Neustart im Tourismusmarketing:
Stadtmarketinggesellschaft soll aufgelöst werden
Das Stadtmarketing in Schwerin steht vor einem Wandel: Die Stadt will die Aufgaben der bisherigen GmbH ab 2026 übernehmen – ein Vorschlag, der noch politisch entschieden werden muss.

Die Landeshauptstadt Schwerin könnte ihr Stadtmarketing in Zukunft neu organisieren: Ein umfassender Vorschlag aus dem Rathaus sieht vor, die Stadtmarketing Gesellschaft Schwerin mbH (SMG) zum 1. Januar 2026 aufzulösen und ihre Aufgaben vollständig in die Stadtverwaltung zu überführen. Ziel ist es, durch die Gründung eines neuen Fachdienstes „Wirtschaft und Tourismus“ im Dezernat für Bauen, Umwelt und Verkehr Synergien zu schaffen, Zuständigkeiten zu bündeln und finanzielle Mittel effizienter einzusetzen.
Noch handelt es sich dabei allerdings um einen Vorschlag. Eine endgültige Entscheidung ist bislang nicht getroffen worden. Der Hauptausschuss der Stadtvertretung hat das Thema in seiner Sitzung am 6. Mai zunächst zur weiteren Beratung in die zuständigen Fachausschüsse verwiesen. Eine Abstimmung in der Stadtvertretung könnte frühestens in den kommenden Wochen erfolgen.
Mehr Effizienz, klare Zuständigkeiten und Kosteneinsparung
Der Reformvorschlag beruht auf den Ergebnissen einer Organisationsuntersuchung, die im Sommer 2024 angestoßen wurde. Hintergrund waren mehrere Entwicklungen: Zum einen meldete die SMG im Rahmen der Haushaltsberatungen für den Doppelhaushalt 2025/26 einen erhöhten Zuschussbedarf an. Zum anderen verursachte die bestehende GmbH-Struktur jährlich rund 100.000 Euro Umsatzsteuer sowie zusätzliche Kosten in Höhe von etwa 50.000 Euro für Steuerberatung und Jahresabschlüsse. Hinzu kamen Unklarheiten bei der Zuständigkeit für das Marketing rund um den UNESCO-Welterbestatus Schwerins sowie beim Aufbau einer städtischen Marke.
Der Vorschlag sieht daher vor, die SMG aufzulösen und stattdessen einen neuen kommunalen Fachdienst zu schaffen, der die bisherigen Aufgaben der SMG, die Wirtschaftsförderung und das Digitale Innovationszentrum Schwerin organisatorisch unter einem Dach vereint. Diese Neustrukturierung soll die Arbeit vereinfachen, Entscheidungswege verkürzen und eine einheitlichere Außendarstellung der Stadt ermöglichen.
Kein Personalabbau – Zusicherungen für Mitarbeitende
Insgesamt 14 Beschäftigte sind derzeit bei der SMG tätig – darunter eine Auszubildende sowie die Geschäftsführerin. Laut dem aktuellen Vorschlag sollen sämtliche Mitarbeitende in die Stadtverwaltung übernommen werden. Eine Informationsveranstaltung im März 2025 legte dazu verbindliche Zusagen fest: Alle Mitarbeitenden sollen ein neues Beschäftigungs- oder Ausbildungsverhältnis entsprechend ihres aktuellen vertraglichen Status erhalten. Die bisherige Betriebszugehörigkeit wird vollständig anerkannt, tarifgerechte Eingruppierungen zugesichert – ohne individuelle finanzielle Nachteile.
Die Geschäftsführerin der SMG soll künftig die Leitung der neuen Fachgruppe „Marketing und Tourismus“ übernehmen. Parallel wird sie mit der Liquidation der SMG betraut. Diese soll geordnet erfolgen, wobei der Rückkauf der Anteile kleiner Gesellschafter durch die SMG den Prozess erleichtert. Derzeit sind neben der Stadt vor allem kommunale Unternehmen wie die Stadtwerke, der Nahverkehr, die Wohnungsgesellschaft WGS und die Sparkasse Gesellschafter.
Vorteile aus Sicht der Verwaltung überwiegen
Aus Sicht der Stadtverwaltung bringt die Integration des Stadtmarketings in die Verwaltung mehrere Vorteile: Die Bündelung von Kompetenzen in einem zentralen Fachdienst ermögliche eine gezieltere strategische Steuerung, insbesondere beim Markenaufbau und im Tourismusmarketing. Auch die Außendarstellung der Stadt könne so aus einer Hand erfolgen – ohne Überschneidungen oder unklare Zuständigkeiten.
Gleichzeitig entfallen durch den Wegfall der GmbH-Struktur steuerliche Belastungen und externe Kosten. Die Stadt betont, dass die bisher über die SMG abgewickelten Aufgaben – etwa Veranstaltungsorganisationen oder Vergaben – auch innerhalb der Verwaltung rechtssicher und effizient umgesetzt werden können. Die vielzitierte höhere Flexibilität einer GmbH sei daher kein zwingendes Argument für deren Fortbestand.
Der neue Fachdienst „Wirtschaft und Tourismus“ soll direkt dem Beigeordneten für Bauen, Umwelt und Verkehr unterstellt werden. Eine Fachdienstleitung wird zunächst bewusst nicht besetzt, um den Aufbauprozess flexibel und anpassungsfähig zu gestalten. Die Stadt plant, die Struktur gemeinsam mit den Fachgruppen regelmäßig zu überprüfen und bei Bedarf weiterzuentwickeln.
Positive Rückmeldungen aus der Belegschaft – politische Entscheidung offen
Die Resonanz unter den Beschäftigten ist offenbar positiv: Mehrere Mitarbeitende der SMG äußerten gegenüber der „Ostsee-Zeitung”, dass sie dem geplanten Wechsel in die Verwaltung mit Zuversicht entgegensehen. Ausschlaggebend sei unter anderem die künftig geltende Bezahlung nach dem Tarif des öffentlichen Dienstes (TVöD).
Ob es tatsächlich zur Auflösung der SMG kommt, bleibt jedoch abzuwarten. Die abschließende Entscheidung liegt bei der Stadtvertretung. Der aktuelle Vorschlag könnte einen grundlegenden Wandel in der Organisation des Stadtmarketings in Schwerin einleiten – mit dem Ziel, die Stadt langfristig strategischer, effizienter und einheitlicher zu vermarkten.
In der Vergangenheit immer wieder Kritik am Stadtmarketing
Die Pläne zur Umstrukturierung dürften aber auch eine Reaktion auf wiederholte Kritik an der Arbeit des Stadtmarketings sein. So hatte sich eine vor einigen Jahren gegründete Marketinginitiative privater Unternehmen wieder aufgelöst – mit dem Verweis, eine konstruktive Zusammenarbeit mit der Stadtmarketinggesellschaft sei „nicht möglich“ gewesen. Ein ehemaliger Sprecher der Initiative äußerte im Sommer letzten Jahres gegenüber unserer Redaktion, es habe kaum Transparenz darüber gegeben, was die Mitarbeitenden des Stadtmarketings tatsächlich leisteten.
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Als Reaktion darauf forderte die Verwaltung von der SMG einen Tätigkeitsnachweis ein. Laut Informationen der Redaktion nahm die Debatte über die zukünftige Rolle der SMG im vergangenen Jahr Fahrt auf, als deren Geschäftsführerin Martina Müller bei der Stadt eine zusätzliche Finanzspritze in Höhe von 100.000 Euro beantragte. Dieser Vorstoß soll im Rathaus den Anstoß gegeben haben, grundsätzlich über die Zukunft der SMG nachzudenken.