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Schwerin: Unmut bei den Jägern der Landeshauptstadt

Bereits seit einigen Wochen rumort es mächtig in der Gemeinde der Jäger Mecklenburg-Vorpommerns. Stein des Anstoßes war eine Gesprächsrunde bei Minister Till Backhaus (SPD). Im Ergebnis der Zusammenkunft, an der

  • Veröffentlicht Februar 3, 2020
Auch bei den Jägern in Schwerin stoßen Pläne von Minister Till Backhaus (SPD) auf Gegenwehr. | Foto: Symbolbild

Bereits seit einigen Wochen rumort es mächtig in der Gemeinde der Jäger Mecklenburg-Vorpommerns. Stein des Anstoßes war eine Gesprächsrunde bei Minister Till Backhaus (SPD). Im Ergebnis der Zusammenkunft, an der auch das Präsidium des Landesjagdverbandes (LJV) teilnahm, entstand ein Positionspapier. Eben dieses trägt ein Großteil der Jäger im Land nicht mit. 

Mehr Wildabschüsse zugunsten der Aufforstung?

Mit einer Schonzeitverkürzung will Minister Backhaus den derzeitigen Bestand an Rot-, Damm- und Rehwild eindämmen. Ans einer Seite stehen dabei diverse Naturschutzverbände, wie zum Beispiel der NABU. Sie halten die derzeitige Anzahl der Tiere für zu hoch. Damit verbunden sei die Gefahr, dass Wiederaufforstungen scheitern könnten, da die Tiere die jungen Pflanzen fressen würden. Die Naturschutzverbände fordern also den verstärkten Abschuss der Tiere zum Schutz der auch staatlich geförderten Neupflanzungen. „Dann werden die staatlichen Zuschüsse nämlich in Größenordnungen in den Wildmägen landen. Das wäre nicht nur ein Bärendienst für den Klimaschutz, sondern würde langfristig auch das Aus für die heimische Forstwirtschaft bedeuten“, so Till Backhaus Ende November 2019. Ein Positionspapier, das unter anderem diese Idee bestätigte, unterschrieb nach der Gesprächsrunde auch das Präsidium des LJV

Es rumort bei den Jägern im Land – auch in Schwerin. | Symbolbild

Es rumort gehörig – auch bei den Jägern in Schwerin

Diese Unterschrift führte zu massiver Kritik an der Basis. Das von Minister Backhaus schon gefeierte Papier nach einer des erweiterten LJV-Präsidium Sitzung als nicht akzeptabel abgelehnt. „Wir halten an den gewachsenen und bewährten Jagd- und Schonzeiten des Wildes fest.  „Mit der Wildbewirtschaftungsrichtlinie, den Hegegemeinschaften und Hegeringen haben wir fachliche Gremien und Regularien, um unsere Wildbestände nachhaltig zu bewirtschaften. Als Anwälte des Wildes lassen wir es nicht zu, dass das Klima nun mit der Büchse gerettet werden soll und dabei Weidgerechtigkeit und Tierschutz auf der Strecke bleiben. Das ist mit uns nicht verhandelbar“, zitiert das Fachportal jagderleben.de das nun gültige Positionspapier des Landesverbandes.

Jäger aus Schwerin gegen Ministerplan

Damit aber ist die Neufassung des Landesjagdgesetzes MV nicht vom Tisch. Denn Minister Till Backhaus hält das seinerzeit von der Verbandsspitze mit unterzeichnete Positionspapier für verbindlich. Die Unterzeichner des LJV hingegen, erklären, sie hätten sich seinerzeit überrumpelt gefühlt. Daher bleibt es unruhig – was sich kürzlich auch beim Treffen der im Hegering Schwerin organisierten Jäger zeigte. Wie bei den Berufsjägern stößt die geplante Änderung des Landesjagdgesetzes auch bei den Freizeitjägern auf Kritik. Sie sehen sich dabei als Anwälte des Wildes und aktive Naturschützer. In einer hitzigen Diskussion zeigte sich, dass man die Gefahr einer nicht mehr gesunden Entwicklung der Bestände sieht, sollte sich der Minister durchsetzen. Die Verkürzung der Schonzeiten sei weder mit dem Tierschutz noch mit den „Regeln der Weidgerechtigkeit“ vereinbar. Darüber herrschte ebenso Einigkeit wie in der weiteren Ablehnung des besagten Positionspapiers. 

Die Jäger aus Schwerin fordern einen Kompromiss zwischen Wild und Forst. | Symbolbild

Kompromiss zwischen Forst und Jagd in Schwerin gefordert

Die Hobbyjäger erkennen allerdings auch an, die derzeitigen Bestandszahlen zu Problemen für die Forstwirtschaft führen könnten. „Es muss ein Kompromiss gefunden werden, der das Wild in unserer Kulturlandschaft nicht weiter unter Druck geraten lässt. Gleichzeitig muss dieser aber auch den klimatisch notwendigen Waldumbau ermöglichen“, so das Fazit der Diskussion. Deutlich widerlegte die Runde zudem den stetig schwelenden Vorwurf, die Jäger jagten zu wenig und so explodierten die Bestände. Zumindest für den Raum Schwerin gilt dies nicht, wie nicht zuletzt die Streckliste der Unteren Jagdbehörde belegte. 160 Stück Schwarzwild und 180 Stück Rehwild wurden demnach in den Revieren um Schwerin im beendeten Jagdjahr erlegt.

 

 

Written By
Stefan Rochow

ist Journalist, Unternehmer und Gründer von SNO | Schwerin-Lokal. Mail: redaktion@schwerin-lokal.de

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