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Jedes Leben ist heilig: Schweriner gedenken Progromnacht 1938

Schwerin, 10.11.2017 (red/sr). Der 9. November ist in Deutschland ein Tag zum Nachdenken und Gedenken. In der Pogromnacht vor 79 Jahren wurden Synagogen und andere jüdische Einrichtungen in Brand gesteckt. Schwerin

  • Veröffentlicht November 10, 2017

Schwerin, 10.11.2017 (red/sr). Der 9. November ist in Deutschland ein Tag zum Nachdenken und Gedenken. In der Pogromnacht vor 79 Jahren wurden Synagogen und andere jüdische Einrichtungen in Brand gesteckt. Schwerin gedachte gestern Abend dieses Ereignisses auf dem Schlachtermarkt. Von Stefan Rochow

 

Foto: Schwerin-Lokal.de | Dario Rochow

 

Am 9. November 1938 wurden in ganz Deutschland Synagogen, Läden und Gebetshäuser von Juden zerstört. Das nationalsozialistische Regime hatte den Pogrom initiiert, mit dem die Verfolgung der Juden begann, die später in den Holocaust mündete. Am Donnerstag wurde dieses Ereignisses auch vor der Schweriner Synagoge auf dem Schlachtermarkt gedacht. „Verdrehen, Verharmlosen und Verleugnen“, so der Dreiklang der diesjährigen Gedenkveranstaltung. Die Veranstalter wollten damit darauf aufmerksam machen, dass Antisemitismus kein Thema der Vergangenheit, sondern leider immer noch trauriger Bestandteil unserer Gesellschaft ist.

 

Geschichte ist das beste Lehrbuch

 

Foto: Schwerin-Lokal.de | Dario Rochow

„Behutsam müsse man die Menschen an das Unfassbare heranführen“, so der Tenor des gestrigen Abend. Was sich vor 79 Jahren in Deutschland ereignete, muss Mahnung sein, dass rassistischer Wahn niemals wieder dazu führt, dass Menschen verfolgt, erniedrigt und in der Endkonsequenz physisch vernichtet werden. „Gedenken ist das Einzige, was wir für die Opfer tun können.“, so der Schweriner Ehrenbürger und langjährige Landesrabbiner William Wolff. Würde man diese Menschen vergessen, dann wäre das die endgültige Vernichtung. „Gedenken verlängert ihre Existenz und gibt dem Opfer Bedeutung“, so Wolff weiter. Geschichte sei das beste Lehrbuch.

Foto: Schwerin-Lokal.de | Dario Rochow

 

Weiter schlug der 90-jährige eine Brücke zur Gegenwart. „Menschen, die mitten unter uns leben, dürfen nicht ausgegrenzt werden“, so Wolff. Hinter Ausgrenzung warte immer auch schon Verfolgung. Beim Gedenken gehe es daher nicht um die Schuldfrage, sondern darum, welche Aufgabe eine Gesellschaft hat.  „Gesellschaft muss eine offene Tür haben. Das ist am Ende auch Heilung“, so der frühere Landesrabbiner.

 

Kaddisch-Gebet und  Totengedenken

 

Foto: Schwerin-Lokal.de | Dario Rochow

Zum Schluss verband der Schweriner Ehrenbürger seine Ausführung mit dem Wunsch, dass die Kapitel, die wir heute an Geschichte schreiben, Frieden und Freude bringe. „Geschichte kennt keine Bremse“, so Wolff. Jedes Leben sei gottgewollt und heilig. Aus dieser Erkenntnis heraus ergebe sich die große gesellschaftliche Aufgabe und Mission heute.

An der gestrigen Gedenkveranstaltung nahmen viele Stadtpolitiker und Persönlichkeiten des Stadtlebens teil. Den Abschluss bildete das traditionelle jüdische Kaddisch-Gebet und das Totengedenken.

 

 

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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