Fr, 19. April 2024
Close

Schwerin: Veranstaltung zu 30 Jahren Stasi-Auflösung

30 Jahre liegt die Friedliche Revolution in der ehemaligen DDR nun zurück. Mutige Bürgerinnen und Bürger der SED-Diktatur gingen für Freiheit und gegen Bespitzelung und Parteiideologie auf die Straße. Dabei

  • Veröffentlicht November 26, 2019
Unzählige Kilometer an Akten befanden sich in den Archiven des MfS – auch in Schwerin | Foto: Symbolbild

30 Jahre liegt die Friedliche Revolution in der ehemaligen DDR nun zurück. Mutige Bürgerinnen und Bürger der SED-Diktatur gingen für Freiheit und gegen Bespitzelung und Parteiideologie auf die Straße. Dabei blieb es von Seiten der Demonstranten friedlich – und der Staat begriff zum Glück nach ersten Gewalteinsätzen, dass er gegen Kerzen und Transparente nicht angehen kann.

Menschen wollten Ende von Bespitzelung und Denunziation

Dabei war eine der Hauptforderung der Demonstranten das Ende des alltäglichen Bespitzelns der Menschen durch den Staat. Mit offiziellen und inoffiziellen Mitarbeitern durchdrang das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) jahrzehntelang das Leben. Bis in das privatesten Familienleben hinein agierten die Spitzel dabei. Nahezu alles, was sie dabei „in Erfahrung“ brachten, dokumentierten sie. Das Ministerium archivierte die entsprechende Datenflut in personenbezogenen Akten. Nicht zuletzt auch gegen Orte, die die Menschen mit dieser Bespitzelung und mit Denunziation verbanden, richtete sich 1989 viel Zorn. Dies war dem MfS bewusst, und so begann eine Aktenvernichtung in selten dagewesenem Ausmaß.

„Ende der Aktenvernichtung und Auflösung der Stasi“

Dies blieb nicht unbemerkt – und die Demonstranten reagierten. Am Morgen des 4. Dezembers 1989 besetzten Bürger zum Beispiel die Stasi-Bezirksverwaltung in Erfurt. Am Abend folgten Besetzungen unter anderem in Leipzig, Suhl und Rostock. Weitere Kreisdienststellen des MfS folgten. Am 5. und 6. Dezember 1989 wurden auch alle anderen Bezirksverwaltungen durch Bürgerkomitees besetzt. Gefordert wurde, die Vernichtung der Akten zu stoppen, deren Sicherung zu kontrollieren und die Stasi aufzulösen.

Das Schweriner Bürgerkomitee betrat am 5. Dezember 1989 für einen Rundgang das Gebäude am Demmlerplatz betreten. Am 6. Dezember drängte dann der Untersuchungsausschuss den Bezirksstaatsanwalt, im Dienstobjekt der Bezirksverwaltung in Rampe die zu diesem Zeitpunkt noch vorhandenen Akten zu sichern. Kirchenjurist Wolfgang Loukidis hat dieses Gespräch, das Wolf mit den Worten eröffnete: „Es wurde der Wunsch an mich herangetragen…“, mit seinem Diktiergerät festgehalten.

Spannende Veranstaltung zum Thema am 6. Dezember

Nun, 30 Jahre später, widmet sich eine Veranstaltung der Landesbeauftragten für M-V für die Aufarbeitung der SED-Diktatur, Anne Drescher, der Auflösung der Staatssicherheit und der Zukunft der Akten. Am 6. Dezember 2019 – also exakt 30 Jahre später – lädt Drescher um 17 Uhr in das Dokumentationszentrum am Schweriner Obotritenring ein.

Einerseits soll aus Sicht einzelner Beteiligter eine Rückschau auf 1989 erfolgen. Darüber hinaus aber soll es auch um die Zukunft der Stasi-Akten gehen. So ist geplant, dass der Historiker Christoph Wunicke, nach einem Grußwort von Justizministerin Kay Hoffmeister, die Schweriner Ereignisse von damals im historischen Gesamtkontext verortet. Anhand von Bild- und Tondokumenten erinnern sich zudem im Anschluss Dr. Peter Kruse und Wolfgang Loukidis an die damalige Zeit. Mit Volkbert Keßler erinnert sich zudem ein Zeitzeuge der damaligen Justiz. Er kooperierte während dieser Zeit als Staatsanwalt mit dem Bürgerkomitee. Zum Thema „Zukunft der Stasi-Akten“ informiert ferner im Anschluss Jörn Mothes, ehemaliger Landesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen als Auftakt zu einer Diskussion.


– Vortrag und Gespräch –
„Es wurde der Wunsch an mich herangetragen“
Veranstaltung zu 30 Jahren Stasi-Auflösung und zur Zukunft der Akten
Freitag, 6. Dezember 2019 | 17:00 Uhr
Dokumentationszentrum
| Obotritenring 106 | Schwerin

Written By
Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

Kommentiere den Beitrag

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert