Mo, 17. November 2025
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Benzin in der Straßenbahn:
24-Jähriger nach versuchter Selbstentzündung vor Gericht

Ein 24-jähriger Mann hat sich in einer Straßenbahn in Schwerin selbst angezündet. Vor dem Landgericht wird nun über seine Unterbringung in der Psychiatrie verhandelt.

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  • Veröffentlicht November 4, 2025
Straßenbahn-Brand Schwerin
Amts­gericht-Schw­erin. Foto: Schw­erin-Lokal

 

Nach­dem sich ein Mann im Juni in ein­er Schw­er­iner Straßen­bahn Ben­zin über seine Beine geschüt­tet haben soll um sich ver­mut­lich sel­ber anzuzün­den, ste­ht der Mann derzeit vor dem Landgericht Schw­erin.  Der 24-jährige Beschuldigte aus Alge­rien erlitt dabei schwere Brand­ver­let­zun­gen und wurde in eine Spezialk­linik nach Lübeck gebracht.

Zum Prozes­sauf­takt am Mon­tag wurde deut­lich, dass der Mann möglicher­weise unter ein­er para­noiden Schiz­o­phre­nie litt. Sollte das Gericht diese Ein­schätzung der Staat­san­waltschaft teilen, kön­nte der Angeklagte dauer­haft in ein­er psy­chi­a­trischen Ein­rich­tung unterge­bracht wer­den. Es han­delt sich um ein soge­nan­ntes Sicherungsver­fahren, bei dem nicht Strafe, son­dern Gefahren­ab­wehr im Vorder­grund ste­ht.

Polizei konnte Schlimmeres verhindern

Bere­its Stun­den vor dem Vor­fall hat­te sich der Mann laut Ermit­tlun­gen in ein­er Bar in der Schw­er­iner Innen­stadt selb­st ver­let­zt. Nach ein­er Behand­lung in der Notauf­nahme der Helios Klinik soll er eine nahegele­gene Tankstelle aufge­sucht und dort eine Bier­flasche mit Ben­zin befüllt haben. Ein aufmerk­samer Mitar­beit­er ver­hin­derte Schlim­meres, indem er die Zapf­säule nach rund 0,2 Litern stoppte und den Not­knopf betätigte.

Mit der teil­weise gefüll­ten Flasche stieg der Mann anschließend in eine Straßen­bahn Rich­tung Innen­stadt. Laut Videoaufze­ich­nun­gen über­goss er sich dort mit Ben­zin und zün­dete sein Bein an, als die von der Tankstelle alarmierte Polizei die Bahn erre­ichte. Durch eine Plex­i­glass­cheibe zwis­chen Fahrerbere­ich und Sitz­plätzen wurde ver­hin­dert, dass sich der Feuer­ball weit­er aus­bre­it­ete. Ein Polizist, ein ehe­ma­liger Sol­dat mit Aus­land­ser­fahrung, blieb unver­let­zt.

Gericht prüft psychische Erkrankung des Beschuldigten

Ein Brandgutachter erk­lärte vor Gericht, der Tankstel­len­mi­tar­beit­er habe mit seinem schnellen Han­deln möglicher­weise eine Katas­tro­phe ver­hin­dert. „Wäre die dop­pelte Menge Ben­zin in der Flasche gewe­sen, hätte die Explo­sion die Scheibe bersten lassen“, so der Sachver­ständi­ge. Beson­ders gefährdet war laut Video­analyse eine Pas­sagierin, die nur einen Meter hin­ter dem Mann saß.

Der Beschuldigte, der bere­its wegen Dieb­stahls polizeibekan­nt ist, sitzt seit Juni in Unter­suchung­shaft. Hin­weise auf einen ter­ror­is­tis­chen Hin­ter­grund gebe es nicht; die Tat sei wohl Aus­druck ein­er psy­chis­chen Aus­nahme­si­t­u­a­tion gewe­sen. An der Straßen­bahn ent­stand ein Sach­schaden von rund 10.000 Euro. Das Ver­fahren wird mit weit­eren vier Ter­mi­nen bis Ende Novem­ber fort­ge­set­zt.