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Schwerin: Unruhe am Goethe-Gymnasium

Anfang dieser Woche berichtete die SVZ über schwerwiegende Vorwürfe zum Umgang mit den Corona-Auflagen am Goethe Gymnasium Schwerin. Laut der Tageszeitung hätten sich zahlreiche Eltern sowohl an das Medium als

  • Veröffentlicht September 19, 2020
Die Hygiene-Maßnahmen am Goethe-Gymnasium in Schwerin stoßen bei einigen Eltern auf Kritik. | Foto: Symbolbild

Anfang dieser Woche berichtete die SVZ über schwerwiegende Vorwürfe zum Umgang mit den Corona-Auflagen am Goethe Gymnasium Schwerin. Laut der Tageszeitung hätten sich zahlreiche Eltern sowohl an das Medium als auch ans Gesundheitsamt gewendet. Die Schulleitung reagierte offenbar wenig konstruktiv auf entsprechende Nachfragen. Nun kommt eine Stellungnahme aus dem Gesundheitsamt Schwerin.

 

Eltern übten Kritik an Corona-Maßnahmen des Goethe-Gymnasiums

Eine Mutter soll, so die Tageszeitung, dabei beispielsweise zur Situation am Gymnasium gesagt haben: „Das Zusammenfassen von drei Jahrgangsstufen mit je sechs Klassen ist für uns sehr irritierend. Zum Unterrichtsbeginn treffen sich dann Klassen aus verschiedenen Gruppen im Eingangsbereich und begegnen sich.“ Die Musikensembles spielten zudem wohl wieder in großer Stärke, und das in geschlossenen Räumen. Wer in den vergangenen Wochen die Corona-Berichterstattung verfolgt hat, sollte von den besonderen Gefahren durch Aerosole in solchen Situationen wissen. Daher ist es nachvollziehbar, dass die beschriebene Situation Fragen aufwirft.

 

Schulleiter: „Werde auf solche Briefe nicht antworten.“

Wer nun dachte, Schulleiter Reinhard Maas würde diese Beschwerden aus der Elternschaft ernst nehmen, sah sich getäuscht. „Ich werde auf solche anonymen Briefe überhaupt nicht antworten. Und ich finde das auch ganz schlechten Stil. Alle Eltern können sich direkt an Lehrer und die Schulleitung wenden. Wir haben den Sommer über mit allen Lehrern und dem Gesundheitsamt unser Konzept abgestimmt und setzen es richtig um. Mehr werde ich dazu nicht sagen“, so laut SVZ die Reaktion des Schulleiters. Ein konstruktiver Umgang mit Sorgen seitens der Eltern und Schüler sieht wohl anders aus. Durchaus ernster nahm man die Vorwürfe im zuständigen Gesundheitsamt. Denn dort ging man umgehend den Hinweisen nach. Allerdings mit einem für die kritischen Eltern vermutlich weniger beruhigenden Ergebnis.

 

Gesundheitsamt macht Vor-Ort-Kontrolle und sieht keine Probleme

Denn im Anschluss an einen Vor-Ort-Termin will das Gesundheitsamt keinerlei Verstöße an dem auch über die Grenzen der Stadt Schwerin hinaus bekannten Gymnasium festgestellt haben. „Die Musikgymnasien haben die Möglichkeit, von den Festlegungen des Rahmenhygieneplans des Landes abzuweichen. Sonst könnten sie ihren Unterricht als Spezialschule nicht durchführen. Die Schule konnte uns schlüssig darlegen, dass die am Goethe-Gymnasium praktizierten Sonderregelungen nicht über die mit uns vereinbarten Ausnahmen hinausgehen. Das haben wir im Ortstermin überprüft und auch bestätigt gefunden. Und es deckt sich auch mit zahlreichen Zuschriften, die die Schule und das Gesundheitsamt inzwischen von zufriedenen Eltern erhalten haben“, erklärt die leitende Hygieneärztin des Schweriner Gesundheitsamtes Gerit Hübner. Damit argumentiert das Amt nun unter anderem mit Elternbriefen gegen Elternbriefe.

 

Sängerinnen und Sänger an Schule mit deutlich geringeren Abständen als bei Profis

Bereits im Sommer hatte sich die Behörde nach eigenen Angaben die Situation vor Ort angeschaut. „Insbesondere auch die Probenräume für Bläserklassen, Bläserensemble, Bigband, Jugendkammerchor, Jugendchor und Sinfonisches Jugendblasorchester“, so Hübner. Dabei legte man dann je Probenraum eine deutlich begrenzte Schülerzahl fest. Für Sänger und Bläser gilt dabei ein größerer Mindestabstand von zwei Metern. In der Aula sind zudem auch Chorproben mit bis zu 100 Sängerinnen und Sängern möglich. Die Schule selbst hat diese Zahl aber auf 65 reduziert, so die Stadtverwaltung Schwerin. Natürlich muss man davon ausgehen, dass hinter diesen Abständen Überlegungen von Profis stehen. Aber ebenso sind es auch Profis, die seitens der Berufsgenossenschaft beispielsweise für professionelle Sängerinnen und Sänger weiterhin einen Mindestabstand von 6 Metern empfehlen. Daher muss die Frage erlaubt sein, inwieweit Viren & Co bei den Schülern des Goethe-Gymnasiums weniger weit fliegen, als bei professionellen Sängerinnen und Sängern.

 

Hygieneplan der Schule ist mit dem Gesundheitsamt abgestimmt

Bei klassenüberschreitenden Ensembles kann am Goethe-Gymnasium Schwerin zudem mit Genehmigung des Gesundheitsamtes vom Rahmenhygieneplan abgewichen werden. Man sieht hier eine Vereinbarkeit mit der Kohorten-Regelung, da es sich dabei ebenfalls um „feste Gruppen“ handele. „Das wurde mit dem Gesundheitsamt detailliert abgesprochen. Wir konnten das genehmigen, weil für den Fall einer Erkrankung Gruppenzugehörigkeiten für unsere Ermittler im Infektionsschutz weiterhin gut nachvollziehbar bleiben“, so Hübner. Die weiteren Unterrichte sind, so das Amt, mit einem detaillierten Hygieneplan anhand der Rahmenrichtliche des Landes koordiniert. Die Klassenstufen sind dabei in Kohorten eingeteilt. Doppeljahrgänge nutzen verschiedene Eingänge und die Pausenzeiten sind versetzt. Zudem sind für die Aufenthaltsbereiche auf dem Schulhof eigene Sektorenregelungen existent.

Auch hier hat das Gesundheitsamt im Rahmen der Kontrolle nach eigenen Angaben genau hingeschaut: „Wir haben uns die Pausensituation in einer großen Pause angeschaut und konnten keine Verstöße bezüglich des Hygieneplanes feststellen. Wenige Schüler und eine Lehrerin, die wir ohne Maske im Treppenhaus antrafen, hatten ein ärztliches Attest zur Befreiung von der Maskenpflicht aus medizinischen Gründen“. Mit Blick auf die bauliche Situation der Schule kann man, so das Amt, zudem auf ein zusätzliches Aerosolminimierungskonzept verzichten.

 

Ob Diskussion nun endet ist fraglich

Ob dieses Ergebnis nun die besorgten Eltern zufriedenstellt, müssen wohl die kommenden Tage und Wochen zeigen. Klar ist zumindest, dass es Abweichungen vom laut der Landesregierung doch an sich zwingend umzusetzenden Rahmenplan gibt. Auch dies wirft sicherlich manch neue Fragen auf. Denn nur weil es sich um eine Spezialschule handelt, dürfte das Virus nicht anders ansteckend sein, als an nicht spezialisierten Schulen.

 

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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