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Affäre um Polizei-Beförderung:
Staatssekretär Schmülling zieht die Reißleine

Staatssekretär Wolfgang Schmülling tritt nach Vorwürfen um eine umstrittene Polizeibeförderung und Ermittlungen wegen Untreue zurück – er will weiteren Schaden für Regierung und Land abwenden.

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  • Veröffentlicht Oktober 16, 2025
Wolf­gang Schmülling wurde als Staatssekretär von seinen Auf­gaben ent­bun­den. Foto: Innen­min­is­teri­um MV

 

Nach anhal­tender Kri­tik und Ermit­tlun­gen im Zusam­men­hang mit Vorgän­gen im Innen­min­is­teri­um zieht Staatssekretär Wolf­gang Schmülling (SPD) die Kon­se­quen­zen: Er hat Min­is­ter­präsi­dentin Manuela Schwe­sig gebeten, ihn von seinen Auf­gaben zu ent­binden. Innen­min­is­ter Chris­t­ian Pegel wurde am Mittwoch (15. Okto­ber) über den Schritt informiert.

In einem Schreiben begrün­dete Schmülling seinen Rück­tritt mit sein­er Ver­ant­wor­tung gegenüber dem Amt, dem Land und den Werten der frei­heitlich-demokratis­chen Grun­dord­nung. In den ver­gan­genen Wochen habe sich die öffentliche Debat­te zunehmend ver­schärft. „Nach rei­flich­er Über­legung habe ich mich für diesen Schritt entsch­ieden, um weit­eren Schaden für die Lan­desregierung und das Gemein­wohl abzuwen­den“, heißt es in sein­er Erk­lärung.

Affäre um Beförderung und Untreue-Vorwürfe

Aus­lös­er der poli­tis­chen Krise war die beschle­u­nigte Beförderung eines lei­t­en­den Polizeibeamten, die Schmülling per­sön­lich ver­an­lasst haben soll. Der Beamte, eben­falls SPD-Mit­glied, sollte deut­lich früher befördert wer­den als üblich. Nach­dem der Ver­dacht der Vet­tern­wirtschaft aufkam und auch aus den Rei­hen der Polizei heftige Kri­tik laut wurde, verzichtete der betrof­fene Beamte schließlich auf die Beförderung.

Par­al­lel dazu laufen Ermit­tlun­gen der Staat­san­waltschaft wegen des Ver­dachts der Untreue im Zusam­men­hang mit der Beschaf­fung und Verteilung von Schutzaus­rüs­tun­gen während der Coro­na-Pan­demie. Dem Land sollen durch unterbliebene Abrech­nun­gen gegenüber den Land­kreisen rund 430.000 Euro ent­gan­gen sein. Sowohl im Innen­min­is­teri­um als auch im Lan­desamt für zen­trale Auf­gaben und Tech­nik der Polizei, Brand- und Katas­tro­phen­schutz kam es zu Durch­suchun­gen.

Schmülling weist die Vor­würfe zurück. Eine von ihm beauf­tragte Anwalt­skan­zlei erk­lärte, dass ihm zu Unrecht der Vor­wurf gemacht werde. Auch das Innen­min­is­teri­um ließ ein externes Gutacht­en erstellen, das bis­lang keinen Schaden für den Lan­deshaushalt fest­stellt.

Reaktionen aus Regierung und Opposition

Innen­min­is­ter Chris­t­ian Pegel äußerte sich mit großem Respekt über die Entschei­dung seines langjähri­gen Wegge­fährten:

„Ich danke Her­rn Schmülling sehr für sein engagiertes Wirken im Dienst unseres Lan­des. Er hat über Jahrzehnte mit Loy­al­ität und Sachken­nt­nis Ver­ant­wor­tung über­nom­men. Für seine stets ver­trauensvolle Zusam­me­nar­beit und seine Ver­lässlichkeit bin ich ihm sehr dankbar.“

Aus der Oppo­si­tion waren zuvor mehrfach der Rück­tritt Schmüllings und auch der von Min­is­ter Pegel gefordert wor­den.

Entscheidung über Neubesetzung in nächster Woche

Min­is­ter­präsi­dentin Manuela Schwe­sig, die sich derzeit auf Kur befind­et, ließ mit­teilen, dass sie die Entschei­dung mit Respekt zur Ken­nt­nis nehme. Schmülling habe sich in 35 Jahren als Staatssekretär, Beige­ord­neter und Kom­mu­nalpoli­tik­er große Ver­di­en­ste um das Land Meck­len­burg-Vor­pom­mern erwor­ben. Diese Leis­tun­gen, so Schwe­sig, „ver­di­enen Anerken­nung und Respekt – unab­hängig von den Debat­ten der ver­gan­genen Wochen“.

Bis auf Weit­eres übern­immt Ina-Maria Ulbrich, die zweite Staatssekretärin im Innen­min­is­teri­um, kom­mis­sarisch Schmüllings Auf­gaben. Schwe­sig kündigte an, dass in Abstim­mung mit Min­is­ter Pegel in der kom­menden Woche über die Nach­folge entsch­ieden werde.

Mit dem Rück­tritt des 70-jähri­gen Wolf­gang Schmülling endet eine jahrzehn­te­lange poli­tis­che Lauf­bahn, die in den ver­gan­genen Wochen zunehmend unter Druck ger­at­en war. Sein Schritt markiert zugle­ich den Ver­such, im Innen­min­is­teri­um wieder Ruhe und Ver­trauen herzustellen.