Schwerin: Schüler-Familie negativ getestet
Eine sehr kurze und für viele mit Fragen verbundene Information der Landeshauptstadt Schwerin sorgte am vergangenen Freitagabend und am Wochenende für Irritationen und Verunsicherung. Für einen Schüler der Friedensschule lag
Eine sehr kurze und für viele mit Fragen verbundene Information der Landeshauptstadt Schwerin sorgte am vergangenen Freitagabend und am Wochenende für Irritationen und Verunsicherung. Für einen Schüler der Friedensschule lag ein positiver Corona-Test vor. Aber: „Nach den Ermittlungen des Gesundheitsamtes gibt es keine Kontaktpersonen im schulischen Umfeld oder in der Klasse des Schülers.“
„Keine Kontakte zu Klassenkameraden“
Damit stand also fest, dass einer der Schüler der Grundschule zwar am Corona-Virus erkrankt ist. Allerdings hatte er scheinbar keinen Kontakt zu seinen Mitschülern und Lehrern. Die Stadtverwaltung zog daraus die Konsequenz, den Schulbetrieb normal weiterlaufen zu lassen. Für Eltern und Angehörige der Schüler und Lehrer warf diese sehr kurze Beschreibung durchaus Fragen auf. Denn es sind keine Ferien, daher erschien „kein Kontakt“ zumindest untypisch. Natürlich vermuteten viele, dass er schon einige Tage dem Unterricht krankheitsbedingt ferngeblieben war. Dies bestätigte nun am gestrigen Montag die Stadt Schwerin auch auf Nachfrage unserer Redaktion. „Der Junge ist dank Umsichtigkeit der Eltern bereits seit Montag (21.9.) mit der leichten Schnupfensymptomatik zu Hause geblieben. Damit befand er sich in der infektiösen Zeit nicht in seiner Schulklasse. Zuletzt am Freitag (18.9.), danach gab es keine Kontakte zu seinen Klassenkameraden“, so die Stadtverwaltung.
Unsere Redaktion fragte detaillierter nach
Der erkrankte Junge blieb demnach seit dem vergangenen Montag aufgrund von Symptomen der Erkrankung dem Unterricht fern. Aber woher die Gewissheit, dass er nicht schon – eventuell noch symptomfrei – bereits vor dem 19.9. zuvor ansteckend war? Auch danach fragten wir, sowie auch, weshalb es keinerlei Quarantänemaßnahmen für Schüler oder Lehrer gibt. Darauf erhielten wir die Antwort, dass sich das Gesundheitsamt bei der Definition von Kontaktpersonen im Rahmen der Kontaktverfolgung strikt an die Vorgaben des Robert-Koch-Instituts hielte. „Als direkte Kontaktpersonen gelten demnach Personen, welche enge Kontakte zum infektiösen Fall hatten“. Die Entscheidung, dass der Schulbetrieb normal weiterläuft, habe das Gesundheitsamt mit dem Verwaltungsstab nach Rücksprache mit dem Landesgesundheitsamt „auf Basis der Empfehlungen des RKI“ getroffen. „Eine Gruppe von Schülern/Lehrkräften kann nur dann isoliert und in häusliche Quarantäne geschickt werden, wenn diese als Kontaktpersonen identifiziert werden“. So wirklich lässt sich aus dieser Antwort nicht ableiten, woher die Verantwortlichen Ihre Gewissheit nehmen.
Präventive Tests wären möglich, entsprechen aber nicht Empfehlungen
Offenbar diskutierte man am Samstag im Verwaltungsstab auch die Möglichkeit einer präventiven Testung zumindest der unmittelbaren Mitschüler aus der Klasse des Erkrankten. Denn, wie beschrieben, bleibt stets ein gewisses Restrisiko. Diese vorsorgliche Variante aber verfolgten die Verantwortlichen bei der Stadt Schwerin letztlich nicht weiter, wie es in der Antwort auf unsere Anfrage heißt. Dazu schrieb man uns zudem: „Man kann solche präventiven Tests zwar durchführen, sie entsprechen aber nicht den Empfehlungen der nationalen Teststrategie. Diese Teststrategie beinhaltet die umfassende, prophylaktische Testung bei Ausbrüchen im Gegensatz zu einem positiven Einzelfall, wie er hier vorliegt. Letztlich muss das Vorgehen des Gesundheitsamtes in solchen Fällen immer angemessen sein und sich auf der Rechtsgrundlage bewegen.“ Auf der Rechtsgrundlage hätte man sich allerdings offenbar bewegt, man hätte mit Blick auf die Schulklasse lediglich nicht die Empfehlungen der nationalen Teststrategie zur Anwendung gebracht.
Privates Umfeld des Jungen negativ getestet
Damit bleibt es also dabei: Der Schulbetrieb an der Friedensschule läuft normal weiter – im Rahmen der ohnehin geltenden Corona-Maßnahmen. Offenbar muss es auch in der Entscheiderrunde am Samstag Beteiligte gegeben haben, die nicht ganz überzeugt waren von der Klarheit einer nicht vorhandenen Infektionsgefahr. Ansonsten hätte vermutlich keiner die präventive Testung einer kleinen Gruppe ins Gespräch gebracht. Auch die Antworten der Verwaltung auf die Anfragen unserer Redaktion lassen einen Raum für noch offene Fragen. Aber letztlich müssen wir uns alle auf das Wissen und die Empfehlungen der Fachleute in den Gesundheitsämtern und am RKI verlassen. Ein gutes Zeichen ist sicherlich, dass alle Tests im privaten Umfeld des erkrankten Schülers negativ ausfielen. Sie werden nach 5 bis 7 Tagen wiederholt.