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Neustart im Tourismusmarketing:
Stadtmarketinggesellschaft soll aufgelöst werden

Das Stadtmarketing in Schwerin steht vor einem Wandel: Die Stadt will die Aufgaben der bisherigen GmbH ab 2026 übernehmen – ein Vorschlag, der noch politisch entschieden werden muss.

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  • Veröffentlicht Mai 8, 2025
Stadtmarketing Schwerin
Die Stadt­mar­ket­ingge­sellschaft kön­nte aufgelöst wer­den. Foto: Marc Eis­ing 

Die Lan­deshaupt­stadt Schw­erin kön­nte ihr Stadt­mar­ket­ing in Zukun­ft neu organ­isieren: Ein umfassender Vorschlag aus dem Rathaus sieht vor, die Stadt­mar­ket­ing Gesellschaft Schw­erin mbH (SMG) zum 1. Jan­u­ar 2026 aufzulösen und ihre Auf­gaben voll­ständig in die Stadtver­wal­tung zu über­führen. Ziel ist es, durch die Grün­dung eines neuen Fach­di­en­stes „Wirtschaft und Touris­mus“ im Dez­er­nat für Bauen, Umwelt und Verkehr Syn­ergien zu schaf­fen, Zuständigkeit­en zu bün­deln und finanzielle Mit­tel effizien­ter einzuset­zen.

Noch han­delt es sich dabei allerd­ings um einen Vorschlag. Eine endgültige Entschei­dung ist bis­lang nicht getrof­fen wor­den. Der Haup­tauss­chuss der Stadtvertre­tung hat das The­ma in sein­er Sitzung am 6. Mai zunächst zur weit­eren Beratung in die zuständi­gen Fachauss­chüsse ver­wiesen. Eine Abstim­mung in der Stadtvertre­tung kön­nte früh­estens in den kom­menden Wochen erfol­gen.

Mehr Effizienz, klare Zuständigkeiten und Kosteneinsparung

Der Refor­mvorschlag beruht auf den Ergeb­nis­sen ein­er Organ­i­sa­tion­sun­ter­suchung, die im Som­mer 2024 angestoßen wurde. Hin­ter­grund waren mehrere Entwick­lun­gen: Zum einen meldete die SMG im Rah­men der Haushalts­ber­atun­gen für den Dop­pel­haushalt 2025/26 einen erhöht­en Zuschuss­be­darf an. Zum anderen verur­sachte die beste­hende GmbH-Struk­tur jährlich rund 100.000 Euro Umsatzs­teuer sowie zusät­zliche Kosten in Höhe von etwa 50.000 Euro für Steuer­ber­atung und Jahresab­schlüsse. Hinzu kamen Unklarheit­en bei der Zuständigkeit für das Mar­ket­ing rund um den UNESCO-Wel­terbesta­tus Schw­erins sowie beim Auf­bau ein­er städtis­chen Marke.

Der Vorschlag sieht daher vor, die SMG aufzulösen und stattdessen einen neuen kom­mu­nalen Fach­di­enst zu schaf­fen, der die bish­eri­gen Auf­gaben der SMG, die Wirtschafts­förderung und das Dig­i­tale Inno­va­tion­szen­trum Schw­erin organ­isatorisch unter einem Dach vere­int. Diese Neustruk­turierung soll die Arbeit vere­in­fachen, Entschei­dungswege verkürzen und eine ein­heitlichere Außen­darstel­lung der Stadt ermöglichen.

Kein Personalabbau – Zusicherungen für Mitarbeitende

Ins­ge­samt 14 Beschäftigte sind derzeit bei der SMG tätig – darunter eine Auszu­bildende sowie die Geschäfts­führerin. Laut dem aktuellen Vorschlag sollen sämtliche Mitar­bei­t­ende in die Stadtver­wal­tung über­nom­men wer­den. Eine Infor­ma­tionsver­anstal­tung im März 2025 legte dazu verbindliche Zusagen fest: Alle Mitar­bei­t­en­den sollen ein neues Beschäf­ti­gungs- oder Aus­bil­dungsver­hält­nis entsprechend ihres aktuellen ver­traglichen Sta­tus erhal­ten. Die bish­erige Betrieb­szuge­hörigkeit wird voll­ständig anerkan­nt, tar­ifgerechte Ein­grup­pierun­gen zugesichert – ohne indi­vidu­elle finanzielle Nachteile.

Die Geschäfts­führerin der SMG soll kün­ftig die Leitung der neuen Fach­gruppe „Mar­ket­ing und Touris­mus“ übernehmen. Par­al­lel wird sie mit der Liq­ui­da­tion der SMG betraut. Diese soll geord­net erfol­gen, wobei der Rück­kauf der Anteile klein­er Gesellschafter durch die SMG den Prozess erle­ichtert. Derzeit sind neben der Stadt vor allem kom­mu­nale Unternehmen wie die Stadtwerke, der Nahverkehr, die Woh­nungs­ge­sellschaft WGS und die Sparkasse Gesellschafter.

Vorteile aus Sicht der Verwaltung überwiegen

Aus Sicht der Stadtver­wal­tung bringt die Inte­gra­tion des Stadt­mar­ket­ings in die Ver­wal­tung mehrere Vorteile: Die Bün­delung von Kom­pe­ten­zen in einem zen­tralen Fach­di­enst ermögliche eine geziel­tere strate­gis­che Steuerung, ins­beson­dere beim Marke­nauf­bau und im Touris­mus­mar­ket­ing. Auch die Außen­darstel­lung der Stadt könne so aus ein­er Hand erfol­gen – ohne Über­schnei­dun­gen oder unklare Zuständigkeit­en.

Gle­ichzeit­ig ent­fall­en durch den Weg­fall der GmbH-Struk­tur steuer­liche Belas­tun­gen und externe Kosten. Die Stadt betont, dass die bish­er über die SMG abgewick­el­ten Auf­gaben – etwa Ver­anstal­tung­sor­gan­i­sa­tio­nen oder Ver­gaben – auch inner­halb der Ver­wal­tung rechtssich­er und effizient umge­set­zt wer­den kön­nen. Die vielz­i­tierte höhere Flex­i­bil­ität ein­er GmbH sei daher kein zwin­gen­des Argu­ment für deren Fortbe­stand.

Der neue Fach­di­enst „Wirtschaft und Touris­mus“ soll direkt dem Beige­ord­neten für Bauen, Umwelt und Verkehr unter­stellt wer­den. Eine Fach­di­en­stleitung wird zunächst bewusst nicht beset­zt, um den Auf­bauprozess flex­i­bel und anpas­sungs­fähig zu gestal­ten. Die Stadt plant, die Struk­tur gemein­sam mit den Fach­grup­pen regelmäßig zu über­prüfen und bei Bedarf weit­erzuen­twick­eln.

Positive Rückmeldungen aus der Belegschaft – politische Entscheidung offen

Die Res­o­nanz unter den Beschäftigten ist offen­bar pos­i­tiv: Mehrere Mitar­bei­t­ende der SMG äußerten gegenüber der „Ost­see-Zeitung”, dass sie dem geplanten Wech­sel in die Ver­wal­tung mit Zuver­sicht ent­ge­gense­hen. Auss­chlaggebend sei unter anderem die kün­ftig gel­tende Bezahlung nach dem Tarif des öffentlichen Dien­stes (TVöD).

Ob es tat­säch­lich zur Auflö­sung der SMG kommt, bleibt jedoch abzuwarten. Die abschließende Entschei­dung liegt bei der Stadtvertre­tung. Der aktuelle Vorschlag kön­nte einen grundle­gen­den Wan­del in der Organ­i­sa­tion des Stadt­mar­ket­ings in Schw­erin ein­leit­en – mit dem Ziel, die Stadt langfristig strate­gis­ch­er, effizien­ter und ein­heitlich­er zu ver­mark­ten.

In der Vergangenheit immer wieder Kritik am Stadtmarketing

Die Pläne zur Umstruk­turierung dürften aber auch eine Reak­tion auf wieder­holte Kri­tik an der Arbeit des Stadt­mar­ket­ings sein. So hat­te sich eine vor eini­gen Jahren gegrün­dete Mar­ketingini­tia­tive pri­vater Unternehmen wieder aufgelöst – mit dem Ver­weis, eine kon­struk­tive Zusam­me­nar­beit mit der Stadt­mar­ket­ingge­sellschaft sei „nicht möglich“ gewe­sen. Ein ehe­ma­liger Sprech­er der Ini­tia­tive äußerte im Som­mer let­zten Jahres gegenüber unser­er Redak­tion, es habe kaum Trans­parenz darüber gegeben, was die Mitar­bei­t­en­den des Stadt­mar­ket­ings tat­säch­lich leis­teten.

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Als Reak­tion darauf forderte die Ver­wal­tung von der SMG einen Tätigkeit­snach­weis ein. Laut Infor­ma­tio­nen der Redak­tion nahm die Debat­te über die zukün­ftige Rolle der SMG im ver­gan­genen Jahr Fahrt auf, als deren Geschäfts­führerin Mar­ti­na Müller bei der Stadt eine zusät­zliche Finanzspritze in Höhe von 100.000 Euro beantragte. Dieser Vorstoß soll im Rathaus den Anstoß gegeben haben, grund­sät­zlich über die Zukun­ft der SMG nachzu­denken.