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Schwerin: Willkommen wie bei guten Freunden

Wer kennt es nicht, zumindest von außen, das ebenso ehrwürdige wie traditionsreiche Gebäude in der Alexandrinenstraße 12-13 in Schwerin. Das Hotel „Niederländischer Hof“ am Pfaffenteich – direkt im Herzen der

  • Veröffentlicht Juli 7, 2020
Mit Charme, Leidenschaft und vielen Ideen für die Zukunft leiten Nadine Lux (rechts) und Nicole Hermel (links) den „Niederländischen Hof“ in Schwerin. | Foto: schwerin-lokal

Wer kennt es nicht, zumindest von außen, das ebenso ehrwürdige wie traditionsreiche Gebäude in der Alexandrinenstraße 12-13 in Schwerin. Das Hotel „Niederländischer Hof“ am Pfaffenteich – direkt im Herzen der Landeshauptstadt. Ein Haus mit ebenso abwechslungsreicher wie lebendiger Geschichte. Ein Haus, das so manch Umbruch erlebte und überlebte, und dessen Zukunft heute in den Händen zweier ebenso charmanter wie engagierter junger Frauen liegt.

Traditionell und doch zeitgemäß ist die Einrichtung des „Niederländischen Hof“ in Schwerin. | Foto: schwerin-lokal

Gefühlte und gelebte Herzlichkeit 

Schon die imposante zweiflüglige Eingangstür lässt erahnen, dass man mit dem nächsten Schritt über die Schwelle des Hauses eine zumindest kleine Zeitreise erleben kann. Und schon beim ersten Blick hinein zeigt sich, dass dieser Eindruck nicht täuscht. Nur wenige Stufen, aus Granit und belegt mit rotem Teppich, und schon öffnet sich eine historische Flügeltür wie von Geisterhand. In diesem Fall für uns geöffnet durch die zwei vermutlich aktuell jüngsten Hotel-Gastgeberinnen von Schwerin: Nadine Lux (34) und Nicole Hermel (33). Beide strahlen schon auf den ersten Blick eine Mischung aus Herzlichkeit und auch Dynamik aus. Freundliche Blicke, ein spürbar ehrlich gemeintes „Herzlich Willkommen“ und wir stehen im Foyer. Der erste Eindruck einer kleinen Reise zurück in eine frühere Zeit bestätigt sich. Bewusst gelebte Tradition, Gemütlichkeit und das Gefühl, angekommen zu sein – so zumindest unsere Empfindungen. Nicht überkandidelt sondern in jedem Punkt echt.

Je nach Jahreszeit wechselt die Figur das Kleid. | Foto: schwerin-lokal

Bewusst gelebte Tradition perfekt in unsere Zeit eingebettet

Und doch steht dieses anheimelnde Ambiente in einer erkennbaren Verbindung mit der Neuzeit. Als wäre er schon immer da gewesen, fügt sich der Aufzug mit gläsernem Schacht in das historische Treppenhaus ein. Und ein ganz klein wenig kommt man auch in der Aktualität an. Denn eine transparente Trennung schützt die Gäste wie auch die freundliche Dame an der Rezeption vor dem Coronavirus. Selbst die Figur am Fenster, die im Wechsel der Jahreszeiten ein passendes Kleid trägt, hat eine Maske auf. Und doch bleibt in jedem Augenblick das Gefühl der Zeitreise und des Ankommens in einer früheren, angenehmen ja beinahe familiär-gemütlichen Welt.

Besonders beim Weg die Marmortreppen hinauf in die Etagen des Hauses ist dieses Feeling stetig präsent. Auch die Zimmer lassen uns diesen Eindruck nicht vergessen. Sie bieten wieder die angenehme Mischung aus dem Damals und dem Heute. Tradition der Einrichtung und Ausstattung verbunden mit dem Komfort der heutigen Zeit bietet das Studio mit Blick auf den Pfaffenteich, in das Nadine und Nicole uns führen.

Aus vielen der anspruchsvoll ausgestatteten Zimmer kann man auf den Pfaffenteich schauen. | Foto: schwerin-lokal

Zwei engagierte Chefinnen, die ihr Hotel mit Herz und Leidenschaft führen

So traditionell und historisch das Haus auch auf uns wirkt, so perfekt passen die beiden jungen und absolut modernen Frauen hierher. Sie lieben das Haus, sie leben für ihre Gäste. Das zu merken, dafür braucht es wenig. Beide verbindet ein inzwischen schon mehrjähriger Weg. Gemeinsam erlebte Tiefs, schmerzvolle Augenblicke, aber auch tolle Momente. Und viele gemeinsame Ideen und Visionen für eine erfolgreiche Zukunft ihres Hotels. Nadine, die in Österreich geboren wurde und selbst von sich sagt, dass sie auch im Herzen zur Hälfte Österreicherin und zur Hälfte Deutsche ist, hat den Hotelberuf von der Pieke auf gelernt. Ganz zur Freude ihrer Mutter, die unter anderem über viele Jahre Chefin und zuletzt Inhaberin des „Niederländischen Hofes“ war. Wer nun aber glaubt, die Tochter wäre schlichtweg einen vorgegebenen Weg gegangen, der irrt.

Nadine arbeitete zu Beginn in jeder Position im Haus. Als Zimmermädchen war sie auch für die Marmor-Bäder zuständig. | Foto: schwerin-lokal

Nadine Lux ging in die Luft, ehe sie in Schwerin ankam

Denn nach ihrer Ausbildung zur Diplom-Hotelkauffrau hob sie erst einmal ziemlich ab. Allerdings nicht im umgangssprachlichen Sinn. Vielmehr war Nadine acht Jahre lang Flugbegleiterin. „Ganz gegen den Willen meiner Mama“, erinnert sie sich. „Aber das war mein Dinge und meine Entscheidung.“ Erlebt man Nadine im Gespräch, merkt man schnell, dass sie durchaus eine gehörige Portion Kampfgeist und Zielorientierung hat. Zwei Eigenschaften, die dem Hotel schon mehrfach zugute kamen. Denn nachdem sie 2014 nach Schwerin in das Haus ihrer Mutter kam und wirklich alle Abteilungen durchlaufen hatte, übernahm sie die vorübergehend freie Stelle der Assistenz „der Chefin“. Hier galt es durchaus, sich zu beweisen – als eigenständige der Situation absolut gewachsene Person. Mit einer willensstarken Mutter als Chefin. Die Position war übrigens gerade nicht besetzt, da ihre heutige Geschäftspartnerin Nicole gerade ein Kind zur Welt gebracht hatte und daher im Mutterschutz war.

Auch an der Bar, an der der Tag entspannt ausklingen kann, hat Nicole gearbeitet. | Foto: schwerin-lokal

Im Niederländer begann Nicole Hermels Berufsweg

Nicole hatte da schon einige Jahre einer bewegten Ausbildung zur Hotel- und Restaurantfachfrau sowie echte Berufserfahrung hinter sich. Begonnen hatte ihre Laufbahn übrigens im selben Haus. Allerdings damals noch als junge Auszubildende im Restaurant unter Gourmetkoch Eric Schröter. Nach dessen Insolvenz führte sie ihr Weg ins „Uhle“ und zwei Jahre später wieder zurück in den „Niederländischen Hof“. Dessen Inhaberin war inzwischen Martina Lux-Grella. „Die Übergangsphase damals war schon etwas holprig, da mir der Wechsel nicht nur leicht gemacht wurde. Um so bemerkenswerter fand ich es schon damals, dass Frau Lux-Grella mehrere Wochen die Stelle für mich freihielt“, erinnert sich die 33-jährige heute. Ein großer Vertrauensvorschuss der erfahrenen Hotelchefin, für den Nicole heute noch dankbar ist. Im „Niederländischen Hof“ setzte sie dann nach dem Abschluss als Restaurantfachfrau noch eine einjährige Zusatzausbildung zur Hotelfachfrau drauf und startete 2008 ihre Hotelkarriere. Erst einmal  an der Rezeption.

2010 bot ihr Nadines Mutter dann die Assistenzstelle an, die Nicole bis zur Geburt ihres Kindes auch gern und engagiert ausübte. Zu diesem Zeitpunkt waren sie und Nadine bereits nicht nur Kolleginnen sondern auch schon gute Freundinnen. Bereits bei gelegentlichen Besuchen Nadines in Schwerin und einem Praktikum der Halbösterreicherin im Haus ihrer Mutter im Januar 2013 hatten sie sich kennengelernt. Die Chemie stimmte offenbar schnell. Das ist – für jeden erkennbar – auch bis heute so geblieben.

„Ich bin so froh, dass Mama und ich uns vollends ausgesöhnt haben.“

Schwierig wurde es für die zwei allerdings, als Nicole 2017 zurückkam. Nun sollten sie beide irgendwie die Assistenz der Chefin sein. Letztere aber sorgte nicht so wirklich für klare Zuständigkeiten. „Und es war auch nicht wirklich sinnvoll, dass wir bei dem doch kleinen Team beide eine Assistenzstelle ausübten“, erinnert sich Nicole. Darüber hinaus zeigte sich, dass die sehr starke Persönlichkeit von Martina Lux-Grella die schwierige Situation insgesamt auch nicht nur förderte. Nicht nur Nicole kämpfte mit sich und dem Augenblick. Auch Nadine hatte es in dem Spannungsfeld als Tochter und Assistentin ihrer Mutter nicht nur leicht. „Zeitweise brodelte es doch sehr. Aber zum Glück haben Mama und ich letztlich doch wieder zusammengefunden.“ Die beiden Assistentinnen dachten damals zwischenzeitlich unabhängig voneinander darüber nach, das Haus zu verlassen. Die Freundschaft aber stand zu keinem Zeitpunkt in Frage.

Auf der gemütlichen Terrasse schmeckt das Frühstück an warmen Tagen doppelt gut. | Foto: schwerin-lokal

Auch in schwierigen Zeiten stehen Nicole und Nadine beieinander

Ein echter Schicksalsschlag sollte dann aber nicht nur diese Gedankengänge in den Hintergrund treten lassen. Martina Lux-Grella erkrankte schwer und kam ins Krankenhaus. Nadine war schnell klar, dass eine schwere Zeit mit ungewissem Ausgang bevorsteht. „Nicole, das sieht Scheiße aus mit meiner Mama, stehst Du das mit mir durch?“ Ebenso klar wie emotional wandte sie sich an ihre Freundin und Kollegin. Diese zögerte keine Sekunde. „Ohne sie wäre ich niemals durch diese Zeit gekommen“, erinnert sich Nadine Lux heute im Rückblick. Denn ihre schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten sich. Ihre Mutter verstarb, und Nadine musste von heute auf morgen ihr Leben neu ordnen. Und „nebenbei“ das Hotel führen. Aber sie stellte sich mit Assistentin und Freundin Nicole Hermel an ihrer Seite sofort dieser Herausforderung.

Beide Frauen blickten nun gemeinsam wieder nach vorn. „Gemeinsam hieß für mich dabei stets auch genau das, was das Wort meint. Mir hat nun zwar das Haus gehört, aber ich habe Nicole in alle Entscheidungen mit einbezogen. Und das war auch gut so“, sagt Nadine heute überzeugt. Dass sie sich dabei stets gut beraten und begleitet fühlte, zeigt auch, dass sie Ende 2018 bei der Gründung einer Betreibergesellschaft Nicole eine Teilhaberschaft anbot.

Seit Ende 2018 leiten beide engagierte Frauen das Haus gemeinsam

Seither leiten beide Frauen das Haus faktisch gleichberechtigt. „Zusammen nun den Weg zu gehen, das machte wirklich Spaß. Aber wir mussten dann eben auch schmerzhafte Entscheidungen treffen. Denn mit dem Erbe war auch echte Belastung verbunden. Es ging um nichts Geringeres als die Zukunft des Hauses und unseres tollen Teams. Beides war uns aber wichtiger, als Dinge, an denen wir vor allem emotional hingen.“ Gemeinsam entschieden sie daher im Sommer 2019 einen schweren Schritt zu gehen: Sie schlossen das Restaurant, das bereits seit Jahren Verluste einfuhr.

v.l.n.r.: Martina Müller (GF Stadtmarketing Schwerin), Nicole Hermel; Mathias Wölk, Nadine Lux, Gunnar Bast (VR Bank) | Foto: schwerin-lokal

Alle Entscheidungen gemeinsam treffen – schöne wie auch schwere

„Sicher, es gab danach manch Anruf aus Schwerin, in dem die Schließung sehr bedauert wurde. Aber letztlich waren auch zu wenig Schwerinerinnen und Schweriner zu uns gekommen. Und wir konnten aufgrund der Personalsituation unser gewünschtes Niveau im Restaurant nicht stabil garantieren“, so Nadine Lux. Das sollte aber nicht die einzig einschneidende, schwere Entscheidung bleiben. Nadine musste noch einen Schritt weiter gehen. Sie verkaufte kürzlich die mit Krediten belastete Immobilie an den Schweriner Mathias Wölk. Von ihm pachteten die Frauen das Haus direkt zurück. Wölk ist nun Eigentümer des Gebäudes – das Herz des „Niederländischen Hofs“ sind und bleiben aber Nadine und Nicole als Chefinnen. „Jetzt können wir einfach freier denken und handeln. Der Schritt ist mir unendlich schwer gefallen. Aber er war wichtig und richtig.“ Bei diesen Worten sieht man, wie erleichtert und dennoch emotional berührt Nadine Lux noch immer ist.

Wintergarten und Terrasse eignen sich hervorragend auch für Veranstaltungen. | Foto: schwerin-lokal

Zukunft gesichert und mit zusätzlichem Schwung nach vorn schauen

Aber es wird auch sofort erkennbar, dass Nadine und Nicole jetzt, da die Zukunft des Hotels „Niederländischer Hof“ gesichert ist, wieder voller Tatendrang sind. Ein ganz wichtiger Punkt in ihrem Engagement ist nun, das Haus, das so viele Schweriner kennen, wieder zu einem Teil des Lebens der Menschen zu machen. „Klar sind wir unverändert mit unserer ganzen Kraft für unsere Gäste da. Aber zu diesen wollen wir nach und nach auch wieder mehr Schwerinerinnen und Schweriner zählen.“ Denn der „Niederländische Hof“ ist mehr, als ein traditioneller Ort für anspruchsvolles Übernachten. Auch ohne Restaurant möchte, kann und wird es ein Teil der Stadt sein.

Tolles Frühstück steht auch Schwerinern offen

Das wundervolle Frühstück beispielsweise steht nicht nur Hotelgästen zur Verfügung. Für einen absolut fairen Preis können auch alle Einheimischen hier ein Buffet mit regionalen Spezialitäten, mit selbstgekochter Marmelade, im Haus geräuchertem Lachs und hausgemachtem Kuchen genießen. Zu speziellen Tagen wie Halloween, Weihnachten oder Ostern gibt es sogar Themenbüffets. Oder wie wäre es statt einer abendlichen Weihnachtsfeier mit einem gemeinsamen Weihnachtsfrühstück für die Firma oder Abteilung? „Wir haben einen tollen Frühstückskoch, der hier bei uns seine Ausbildung zum Koch absolviert hat und uns treu geblieben ist. Er plant und realisiert mit unglaublich viel Liebe wirklich tolle Buffets zum Start in den Tag“, so Nadine Lux.

Auch das gemütliche Kaminzimmer kann man für Geschäftstreffen o.ä. mieten. | Foto: schwerin-lokal

Total offen für Veranstaltungen – auch mit gastronomischer Begleitung 

Aber nicht nur für das Frühstück steht das Haus den Schwerinern offen. Auch Veranstaltungen – idealerweise erst einmal bis 20 Personen – können hier stattfinden. Kleinere Firmenevents aber auch Familienfeiern. Und da kommt der engagierte Koch nochmals ins Gespräch. Durch ihn ist es nämlich möglich, auch für diese Events einen kleinen Lunch aber auch mal ein 3-Gänge-Menü oder ein kleines Buffet anzubieten. Ob im historischen Raum des früheren Restaurants oder im wundervollen Wintergarten mit angrenzendem Gartenbereich – hier ist wirklich ein toller Platz für entsprechende Veranstaltungen. Für ganz kleine Runden ist sogar das tolle Kaminzimmer buchbar.

Nicole wird hier im Haus übrigens demnächst sogar ihre Hochzeit feiern. Vielleicht ist das dann ja sogar eine spannende Option auch für andere Hochzeitsgruppen. Man wird sehen. Und wer weiß, vielleicht klappt es in Zukunft ja auch mal wieder mit einem Restaurant. Ausgeschlossen ist das bei dem Tatendrang und Engagement von Nadine Lux und Nicole Hermel definitiv nicht.

Ein Ort voller Tradition, Individualität und Herzlichkeit 

Man könnte noch so viel mehr schreiben über den „Niederländischen Hof“, die beiden Hotelchefinnen und ihr tolles Team. Aber vielleicht ist es doch am besten, wenn Sie einfach selbst vorbeischauen. In dem Hotel, das die zwei charmanten Hotelchefinnen so treffend als ein Haus beschreiben, in dem man sich als Gast und Besucher „willkommen wie bei guten Freunden“ fühlt. In einem Haus, in dem schon die Chefinnen am Eingang – an der besagten Flügeltür – die Herzlichkeit ausstrahlen, die sich dann durch den ganzen Aufenthalt zieht. Einem Haus, in dem selbst Gäste, die erstmals dort sind, wie Stammgäste behandelt werden. In dem jeder machbare Wunsch realisiert wird. Einem Haus voller Individualität und Tradition – und doch total angekommen in unserer Zeit.

Written By
Stephan Haring

Stephan Haring ist freier Mitarbeiter unserer digitalen Tageszeitung. Er hat ein Bachelor-Studium der Kommunikationswissenschaften an der Universität Erfurt mit den Nebenfächern Sozialwissenschaften & Politik absolviert. Im Nachhinein arbeitete er in leitenden Funktionen der Presse- & Öffentlichkeitsarbeit, im Leitungsbereich eines Unternehmens sowie als Rektor einer privat geführten Hochschule. Zudem entwickelte, organisierte und realisierte er mit der durch ihn entwickelten LOOK ein Fashionevent in Schwerin. Heute arbeitet er freiberuflich als Texter, Pressesprecher und Textkorrektor sowie als Berater in verschiedenen Projekten. In einem Schweriner Ortsbeirat ist er zudem ehrenamtlich als Vorsitzender kommunalpolitisch aktiv.

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