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Schweriner Medizintechnik-Hersteller baut Mitarbeiter ab

Schwerin, 30.01.2017 (red/sr). Viele Jahre galt die Hoffrichter GmbH in Schwerin als ein Beispiel für Innovation und Unternehmererfolg in der Medizinbranche. Dann geriet das Unternehmen aber ins Trudeln und musste

  • Veröffentlicht Januar 30, 2017

Schwerin, 30.01.2017 (red/sr). Viele Jahre galt die Hoffrichter GmbH in Schwerin als ein Beispiel für Innovation und Unternehmererfolg in der Medizinbranche. Dann geriet das Unternehmen aber ins Trudeln und musste immer wieder Stellen abbauen. Am letzten Donnerstag war es nun wieder so weit. 

Von STEFAN ROCHOW

 

Hoffrichter (3)
Die Hoffrichter GmbH musste am Donnerstag wieder Mitarbeiter entlassen

 

Ging es in den vergangenen Jahren um innovative Unternehmen in Schwerin, dann fiel immer auch der Name Hoffrichter GmbH. Helmut Hoffrichter hatte das medizintechnische Unternehmen 1992 mit einigen wenigen Mitarbeitern gegründet. Von da an ging es für den Gründer aufwärts und 2011 beschäftigte die Firma dann knapp 130 Mitarbeiter. 2010 wurde Helmut Hoffrichter sogar Unternehmer des Jahres. Danach dann aber der schrittweise Abschwung.

 

Gesundheitsreform bringt Unternehmen ins Trudeln

 

2011 kam die erste große Entlassungswelle im Unternehmen. Insgesamt  40 Mitarbeiter musste der Hersteller von medizinischen Beatmungsgeräten damals entlassen. Die Produktion wurde nach China verlegt. Schuld sei die 2007 eingeführte Gesundheitsreform, hiess es damals. Nach dieser Reform haben die Krankenkassen begonnen, ihre Ausschreibungen für medizinische Hilfsmittel bundes- und sogar europaweit auszuschreiben. Das veränderte den Markt. Außerhalb von Deutschland waren die Geräte billiger zu bekommen und so geriet der Markt unter Druck. Schon 2011 tendierte der Umsatz der Hoffrichter GmbH in Deutschland, nach eigenen Angaben, gegen null Prozent. Im Ausland wusste man die Qualität deutscher Hersteller zu schätzen und setzte weiterhin auch auf Produkte aus dem Hause Hoffrichter.  In rund 45 Länder lieferte das Schweriner Unternehmen seine Produkte. Das reichte aber langfristig nicht aus und auch die Produktion in China holte das Unternehmen nicht aus den roten Zahlen. 2012 setzte das im Technologiezentrum ansässige Unternehmen 5,3 Millionen Euro um und verbuchte gleichzeitig einen Verlust von 642.000 Euro.

 

2014 wurde Hoffrichter aufgekauft

 

Im Jahr 2014 wurde das Unternehmen dann vom zur Investmentgesellschaft Droege Group gehörende Servona-Gruppe im nordrhein-westfälischen Troisdorf aufgekauft. „Die Integration von Hoffrichter stärkt unsere Technologiekompetenz als Home-Care-Anbieter mit Komplett-Versorgung für die Patienten. Auch für die Zukunft sind Akquisitionen geplant, um das Geschäft weiter auszubauen.“, so hieß es damals von den neuen Besitzern.  Helmut Hoffrichter und sein Sohn Jens, arbeiteten anfänglich noch in der Unternehmensleitung mit, schieden dann aber aus. Heute erinnert nur noch der Name selber an den Unternehmensgründer.

 

Kapazitäten in weiten Teilen in Schwerin nicht ausgelastet

 

Richtig zurück auf Erfolgskurs ging es aber auch mit den neuen Inhabern nicht. Am vergangenen Donnerstag musste sich das Unternehmen von 12 weiteren, der zuletzt 65 Mitarbeiter am Standort Schwerin verabschieden. Ursprünglich plante man die Entlassung von 13 Mitarbeitern, musste aber von einer Kündigung absehen, da die Betrofffene schwanger ist und somit nicht gekündigt werden konnte. „Die Ergebnissituation ist ein entscheidender Faktor, weshalb wir uns zu der Personalreduktion entschlossen haben. Ebenso sind die Kapazitäten am Standort in weiten Teilen nicht ausgelastet.“, erklärt der Geschäftsführer der Servano Gruppe, Dr. Tomasz Bednarczyk die Entscheidung der Geschäftsleitung nun weitere Stellen in Schwerin abzubauen.  Hinzu komme, laut Bednarczyk,   dass das Unternehmen sich schon seit der Verlagerung von Teilen der Produktion nach China am Schweriner Standort auf die Produktion von bestimmten Medizintechnikprodukten und die Entwicklung neuer Technologien fokussiert habe.  Die administrativen Tätigkeiten sollen nun in Troisdorf zusammengezogen werden. „Dies ist erforderlich, um für unsere Kunden im In- und Ausland den bestmöglichen Kundenservice sicherstellen zu können.“, so der Geschäftsführer.

 

Perspektivisch soll in den Standort Schwerin investiert werden

 

Viele Mitarbeiter in Schwerin sind nun aber verunsichert und fürchten für ihre Zukunft das Schlimmste. Die nun gekündigten Mitarbeiter könnten, so ihre Befürchtung, der Anfang vom Ende sein. Sie befürchten eine Abwicklung des Unternehmens auf Raten. Dem tritt Dr. Tomasz Bednarczyk entegegen: „Perspektivisch wollen wir in den Standort Schwerin wieder investieren und Hoffrichter zu einem Technologiezentrum für Medizintechnik entwickeln. Insbesondere die Digitalisierung  und Vernetzung der Medizintechnikprodukte sowie die Entwicklung zukunftsweisender Technologien und digitaler Geschäftsmodelle stehen im Mittelpunkt der strategischen Überlegungen.“, so der Servona-Geschäftsführer.

 

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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  • Den Artikel habe ich mir jetzt mehrmals durchgelesen und bin über die Ignoranz des interviewten Geschäftsführers, der es bis dato noch nicht einmal für nötig hielt, dieses Unternehmen und seine Mitarbeiter persönlich zu besuchen, entsetzt.

    So eine Entscheidung trifft ein Unternehmen, unter normalen Umständen, sicherlich erst, nachdem es alle anderen Rettungsmaßnahmen ausgeschöpft hat.

    Leider wird hier nicht erwähnt, dass der Grund für den rapiden Abschwung der Hoffrichter GmbH ausschließlich auf wiederholte Fehlentscheidungen der Geschäftsführung zurückzuführen ist. Dies einzugestehen hätte den Artikel und dessen Inhalt, über zukünftige Investitionen etc., wenigstens ein bisschen glaubwürdig erscheinen lassen.

    Die Servona GmbH, als Handelsunternehmen, hat bis heute nicht verstanden, dass Hoffrichters Kerngeschäft, die Herstellung medizinischer Geräte darstellt. Ein Industrieunternehmen hat andere Bedürfnisse und erfordert andere Wege zum Erfolg.

    Auch die Durchführung so einer Massenentlassung verlangt normalerweise sehr viel Feingefühl für alle Beteiligten. Die Übermittlung so einer Hiobsbotschaft, stellt sowohl für die Mitarbeiter, die von der Kündigung betroffen sind, als auch die Mitarbeiter, die weiterhin für das Unternehmen tätig sind, eine erhebliche Stresssituation dar.

    Darauf kann eine GF mit offener Kommunikation reagieren, muss sie, wie bei Hoffrichter, aber nicht.

    Das der eine anwesende GF, der die Kündigungen überreicht hat, sich selbst als ausführendes Organ darstellte, welches auch nur auf Anweisung handelt, machte die Situation für die Belegschaft nicht einfacher.

    In dem der GF, für die getroffenen Entscheidungen kein Rückrat bewiesen hat und den Grund für die Entlassung, den verbliebenen Mitarbeitern, noch nicht einmal erklärte, sondern klammheimliche wieder verschwand, hat er sein Gesicht und auch noch den Rest Respekt der Belegschaft verloren.

    Der Kündigungstag lief wie folgt ab:
    Am vergangenen Donnerstag morgen erschien einer der beiden aktuellen GF und rief, nach und nach, die zu kündigenden Mitarbeiter zu sich.

    Gleichzeitig fuhr ein Umzugs-LKW mit Hänger und mehreren männlichen Personen vor, die unzählige Kartons ausluden und sich, mit einem Mitarbeiter der Servona GmbH, überfallartig daran machten, alle Aktenordner der Verwaltung und des Archivs auszuräumen.

    Die Mitarbeiter saßen danach geschockt in ihren leeren Büros.

    Diese ganze Aktion lief auch ohne Kommunikation seitens der GF ab. Der GF reiste ohne die Belegschaft zu informieren wieder ab, sodass die Belegschaft in eine Art Schockstarre verfiel, in der sie sich noch immer befindet….

    „An unsere Kommunikation müssen wir noch arbeiten..“ Zitat eines ehemaligen GF der Servona GmbH…

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