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Schwerin: Spitzensport steht zusammen

Die Corona-Pandemie hat die Gesellschaft über Wochen zum Handeln gezwungen. Um unzählige Erkrankte und vor allem Tote zu verhindern, erschien der Weg in einen mehrwöchigen Lockdown richtig und sinnvoll. Hinterher

  • Veröffentlicht Mai 23, 2020
Die Vertreter der neu gegründeten Interessengemeinschaft „Sportstadt Schwerin“: Jörn Hollenbach, Steffen Franke, Peter Niepagen, Paul Döring und Patrick Bischoff (hintere Reihe, v.li.) sowie Simeon Cunrady, Marie Schölzel, Anne Weier und Christian Zufelde (vordere Reihe, v. li.) | Foto: Barbara Arndt

Die Corona-Pandemie hat die Gesellschaft über Wochen zum Handeln gezwungen. Um unzählige Erkrankte und vor allem Tote zu verhindern, erschien der Weg in einen mehrwöchigen Lockdown richtig und sinnvoll. Hinterher alles besser wissen zu wollen, ist mancher Menschen liebste Eigenschaft. Die Realität aber ist definitiv: Bislang gelang es, Zustände wie in Italien, Spanien, Großbritannien, USA und vielen anderen Ländern zu verhindern. Aber der Preis war und ist hoch. Auch im Bereich des Leistungssports.

Fünf große Vereine schließen sich zu Interessengemeinschaft zusammen

Fünf große Vereine der Landeshauptstadt Schwerin ergreifen daher nun die Initiative, um den Leistungssport in der Stadt zu erhalten und perspektivisch sogar auszubauen. „Viele Sportvereine sind von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen. Am härtesten trifft es jedoch die Aktiven im professionellen Segment. Massive Einnahmeverluste, unzureichende Trainingsmöglichkeiten und die Streichung von Wettbewerben machen gerade den Top-Sportlern und ihren Vereinen zu schaffen. Man muss es auf den Punkt bringen: Die Existenz renommierter Traditionsvereine in unserer Stadt steht auf dem Spiel“, sagt Patrick Bischoff, designierter Geschäftsführer der Mecklenburger Stiere und einer der Sprecher der neu gegründeten Interessengemeinschaft „Sportstadt Schwerin“.

Bislang Erreichstes bestmöglich erhalten

In dieser Vereinigung haben sich Vertreter vom SSC Palmberg Schwerin, dem Boxclub Traktor Schwerin, des FC Mecklenburg Schwerin, des SV Grün-Weiß Schwerin und der Mecklenburger Stiere zusammengetan, um gemeinsam dem Spitzensport eine starke Stimme zu geben. Allein diese fünf großen Vereine ermöglichen in der Sportstadt Schwerin dabei ihren knapp 2.500 Mitgliedern im Leistungs- und Breitensport umfassende Angebote. Heimspiele und Wettbewerbe vor eigenem Publikum füllen seit Jahren die Hallen – sie sind unverzichtbare Events in der Sportstadt Schwerin.Das soll um jeden Preis auf höchstmöglichem Niveau erhalten bleiben.

Großer Wirtschaftsfaktor in der Region

„Einige Zahlen verdeutlichen dabei, um welche Leistungs- und Strahlkraft es hierbei geht“, so Michael Evers, Geschäftsführer des SSC Palmberg Schwerin. „Der Wirtschaftsfaktor aus Umsätzen in der Stadt und der näheren Region beläuft sich auf knapp 7,5 Millionen Euro. Sie beschäftigen dabei 186 ehrenamtliche und 73,5 angestellte Mitarbeiter. 7.670 Trainingsstunden werden pro Jahr ermöglicht. Die Resultate, nämlich sportliche Spitzenleistungen, erleben 93.880 Zuschauer bei 469 Spielen pro Saison.“

Liquidität schwindet – Wirtschaftliche Lage ist angespannt

Durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind insbesondere die Teamsportarten mit ihren „Aushängeschildern“ in den Bundesligen gefährdet. Allein der vorzeitige Abbruch der Saison, der beispielsweise den SSC-Volleyballdamen auch die erneute Deutsche Meisterschaft gekostet hat, belastet die Leistungssportfamilie aktuell bereits mit einem Defizit von rund 330.000 Euro. Die Liquidität der wirtschaftlichen Sportbereiche schwindet dabei zusehends. Etliche Fragen, zum Beispiel nach der Nutzung der Trainings- und Spielstätten bleiben unzureichend beantwortet. Sponsoren können angesichts der angespannten wirtschaftlichen Lage ihre Unterstützung nicht mehr oder nicht im gewohnten Maße einbringen. „Auch, wenn wir sehr unterschiedliche Sportarten betreiben, sehen wir uns mit gleiche Herausforderungen konfrontiert. Die packen wir an“, sagt Paul Döring, Sportdirektor des Boxclubs Traktor.

Trotz oder gerade aufgrund der Situation: Man schaut gemeinsam nach vorn

Wir stehen für gemeinsame Aktivitäten – jetzt und in der Zukunft.“ Und solche Aktivitäten, die insbesondere auch den Breiten- und damit umfangreichen Nachwuchssport als Basis der „großen 5“ betreffen, nehmen bereits konkrete Formen an. Geplant werden gemeinsame Heimspieltage bis zum Jahresende. Alle fünf Akteure bündeln ihre Kräfte, um Kinder- und Jugendsporttage vereinsübergreifend zu organisieren. Gleiches gilt für Punktspiele und Veranstaltungswochenenden. Im Verbund der Interessengemeinschaft, die wöchentlich zusammenkommt, wurden bereits Gespräche mit der Stadt geführt. „Auch her zählt die Gemeinsamkeit. Wir loten aus, inwiefern ein Rettungspaket für die kommenden zwei Spielzeiten geschnürt werden kann. Eine großzügige Geste wäre die kostenlose Nutzung der Sportstätten und Sporthallen für den Trainings- und Wettkampfbetrieb. Zur Sicherung der Liquidität – um den Spielbetrieb fortführen zu können – ist Unterstützung durch die kommunale Familie im Gespräch“, beschreiben Michael Evers und Patrick Bischoff als Sprecher der Interessengemeinschaft erste Ansatzpunkte.

Aufruf an alle Fans, weiterhin ihre Vereine so zuverlässig wie bislang zu unterstützen

Und natürlich geht nichts ohne die Fans und Sportfreunde. „Ihr Rückhalt und ihr Beistand sind weiterhin ein elementarer Teil des Fundaments, auf dem die über die Landesgrenzen hinaus attraktive Sportstadt Schwerin begründet ist. Wir bitten alle um Unterstützung, damit es so bleibt!“ so die Initiatoren.

Written By
Stefan Rochow

ist Journalist, Unternehmer und Gründer der digitalen Tageszeitung "Schwerin-Lokal". Mail: redaktion@schwerin-lokal.de

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