Aus Gärten wird Wildnis:
Schwerin schafft Raum für Natur
Zwischen Gartenzäunen und Lauben wächst nun ein Stück neue Wildnis in Schwerin.

In der Kleingartenanlage Marienhöhe entsteht durch den Rückbau von 23 Parzellen ein ökologisch wertvoller Lebensraum mit Streuobstwiese, Hecke und Moorfläche. Ein stiller Wandel hat sich zwischen Dezember 2024 und Februar 2025 auf dem Areal der Kleingartenanlage Marienhöhe vollzogen: Wo einst akkurate Beete, Lauben und Gartenzäune dominierten, breitet sich nun eine junge Wildnis aus. 23 Parzellen wurden zurückgebaut, insgesamt 9.130 Quadratmeter Fläche der Natur überlassen. Die Maßnahme ist Teil des Kleingartenentwicklungskonzepts der Landeshauptstadt Schwerin, das 2018 auf den Weg gebracht wurde.
Stadt und Verein arbeiten Hand in Hand für die Umwelt
Ziel des Projekts ist es, brachliegende oder ungünstig gelegene Parzellen aus der Nutzung zu nehmen und ökologisch aufzuwerten. Einige Gärten liegen zu nah an Gräben oder sogar in Trinkwasserschutzgebieten, andere stehen seit Jahren leer. „Wir konzentrieren uns auf Kleingärten, die nach heutigen Maßstäben gar nicht mehr angelegt würden“, erklärt Frank Brall vom ZGM, zuständig für das Kleingartenwesen. Im Fall der Marienhöhe war neben dem Leerstand auch der angrenzende Ostorfer See ein Thema – die kleingärtnerische Nutzung führte hier immer wieder zu Konflikten. Gemeinsam mit dem Verein KGV Marienhöhe e.V. bereitete die Stadt den Rückbau vor. Lauben, Wege und Einfriedungen wurden abgetragen, rund 105.000 Euro investiert – je zur Hälfte von Stadt und Verein getragen. „Wir haben viele Stunden Eigenleistung in das Projekt gesteckt, aber es hat sich gelohnt“, sagt Vereinsvorsitzender Jürgen Böhlau.
Streuobstwiese und Moor schaffen neue Lebensräume
Die Ergebnisse zeigen sich bereits: Auf dem Gelände ist eine Streuobstwiese entstanden, der Boden wurde in Teilen abgetragen, um eine kleine Moorfläche anzulegen. Eine Schutzhecke aus Schlehe und Weißdorn bietet neuen Lebensraum für Vögel und Insekten. Das Vereinshaus bleibt erhalten – ebenso wie zwei Vorfluter, die weiterhin zur Entwässerung dienen. Für die Gartenfreunde bedeutet der Rückbau auch einen Einschnitt. Doch viele sehen darin auch eine Chance. „Wir haben die Verantwortung erkannt – und gemeinsam etwas Gutes geschaffen“, sagt Martin Schulze, der stellvertretende Vorsitzende. So entsteht inmitten der Stadt ein grüner Korridor, der nicht nur Natur schützt, sondern auch neue Perspektiven für urbane Freiräume eröffnet.