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Schwerin: Starker Anstieg scheinbar gebremst

422 Neuinfektionen in ganz Mecklenburg-Vorpommern an einem Freitag sind letztlich beinahe doppelt so viele wie vor Beginn der dritten Welle und damit ohne jede Frage eindeutig viel zu viele. Und

  • Veröffentlicht April 17, 2021
Die Coronazahlen für Schwerin und ganz MV vom 16. April 2021. | Abbildung: LAGuS MV

422 Neuinfektionen in ganz Mecklenburg-Vorpommern an einem Freitag sind letztlich beinahe doppelt so viele wie vor Beginn der dritten Welle und damit ohne jede Frage eindeutig viel zu viele. Und es sind auch knapp 90 mehr als am Donnerstag. Dennoch stellt diese Zahl nach der schon beinahe dramatischen ersten Wochenhälfte einen Hoffnungsschimmer dar. Denn wie auch am Donnerstag liegt der Wert etwa 25 Prozent unter den jeweiligen Vorwochenzahlen und sehr deutlich unterhalb der Rekordwerte vom Dienstag (504) und Donnerstag (574) dieser Woche. Die Gefahr einer extremen Wachstumskurve scheint sich zumindest erst einmal nicht zu bewahrheiten. Und doch haben Dienstag und Mittwoch gezeigt, dass die aktuelle Situation extrem kritisch ist, und es jederzeit zu plötzlichen, landesweit  wirksamen Infektionsausbrüchen kommen kann. 

 

Zahlen im Land gehen leicht zurück

Ab dem kommenden Montag tritt nun landesweit ein Lockdown in Kraft, der inhaltlich dem von Schwerin mehr oder minder gleicht. Einer der Hintergründe, so Ministerpräsidentin Manuela Schwesig in Schwerin, sei der Umstand, dass die Kliniken im Land Alarm schlagen. Vor allem auf den Intensivstationen gäbe es bereits spürbare Kapazitätsengpässe. Vor diesem Argument muss man sich allerdings die Frage stellen, weshalb Schwesig in die letzte Änderung der Landesverordnung noch einen komplett abgeschwächte Notbremse aufnehmen ließ. Sie hatte inhaltlich und auch im Zeitpunkt (bei Inzidenz 150 statt 100) nichts mit der seinerzeit von Bund und Ländern vereinbarten Notbremse zu tun. Obwohl schon zu diesem Zeitpunkt die Intensivmediziner deutschlandweit auf eine sich zuspitzende Situation hinwiesen. Da zwischen den Tagen der Infektionsfeststellung und der Notwendigkeit einer intensivmedizinischen Behandlung etwa 10 Tage liegen, ist es dann, wenn die Stationen wie aktuell praktisch voll sind, an sich viel zu spät. 

 

Leichte Rückgänge im ganzen Land

Weiterhin das höchste Infektionsgeschehen im Land zeigt sich im Landkreis Vorpommern-Rügen mit einer 7-Tage-Inzidenz von 182,5. Diese Zahl muss man weiterhin mit viel Vorsicht und einer gesunden Portion Skepsis betrachten, gab es doch bis zuletzt noch von Experten errechnete, deutlich höhere Werte. Mit einer Inzidenz von 177,5 folgt die Mecklenburgische Seenplatte. 170,9 Fälle je 100.000 Einwohner binnen 7 Tagen meldet der Landkreis Ludwigslust-Parchim. Auch hier hatte unsere Redaktion vor 14 Tagen über erkennbare Abweichungen in den gemeldeten Zahlen berichtet, so dass auch hier noch etwas Vorsicht geboten ist. Alles in allem aber sanken – mit Ausnahme des Kreises Vorpommern-Rügen, gestern in allen Regionen des Landes die Inzidenzwerte erst einmal. Auch dies ist ein zumindest vorsichtig optimistisches Zeichen.

 

Nach extremen Anstiegen beruhigt sich die Lage in Schwerin scheinbar

Auch in Schwerin kann man sich so langsam die Frage stellen, wie es am Montag, Dienstag und Mittwoch dieser Woche zu dem doch schon beinahe dramatischen Anstieg der Infektionszahlen kam. Zwar klingen auf den ersten Blick 16 neue Fälle vom Montag noch beinahe „normal“, muss man sie ins Verhältnis zu anderen Montagen setzen. Da standen über Wochen eher einstellige Werte – teilweise sogar die „Null“. Dahingehend waren 16 schon viel. Auch der Inzidenzanstieg von knapp 16 im Vergleich zum Vortag war nicht ganz gering. Die dann aber 33 Neuinfektionen am Dienstag und ein Inzidenzzahl-Plus von 26 sowie die 51 neuen Fälle und ein Inzidenzanstieg von gut 30 stellten im gesamten Pandemieverlauf für Schwerin durchaus eine Besonderheit dar. Einen rein lokalen Effekt allerdings kann man letztlich ausschließen. Denn der überproportionale Anstieg betraf ja das gesamte Land.

Daher könnte es sein, dass es noch die letzten deutlichen Nachwirkungen der freien Ostertage gewesen sind. Die Experten u.a. des RKI hatten stets darauf hingewiesen, dass entsprechende Auswirkungen noch bis zum Mittwoch möglich sind. 

 

Gestern drei Schulen betroffen

Inzwischen scheinen sich die Zahlen wieder auf „Normalniveau“ einzupegeln. Nach 14 neuen Fällen am Donnerstag meldete das Gesundheitsamt der Landeshauptstadt gestern 16 Neuinfektionen. Die Inzidenz sank inzwischen von 180,9 am Mittwoch auf nun 167,3. Sollten sich diese aktuellen Zahlen fortsetzen, wäre das natürlich eine mehr als gute Nachricht. Diesen kleinen Optimismus sollte man sich nicht nehmen lassen. Weniger schön: Waren es gestern auch deutlich weniger Fälle, so trafen diese drei Schulen der Stadt. Konkret handelt es sich um die Nils Holgersson Grundschule, die Erich-Weinert-Schule sowie die Berufliche Schule Gesundheit und Sozialwesen. Die Kontaktermittlungen des Gesundheitsamtes dauerten am gestrigen späten Nachmittag teilweise noch an

 

Seit gestern Lockdown in Schwerin – Ab Montag sind Schulen und Kitas dicht

Dennoch bleibt es dabei, dass in der Landeshauptstadt seit gestern der Schwerin-Lockdown gilt. Ab Montag gilt ein MV-weiter Lockdown, den der MV-Gipfel bereits am Donnerstag vorbereitet und der Landtag gestern mit den Stimmen von SPD, CDU und DIE LINKE beschlossen hatte. Dieser entspricht im Wesentlichen inhaltlich den Maßnahmen des Lockdowns in Schwerin. In Schwerin gelten derzeit folgende Regelungen:

  • Ausgangsbeschränkungen von 21 Uhr bis 6 Uhr
  • Verlängerung der Maskenpflicht und des Alkoholverbotes auf dem Marienplatz
  • Schließung des stationären Einzelhandels bis auf Liefer- und Abholdienste. Ausgenommen: Geschäfte, die überwiegend Lebensmittel verkaufen, Wochenmärkte, Direktvermarkter von Lebensmitteln, Getränkemärkte, Reformhäuser, Babyfachmärkte, Apotheken, Sanitätshäuser, Drogerien, Optiker, Hörgeräteakustiker, Tankstellen, Banken und Sparkassen, Poststellen, Zeitungsverkauf, Tierbedarfsmärkte und Blumenläden, Bau- und Gartenmärkte, Großhandel sowie Buchhandlungen
  • Für geöffnete Verkaufsstellen wird die Kundenzahl auf 1 Person je 20 m² begrenzt (vorher 1 Person je 10 m²)
  • Schließung von Massagepraxen, Sonnenstudios, Tattoostudios, Barbieren und ähnlichen Betriebe für den Publikumsverkehr
  • Friseure und die medizinisch-therapeutische Fußpflege dürfen geöffnet bleiben.
  • Schließung der Kultureinrichtungen wie Ausstellungen, Museen und Gedenkstätten mit Ausnahme der Außenbereiche
  • Außenanlagen des Zoos dürfen geöffnet bleiben.
  • Schließung der Fahr- und Flugschulen
  • Individualsport ist nur allein, zu zweit oder mit dem eigenen Hausstand auf und in allen öffentlichen und privaten Sportanlagen erlaubt.

Ab Montag sind Schulen und Kitas in der Landeshauptstadt geschlossen. Es besteht lediglich ein Notbetrieb, der nur in Ausnahmesituationen genutzt werden kann. 

Written By
Stephan Haring

Stephan Haring ist freier Mitarbeiter unserer digitalen Tageszeitung. Er hat ein Bachelor-Studium der Kommunikationswissenschaften an der Universität Erfurt mit den Nebenfächern Sozialwissenschaften & Politik absolviert. Im Nachhinein arbeitete er in leitenden Funktionen der Presse- & Öffentlichkeitsarbeit, im Leitungsbereich eines Unternehmens sowie als Rektor einer privat geführten Hochschule. Zudem entwickelte, organisierte und realisierte er mit der durch ihn entwickelten LOOK ein Fashionevent in Schwerin. Heute arbeitet er freiberuflich als Texter, Pressesprecher und Textkorrektor sowie als Berater in verschiedenen Projekten. In einem Schweriner Ortsbeirat ist er zudem ehrenamtlich als Vorsitzender kommunalpolitisch aktiv.

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