Sechs Millionen jährlich für Schwerin:
Haushalt im Krisenmodus – doch bald fließt Geld aus dem Sondervermögen
Schwerin kann mit jährlich rund sechs Millionen Euro aus dem neuen Infrastruktur-Sondervermögen des Bundes rechnen. Die Mittel sollen trotz angespannter Haushaltslage wichtige Investitionen ermöglichen.

Foto: Stefan Rochow
Ein kleiner Hoffnungsschimmer in schweren Haushaltszeiten: Rund sechs Millionen Euro pro Jahr soll die Landeshauptstadt Schwerin künftig aus dem Sondervermögen Infrastruktur des Bundes erhalten. Das wurde im Rahmen des MV-Investitionsgipfels am 15. Juli 2025 beschlossen und gerade erst über eine schriftliche Mitteilung an die Stadtvertretung durch Oberbürgermeister Rico Badenschier (SPD) mitgeteilt.
60 Prozent für Kommunen – Schwerin profitiert spürbar
Von dem Gesamtbetrag von 1,92 Milliarden Euro entfallen 60 Prozent (1,165 Milliarden Euro) auf die Kommunen. Für Schwerin bedeutet das einen jährlichen Zuschuss von etwa sechs Millionen Euro – über einen Zeitraum von bis zu zwölf Jahren. Die Mittel sollen ausschließlich für investive Zwecke eingesetzt werden, also etwa für Schulen, Straßen, öffentliche Gebäude oder Energieprojekte.
Der „MV-Plan 2035“ sieht vor, dass die Mittel unkompliziert und pauschal verteilt werden. Aufwendige Antragsverfahren sollen entfallen. Ein Beispiel: Im Bereich Bildung werden 600 Millionen Euro nach Schülerzahlen verteilt – das bedeutet Planungssicherheit für die Städte.
Die konkreten Vorschläge zur Mittelverteilung stammen von den beiden kommunalen Landesverbänden, dem Landkreistag Mecklenburg-Vorpommern und dem Städte- und Gemeindetag Mecklenburg-Vorpommern. Letzterer vertritt die kreisfreien Städte wie Schwerin sowie die kreisangehörigen Städte und Gemeinden. Beide Organisationen hatten sich zuvor auf bewährte, pauschale Verteilungsmechanismen verständigt, um Investitionen schnell und ohne Bürokratie zu ermöglichen.
„Wir wissen vor Ort am besten, wo Investitionen am dringendsten sind. Das schlimmste Szenario wäre die Aufteilung der Gelder auf 100 Förderprogramme mit endlosen Antragsverfahren“, betonte Thomas Beyer, Vorsitzender des Städte- und Gemeindetags und Oberbürgermeister von Wismar im Juli am Rande einer Tagung der Bürgermeister in Schwerin.
Schwerin hofft auf Entlastung
In Schwerin könnten die sechs Millionen Euro pro Jahr helfen, aufs Eis gelegte Projekte wieder anzuschieben. Denn die Stadt kämpft derzeit mit einem Mehrbedarf von 18 Millionen Euro und einem Haushaltsdefizit von mindestens fünf Millionen Euro. Besonders teuer sind die Bereiche Jugendhilfe, Kitas und Personal, wo steigende Tarifkosten die Ausgaben treiben.
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Schon seit Jahresbeginn gelten in Schwerin Haushaltssperren. Investitionen wurden eingefroren, freiwillige Leistungen eingeschränkt. Die Stadt musste Projekte im Straßenbau, bei öffentlichen Gebäuden oder der Grünflächenpflege verschieben. „Die kommunale Familie wird zu wenig gehört. Wenn Entlastungen auf Bundesebene nicht kompensiert werden, zahlen die Städte den Preis“, so der Oberbürgermeister im Juli im Zusammenhang mit der Haushaltssperre.
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Kommunen fordern mehr Unterstützung
Auch landesweit bleibt die finanzielle Situation vieler Städte und Gemeinden angespannt. Der Städte- und Gemeindetag MV warnt vor einer „immer prekäreren Finanzlage“. Steigende Personalkosten, höhere Sozialausgaben und sinkende Steuereinnahmen ließen die kommunalen Haushalte weiter ins Minus rutschen. Laut Verband belief sich das Gesamtdefizit der Kommunen 2024 auf 280 Millionen Euro, Tendenz steigend.
Besonders das Ergebnis des jüngsten Zensus sorgt für Sorgenfalten: Geringere Einwohnerzahlen bedeuten weniger Geld aus dem kommunalen Finanzausgleich. „Weniger Köpfe bedeuten weniger Mittelzuweisungen“, erklärt Städte- und Gemeindetagsvorsitzender Beyer im Juli.
Bevor die neuen Investitionsmittel fließen, müssen noch Vereinbarungen zwischen Bund und Ländern abgeschlossen werden. Entsprechende Entwürfe liegen bereits vor. Wenn alles planmäßig verläuft, könnte der Startschuss für die Umsetzung des „MV-Plans 2035“ bereits Ende dieses Jahres fallen.
Für Schwerin wären die jährlich sechs Millionen Euro ein wichtiger Schritt, um trotz Defiziten handlungsfähig zu bleiben – und ein Signal, dass Investitionen in Bildung, Infrastruktur und Lebensqualität auch in schwierigen Zeiten möglich sind.



