Di, 13. Mai 2025
Close

Stadtwerke-Chef Wolf geht nach 23 Jahren in den Ruhestand:
„Langweilig wird mir nicht werden”

Nach 23 Jahren bei den Stadtwerken, hat Geschäftsführer Josef Wolf heute seinen letzten Arbeitstag. Im SNO-Interview schaut er auf seine Zeit zurück und verrät, was er in Zukunft plant.

Avatar-Foto
  • Veröffentlicht März 31, 2025
Am 31. März endet bei den Stadtwerken Schwerin nach genau 23 Jahren eine Ära: Dr. Josef Wolf beendet seine Tätigkeit als Geschäftsführer, Foto: SWS
Am 31. März endet bei den Stadtwerken Schw­erin nach genau 23 Jahren eine Ära: Dr. Josef Wolf
been­det seine Tätigkeit als Geschäftsführer. Foto: SWS

Am 31. März endet bei den Stadtwerken Schw­erin nach genau 23 Jahren eine Ära: Dr. Josef Wolf been­det seine Tätigkeit als Geschäftsführer. Was er geleis­tet hat, weiß er noch genau, was er künftig mit sein­er Freizeit anfängt, ist dage­gen offen.

Wer mit Dr. Josef Wolf auf die Jahrzehnte seines Wirkens zurückblickt, der merkt sofort: Der Mann hat ein Ele­fan­tengedächt­nis. Die Namen sein­er Wegge­fährten, die Zahlen zu diversen Finanzierun­gen – der gebürtige West­er­wälder hat jedes Detail parat.

SNO: Herr Dr. Wolf, am 28. April 2023 haben Sie gemein­sam mit dem dama­li­gen Bun­deskan­zler Olaf Scholz und mit Min­is­ter­präsi­dentin Manuela Schwe­sig die Förder­pumpe an der neuen Geot­her­mie- Anlage in Betrieb genom­men. War das das High­light Ihrer Amt­szeit?
Dr. Josef Wolf: Das kann man so sagen. Allerd­ings liegt das für mich weniger am Besuch des Kan­zlers, son­dern daran, dass wir etwas sehr Inno­v­a­tives real­isiert haben. Auf das The­ma Geot­her­mie kam ich ursprünglich durch ein Pro­jekt in Waren an der Müritz und die Geot­her­mie in Neustadt- Glewe. Wie wir bei uns die neuar­tige Kom­bi­na­tion aus Wärmepumpen und warmem Wass­er aus der Tiefe hingekriegt haben, das ist schon eine wirk­lich tolle Team­leis­tung gewe­sen.

SNO: Wie haben Sie den Besuch von Olaf Scholz in Erin­nerung?
Dr. Josef Wolf: Da wir die För­der­mit­tel für dieses aufwändi­ge Pro­jekt anteilig aus dem Bun­desmin­is­teri­um für Wirtschaft und Kli­maschutz erhiel­ten, hieß es lange, dass Robert Habeck zur Ein­wei­hung der Anlage kom­men würde. Am Ende war der Ter­min wichtig genug für den Besuch des Kan­zlers. Er guck­te zwar die ganze Zeit ziem­lich ernst, aber er schien sich für die Tech­nik dahin­ter wirk­lich zu inter­essieren. Fakt ist, dass das The­ma seit­dem so pop­ulär ist wie nie zuvor. Erst kürzlich hörte ich von unserem Pla­nungspart­ner, dass dort zurzeit bun­desweit rund 80 ähn­liche Vorhaben bear­beit­et wer­den.

 

28. April 2023 Dr. Josef Wolf, Geschäftsführer der Stadtwerke Schwerin (SWS) (Foto oben, r.), Bundeskanzler Olaf Scholz und Ministerpräsidentin Manuela Schwesig beim Festakt zur Inbetriebnahme der Förderpumpe in der neuen Geothermie- Anlage in Lankow, Foto: S
28. April 2023:  Dr. Josef Wolf, Geschäftsführer der Stadtwerke Schw­erin (SWS) ( r.), Bun­deskan­zler Olaf Scholz und Min­is­ter­präsi­dentin Manuela Schwe­sig beim Fes­takt zur Inbe­trieb­nahme der Förder­pumpe in der neuen Geot­her­mie-Anlage in Lankow. Foto: SWS

SNO: Da wir ger­ade über den Kan­zler sprechen – als Geschäftsführer der Stadtwerke haben Sie sich­er mit vie­len Poli­tik­ern zu tun gehabt. Hat Sie eine poli­tis­che Lauf­bahn nie gereizt?
Dr. Josef Wolf: Das The­ma Energiev­er­sorgung ist tat­säch­lich sehr eng mit der Poli­tik verknüpft. Ich wurde auch öfter mal gefragt, ob ich für die ein oder andere Funk­tion kan­di­dieren wolle. Meine Antwort war immer die gle­iche: Wenn man die Leben­sum­stände der Men­schen verbessern will, ist man auf mein­er Posi­tion bess­er aufge­hoben. Poli­tik hat viel mit Diskus­sio­nen, Sachzwän­gen und Kom­pro­mis­sen zu tun. Ich wollte lieber konkrete Pro­jek­te umset­zen und knif­flige Prob­leme lösen.

SNO: Wie haben Sie das gemeis­tert? Sie sind Jurist und kein gel­ern­ter Tech­niker.
Dr. Josef Wolf: Wis­sen Sie, mich haben immer die neuesten Erken­nt­nisse und Entwick­lun­gen aus der Forschung inter­essiert. Ich gehe gerne auf aus­gewählte Net­zw­erkver­anstal­tun­gen, wo Experten über die neuesten Trends im Energiesek­tor referieren. Ich habe mich inten­siv mit Inno­va­tio­nen beschäftigt und immer ver­sucht, ambi­tion­ierte Inge­nieure für die Stadtwerke zu find­en. Wenn ich mit Leuten zusam­mengear­beit­et habe, die mutig waren, die bere­it waren, etwas auszupro­bieren, dann fand ich das immer span­nend, aber auch extrem fordernd. Etwas nachzu­machen, das irgend­wo schon sich­er funk­tion­iert, hat mich nicht beson­ders gereizt.

SNO: Gibt es eigentlich schon Pläne für den Aus­bau der Geot­her­mie in Schw­erin?
Dr. Josef Wolf: Es gibt tat­säch­lich konkrete Über­legun­gen für eine zweite, deut­lich größere Anlage. Das ist aber noch Zukun­ftsmusik, da wegen der notwendi­gen Vor­pla­nun­gen mit dem Bau frühestens in drei Jahren begonnen wer­den kann. Der langfristige Plan ist ja, bis zum Jahr 2035 min­destens die Hälfte der Wärme im Schw­er­iner Netz grün zu pro­duzieren.

SNO: Sie erwäh­n­ten vorhin, dass Sie sich immer für neue Tech­nolo­gien begeis­tert haben. Worauf würde der junge Dr. Wolf heute set­zen?
Dr. Josef Wolf: Ich bin fest davon überzeugt, dass die Energiewirtschaft sichere und effiziente Wasser­stof­flö­sun­gen benötigt und eines Tages ein­set­zen kann. Uns bleibt mit Blick auf den Kli­maschutz nichts anderes übrig; außer­dem sind unsere fos­silen Energiequellen bekan­nter­maßen begren­zt. Dafür müssen wir es aber erst­mal schaf­fen, überschüssigen Strom in Form von Wasser­stoff zu spe­ich­ern und zu den entsprechen­den Abnehmern zu trans­portieren.

SNO: Ich würde gerne das The­ma wech­seln und mit Ihnen über die Bun­des­garten­schau 2009 sprechen. Wie kam es, dass Sie ein­er der Geschäftsführer dieses Pro­jek­ts wur­den? Hat­ten Sie mit den Stadtwerken nicht genug zu tun?
Dr. Josef Wolf: Ich hat­te mehr als genug zu tun, aber als man mich fragte, ob ich mir vorstellen könne, die BUGA zu man­a­gen, kon­nte ich ein­fach nicht Nein sagen. 2003 hat­te Ros­tock mit der Inter­na­tionalen Garte­nausstel­lung noch rund 20 Mil­lio­nen Euro Ver­lust gemacht. Der dama­lige Schw­er­iner Oberbürgermeister Nor­bert Claussen sagte zu mir: Ich brauche jeman­den, der gut auf die Finanzen achtet. Zusam­men mit meinen Kau­fleuten der Stadtwerke haben wir genau das getan.

SNO: Städte­bauliche Maß­nah­men wie zum Beispiel die Schwim­menden Wiesen prä­gen seit der BUGA das Stadt­bild von Schw­erin.
Dr. Josef Wolf: Meine Mitar­beit­er haben damals ein tolles Pro­gramm auf die Beine gestellt. Ich erin­nere mich spon­tan an den Cir­cus Ron­cal­li, der wun­der­bar mit der Meck­len­bur­gis­chen Staatskapelle har­monierte. Und natürlich freut es mich sehr, dass wir die Stadt nach­haltig ver­schön­ern kon­nten. Wirk­lich stolz bin ich aber auf das wirtschaftliche Ergeb­nis dieses Events. Es kamen über 1,8 Mil­lio­nen Besuch­er, die mehr Geld bei uns aus­gegeben haben, als mein Co-Geschäftsführer Jochen Sand­ner und ich erwartet hat­ten. Auch, dass wir die große BUGA-Halle damals in Fer­tig­bauweise konzip­iert hat­ten und sie anschließend nach Koblenz weit­ergeben kon­nten – das war eine neuar­tige und nach­haltige Idee. Die Gewinne, die wir damals erwirtschaftet haben, sind in die Bürgerstiftung der Stadt einge­gan­gen und bis heute wer­den daraus soziale und gesellschaftliche Pro­jek­te umge­set­zt.

SNO: Sie haben viel für Schw­erin getan, obwohl Sie aus ein­er ganz anderen Gegend kom­men. Wann und wie hat es Sie aus dem West­er­wald hier­her ver­schla­gen?
Dr. Josef Wolf: Ich bin bei Montabaur aufgewach­sen und habe in Mainz Jura studiert. Anschließend arbeit­ete ich bei ein­er Frank­furter Anwalt­skan­zlei und ein inter­es­santes Man­dat führte mich erst­mals nach Meck­len­burg. Es ging um eine Brauerei, doch das ist lange her. Jeden­falls versprühte Schw­erin schon damals einen gewis­sen Charme und so trat ich hier bere­its im Som­mer 1991 meine erste Stelle an. Ich war also schon in Schw­erin, als die Stadtwerke ger­ade erst gegründet wur­den.

1. April 2002 Dr. Josef Wolf (Foto links) unterzeichnet den Vertrag für die Geschäftsführung bei den Stadtwerken Schwerin, Foto: SWS
1. April 2002: Dr. Josef Wolf unterze­ich­net den Ver­trag für die Geschäftsführung bei den Stadtwerken Schw­erin. Foto: SWS

SNO: Im April 2002 wur­den Sie dann Geschäftsführer der Stadtwerke. Wie genau kam es dazu?
Dr. Josef Wolf: Seit der Pri­vatisierung des Energiemark­tes im Jahr 1998 hat­te ich die Branche in ver­schiede­nen Posi­tio­nen ken­nen­gel­ernt. Ich war für eine Ver­trieb­s­ge­sellschaft von VATTENFALL in Ham­burg tätig und gründete später eine Gesellschaft rund um das The­ma Port­fo­lioman­age­ment. Wir woll­ten an die Börse, aber es würde hier zu weit führen, diese Geschichte zu erzählen. Let­ztlich ging der Plan nicht auf.

SNO: Und dann?
Dr. Josef Wolf: Ich saß zu Hause in Gram­bow und machte neue Pläne, als eines Tages der dama­lige Stadtwerke-Geschäftsführer bei mir anrief. Ich kan­nte ihn kaum, aber er sagte, dass er sich mit mir über meine beru­fliche Zukun­ft unter­hal­ten wolle. Die Stadtwerke hat­ten damals erhe­bliche wirtschaftliche Schwierigkeit­en und er fragte mich, ob ich sein Nach­fol­ger wer­den wolle. Daraufhin sprachen wir mit dem dama­li­gen Oberbürgermeister Johannes Kwaschik und nach der Zus­tim­mung des Auf­sicht­srats wurde ich zum Geschäftsführer bestellt.

SNO: Als Sie Ihr Büro bezo­gen, ahn­ten Sie da, dass die Stadtwerke zu ein­er Leben­sauf­gabe für Sie wer­den soll­ten?
Dr. Josef Wolf: Nein. Sich­er nicht. Ich konzen­tri­erte mich voll auf die Umstel­lung der bis dahin unvorteil­haften Finanzierung der bei­den Heizkraftwerke. Außer­dem galt es, wieder neuen Teamgeist und mehr Miteinan­der ins Unternehmen zu brin­gen. Der Plan ging auf und ab 2003/2004 kamen die Stadtwerke endlich in ruhigeres Fahrwass­er. Von 2010 bis 2018 hat uns der jahre­lange Rechtsstre­it zum Rückkauf der Kraftwerke nochmals viel Kraft gekostet, war aber eine unab­d­ing­bare Voraus­set­zung für zukünftige Investi­tio­nen.

SNO: Anschließend haben Sie sich sofort hin­ter die umfassende Mod­ernisierung der Heizkraftwerke gek­lemmt. Rund 70 Mil­lio­nen Euro wur­den bis zur Fer­tig­stel­lung im April 2024 investiert.
Dr. Josef Wolf: Ich denke, dass wir an dieser Stelle jet­zt wirk­lich gut aufgestellt sind. Die neuen Gas­tur­binen, die anteilig auch mit Wasser­stoff betrieben wer­den kön­nen, soll­ten die Strom- und Wärmev­er­sorgung min­destens für die näch­sten 20 Jahre sich­er­stellen. Sie zählen zu den effizien­testen Anla­gen dieser Art weltweit.

SNO: Am 31. März wer­den Sie Ihr Büro räu­men. Haben Sie schon Pläne für die Zeit danach?
Dr. Josef Wolf: Defin­i­tiv werde ich jet­zt wieder mehr Zeit für meine Fam­i­lie haben. Es gibt zudem viele Bekan­nte und Ver­wandte, die mich in den let­zten Jahren kaum gese­hen haben. Und vielle­icht komme ich ja auch dazu, wieder mehr Golf zu spie­len. Ich habe aber bis­lang wenig Muße gehabt, mir weit­ere Pläne zu machen. Es gibt auch keine Liste mit Reisezie­len, die ich unbe­d­ingt abhak­en müsste. Dass mir lang­weilig wird, glaube ich aber trotz­dem nicht. Das The­ma Wel­terbe liegt mir am Herzen und auch die Anbindung Schw­erins an die Metropol­re­gion Ham­burg werde ich weit­er­hin ver­fol­gen.

SNO: Danke und Ihnen alles Gute!

Fersehninterview mit Josef Wolf

Unser Part­ner „TV Schw­erin” hat eben­falls zum Ende der Tätigkeit von Stadtwerke-Chef Wolf ein Inter­view mit ihm gemacht. Nach 23 Jahren an der Spitze der Stadtwerke Schw­erin ver­ab­schiedet sich Wolf – mit Stolz, Weit­blick und klaren Worten zur Zukun­ft der Stadt.

Sie sehen ger­ade einen Platzhal­ter­in­halt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzu­greifen, klick­en Sie auf die Schalt­fläche unten. Bitte beacht­en Sie, dass dabei Dat­en an Drit­tan­bi­eter weit­ergegeben wer­den.

Mehr Infor­ma­tio­nen