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Schweriner Antikörpertest spaltet Expertenmeinungen

Ein seit kurzem in den Geschäften der Drogeriemarke “dm” erhältliches Produkt sorgt derzeit für besonders starken Andrang.

  • Veröffentlicht November 7, 2020

Für einen Preis von 60 Euro verspricht Cerascreen aus Schwerin, dass Käufer des Produktes innerhalb von 48 Stunden über eine mögliche Infektion mit dem COVID-19-Virus aufgeklärt werden. Das Prozedere soll relativ unkompliziert erfolgen. Mit einem kleinen Pieks wird eine Blutprobe erstellt, die anschließend an das Partnerlabor von “Cerascreen” übermittelt wird. Ein positives Ergebnis soll dann erfasst werden können, wenn die Infektion mindestens 14 Tage zurückliegt und Antikörper im Blut vorhanden sind.

 

 

Nur der Kaufpreis vereint die Expertenmeinungen

Ob der Test aus Schwerin aber tatsächlich hält was er verspricht, sehen Gesundheitsexperten allerdings skeptisch. Einzig und alleine der hohe Kaufpreis der Drogeriekette dm ist flächendeckend auffällig. Egbert Tannich, Professor am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf und Vorstandsvorsitzender des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin stuft den Preis als “verhältnismäßig hoch” ein. ““Wenn ein Arzt eine Blutprobe zur Untersuchung auf Corona-Virus-Antikörper an ein Medizinisches Labor schicken würde, dann würde das etwa 20 bis 30 Euro kosten”.

Robert Lange, Direktor für den Bereich Labordiagnostische Leistungen beim Gesundheitsdienstleister AMEOS, ist sich sogar sicher, dass die Kosten der eigentlichen Analyse nur in etwa ein Fünftel des Kaufpreises betragen würden. Den Nutzen sieht er im Schweriner Schnelltest allerdings gegeben. ““Wer unbedingt wissen möchte, ob er in Kontakt mit dem Virus gekommen ist, der kann diese Frage mit einem solchen Test für sich klären. Wenn Anbieter wie dm einen solchen Test im Sortiment haben ist das meiner Meinung nach bemerkenswert und keineswegs verwerflich.“

 

Die Problematik mit den Antikörpern

Die Messung des “Cerascreen”-Schnelltests bezieht sich auf die Erkennung von Antikörpern. Selbst wenn das Produkt halten würde, was es verspricht, ist hier ein besonderer Faktor entscheidend. “Laut durchgeführten Studien der letzten Monate konnte festgestellt werden, dass viele genesene Patienten nach einigen Monaten keine Antikörper mehr besaßen. Dies traf speziell auf Patienten zu, die keine Symptome aufwiesen oder deren Immunabwehr kaum gefordert wurde”, schildert der Gesundheitsjournalist Michael Huber vom Gesundheitsmagazin arzneimittelfakten.de. Aufgrund dieser Erkenntnisse ist auch Egbert Tannich von der Aussagekraft dieses oder ähnlichen Tests nicht wirklich überzeugt. ““Man kann sich als Anwender des Tests nicht sicher sein, wie zuverlässig das Ergebnis überhaupt ist. Es kann sein, dass der Test fälschlicherweise anschlägt, weil sich die Strukturen mancher Viren ähneln“.

 

Das Resultat bringt Verantwortung mit sich

Sollte der Test tatsächlich in der Lage sein, punktgenaue Ergebnisse zu liefern, sind sich Experten allerdings über den weiteren Handlungsverlauf einig. Selbst wenn Antikörper vorhanden seien, müsse man unbedingt weiterhin Disziplin im Umgang mit den Hygieneregeln bewahren. “Es gibt Hinweise darauf, dass die Immunität im Fall von SARS-CoV-2 im Einzelfall sehr kurzlebig ist und man nach relativ kurzer Zeit wieder infiziert werden kann”, bestätigt Tannich.

Robert Lange kommt in diesem Zusammenhang zu einem ähnlichen Schluss. ““Bei SARS-CoV-2 vermag noch niemand genau zu sagen, wie lange Antikörper eine schützende Wirkung haben. Auch wenn der Test besagt, dass man bereits infiziert war, ist es daher sicher nicht ratsam, beispielsweise mit vielen Menschen feiern zu gehen”.

 

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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