Di, 18. November 2025
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Wohlfahrtsverbände warnen vor Sozialkürzungen:
Sozialer Frieden in MV steht auf dem Spiel

Unstrukturierte Kürzungen im sozialen Bereich gefährden den sozialen Frieden“ – mit dieser Warnung wenden sich die Spitzenverbände der Wohlfahrtspflege an die Landesregierung.

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  • Veröffentlicht Oktober 7, 2025
Dieter Eichler (2.v.r.), (GF Paritätischer MV) überreicht Staatskanzleichef Patrick Dahlemann (3.v.r.) den Appell der Wohlfahrtsverbände an die Landesregierung, Foto: maxpress
Dieter Eich­ler (2.v.r.), (GF Par­itätis­ch­er MV) über­re­icht Staatskan­zle­ichef Patrick Dahle­mann (3.v.r.) den Appell der Wohlfahrtsver­bände an die Lan­desregierung, Foto: max­press

Es war ein deut­lich­es Sig­nal an die Lan­desregierung: Dieter Eich­ler, Geschäfts­führer des Par­itätis­chen Wohlfahrtsver­ban­des Meck­len­burg-Vor­pom­mern, über­gab heute einen Appell an Staatskan­zle­ichef Patrick Dahle­mann, der stel­lvertre­tend für die Min­is­ter­präsi­dentin das State­ment ent­ge­gen­nahm. „Wir bit­ten die Lan­desregierung darauf zu acht­en, dass nicht das, was wir in den let­zten Jahre aufge­baut haben, in der jet­zi­gen Sit­u­a­tion abge­baut oder zer­stört wird“, sagte Dieter Eich­ler bei der Über­gabe des Appells an Patrick Dahle­mann. „Wir wis­sen aber auch um die Haushalt­slage und deshalb begrüßen wir auch, dass wir heute schon in dieser Runde mit Ihnen zusam­men sein kön­nen“, so Eich­ler weit­er. Die Botschaft an Min­is­ter­präsi­dentin Manuela Schwe­sig ist klar: Kürzun­gen im sozialen Bere­ich kön­nten weitre­ichende Fol­gen für das gesamte Land haben.

Spitzenverbände warnen vor Kürzungen

Laut Aus­sagen der Regierung und der Kom­mu­nalver­bände treiben vor allem die Aus­gaben im Zusam­men­hang mit dem Teil­habege­setz die Kosten in die Höhe. Nach den Vor­gaben der Lan­desregierung sollen im Sozial­bere­ich im Jahr 2026 rund 16 Mil­lio­nen Euro und 2027 weit­ere 40 Mil­lio­nen Euro einges­part wer­den.

Die Spitzen­ver­bände der Freien Wohlfahrt­spflege – darunter AWO, Car­i­tas, DRK, Diakonie, der Par­itätis­che und die Zen­trale Wohlfahrtsstelle der Juden – war­nen vor Einsparun­gen in der Kindertages­förderung, bei der Eingliederung­shil­fe für Men­schen mit Behin­derung und bei soge­nan­nten „frei­willi­gen Leis­tun­gen“. Diese Bere­iche seien ohne­hin seit Jahren unter­fi­nanziert, so Eich­ler. Lohn- und Sachkosten­steigerun­gen seien kaum berück­sichtigt wor­den. Patrick Dahle­mann nahm den Appell an und ent­geg­nete: „Ich freue mich, dass wir in dieser Runde zusam­menkom­men kön­nen. Miteinan­der über die The­men zu sprechen ist immer bess­er, als übere­inan­der zu reden. Wir haben, glaube ich, große Errun­gen­schaften, die unser Land prä­gen. Genau dazu sind wir heute in diesem Gespräch, auch für mehr Akzep­tanz und bessere Steuerungsmöglichkeit­en für uns alle, dass wir diese guten Errun­gen­schaften auch in den kom­menden Jahren weit­er so umset­zen kön­nen“, betonte Dahle­mann. Danach began­nen die Gespräche zwis­chen Patrick Dahle­mann und den Vertretern der Liga der Spitzen­ver­bände der freien Wohlfahrt­spflege MV hin­ter ver­schlosse­nen Türen.

Soziale Infrastruktur in Gefahr

Aus den Ein­rich­tun­gen erre­ichen die Ver­bände alarmierende Rück­mel­dun­gen: Eltern fürcht­en Ein­schränkun­gen bei der Kinder­be­treu­ung, Träger war­nen vor mas­siv­en Belas­tun­gen und dro­hen­den Schließun­gen – beson­ders im ländlichen Raum. Men­schen mit Behin­derung sehen ihren Zugang zu notwendi­gen Hil­fen gefährdet. Auch Beratungsstellen und Begeg­nungsstät­ten kön­nten bei weit­eren Kürzun­gen vor dem Aus ste­hen. Zudem sehen die Wohlfahrtsver­bände ein fatales Sig­nal in der poli­tis­chen Hal­tung. Während in Son­ntagsre­den Engage­ment gelobt werde, bekä­men soziale Träger nun das Gefühl, sie seien zu teuer. Dies gefährde nicht nur die soziale Infra­struk­tur, son­dern auch das gesellschaftliche Miteinan­der in Meck­len­burg-Vor­pom­mern.

Sozial bleibt, wer investiert

Die LIGA der Spitzen­ver­bände der Freien Wohlfahrt­spflege ver­tritt in MV über 61.000 haup­tamtliche Mitar­bei­t­ende und mehr als 10.000 Ehre­namtliche. Gemein­sam appel­lieren sie an die Lan­desregierung, soziale Struk­turen nicht aus kurzfristigem Spardruck her­aus zu schwächen. Ger­ade in Krisen­zeit­en – wie während der Coro­na-Pan­demie oder nach Beginn des Ukrainekriegs – habe sich gezeigt, wie entschei­dend eine sta­bile soziale Daseinsvor­sorge sei. „Wir erwarten ein klares Beken­nt­nis, dass Meck­len­burg-Vor­pom­mern sozial bleibt“, heißt es in dem Schreiben an Min­is­ter­präsi­dentin Schwe­sig. Eine rot-rote Lan­desregierung, so die Unterze­ich­n­er, müsse sich an der Stärke ihres Sozial­sys­tems messen lassen. 277 Ein­rich­tun­gen der Liga aus dem ganzen Land haben den Appell unterze­ich­net. Sie rufen am Mittwoch, dem 15. Okto­ber ab 13 Uhr zu ein­er Demon­stra­tion auf den Alten Garten Schw­erin unter dem Mot­to „MV: Bleibt sozial! Für eine sichere Zukun­ft der sozialen Ange­bote in Meck­len­burg-Vor­pom­mern“ auf.