „Feldstadtmäuse“ in Schwerin ist das sicherlich etwas anders. Für sie sind diese für Kinder so normal klingenden Dinge bei Oskar ein großer Grund zur Freude. Denn nach einem Schlaganfall im Mutterleib kam der heute Dreijährige halbseitig gelähmt zur Welt. Schon drei Monate nach seiner Geburt merkten seine Eltern erste Anzeichen. Wirklich erkennbar auch für nicht eingeweihte wurde es, als es ans Robben und Krabbeln ging. Die Ärzte glaubten kaum daran, dass der kleine aufgeweckte Kerl irgendwann einmal laufen lernen könnte. Er selbst, seine Eltern, das Kita-Team, Physiotherapeuten und Sanitätshaus aber glaubten an das „kleine Wunder“. Zurecht, wie sich zeigte.

Oskar steigt selbstständig Treppen. Wie selbstverständlich. | Foto: Kita gGmbH Schwerin

Kita-Team nahm die besondere Herausforderung an

Als Oskar 2017 in die Kita kam, war er aber von diesem „kleinen Wunder“ noch ein Stück entfernt. Erst einmal stellte er das engagierte Team vor ganz neue Aufgaben. Denn bis dahin nutzten die acht Integrationsplätze der tollen Kita ausschließlich Kinder mit Entwicklungsstörungen wie zum Beispiel Authismus. Oskars spastische Lähmung aber bedeutete eine ganz andere Art der Betreuung mit total neuen Aufgaben für das Team. Er brauchte auch mehr Hilfe im Alltag. ging über Möglichkeiten fürs Spiel bis hin zu der Frage: Wie soll Oskar zukünftig von einer Etage in die nächste kommen”, erinnert sich Kathrin Lange. Sie ist die Leiterin der integrativen Kita. Denn anders als Einrichtungen für Kinder mit körperlichen Beeinträchtigungen sind die „Feldstadtmäuse“ nicht komplett barrierefrei.

 

Alle halfen – Aber vor allem Oskar wollte laufen

Also musste das „kleine Wunder“ her – und Oskar musste laufen lernen. Denn er fühlte sich sichtlich wohl. Eine intensive Zusammenarbeit mit einem Sanitätshaus und den Medizinern begann. Oskar bekam einen „Stehständer“. Nun hatten die Beine Halt und die Hüfte konnte ihre eigentliche Funktion erlernen. Es folgte, im wahrsten Sinne des Wortes, ein Weg der „kleinen Schritte“. Diesen aber ging der kleine Mann tapfer mit. Ihn – und die anderen sieben Integrations-Kids – betreuten dabei stets die drei hoch engagierten Heilerziehungspfleger der Kita.

Der kleine Mann flitzt heute über den Hof

Und so gelang das „kleine Wunder“, denn heute kann man Oskar auf dem Hof seiner „Feldstadtmäuse“ munter herumflitzen sehen. Natürlich erkennt man auf den zweiten Blick, dass er mit einer Beeinträchtigung zu kämpfen hat. Aber na und? Der kleine Mann saust herum, als hätte er nie etwas anderes getan. Und er strahlt dabei über das ganze Gesicht. Da gerät alles andere schnell in den Hintergrund, und zurecht sind seine Eltern unendlich stolz und dankbar. „Wenn wir an die ursprünglichen Prognosen der Ärzte denken, ist das, was wir jetzt sehen, beinahe unglaublich”, so seine Mutter. Und sein Freund Levon weiß zu berichten: „Oskar kann viel. Zum Beispiel richtig gut Bälle werfen.“ 

Integratives Miteinander ist Gewinn für alle

Der über den Kita-Hof flitzende Dreijährige ist wohl der beste Beweis dafür, dass individuell begleitete Integration ein wesentlicher Eckpfeiler für Kinder wie Oskar ist. Sein Besuch der Kita „Feldstadtmäuse“ ist für seine Entwicklung ein echter Meilenstein. Die liebevolle Betreuung und Förderung aber auch das Miteinander mit den anderen Kindern hat ganz sicher ungeahnte Kräfte geweckt. Und ganz nebenbei lernen auch die anderen Kids in der Kita so manches durch das integrative Miteinander. Sie erkennen Individualität, lernen Grenzen kennen aber bauen vor allem von klein auf an gedankliche Hürden gar nicht erst auf. Und sie erlernen im frühestmöglichen Alter Empathie. „Wenn ein Dreijähriger versucht, Oskar die Schuhe anzuziehen, ist das ein ganz besonderer Moment”, beschreibt Kathrin Lange den Zusammenhalt der Kinder – Integration
geglückt.

 

 

Written By
Stephan Haring

Stephan Haring ist freier Mitarbeiter unserer digitalen Tageszeitung. Er hat ein Bachelor-Studium der Kommunikationswissenschaften an der Universität Erfurt mit den Nebenfächern Sozialwissenschaften & Politik absolviert. Im Nachhinein arbeitete er in leitenden Funktionen der Presse- & Öffentlichkeitsarbeit, im Leitungsbereich eines Unternehmens sowie als Rektor einer privat geführten Hochschule. Zudem entwickelte, organisierte und realisierte er mit der durch ihn entwickelten LOOK ein Fashionevent in Schwerin. Heute arbeitet er freiberuflich als Texter, Pressesprecher und Textkorrektor sowie als Berater in verschiedenen Projekten. In einem Schweriner Ortsbeirat ist er zudem ehrenamtlich als Vorsitzender kommunalpolitisch aktiv.

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