Streit um „Warnitzer Feld“:
Grüne kritisieren Eilentscheidung im Hauptausschuss
Im Schnellverfahren billigt Schwerins Hauptausschuss den Vertrag mit der LGE fürs Warnitzer Feld. Grüne warnen vor finanziellen Risiken – die Debatte um das umstrittene Wohngebiet könnte weiter gehen.

Die politische Kontroverse um eines der umstrittensten Wohnbauprojekte der letzten Jahre geht weiter: das Baugebiet „Warnitzer Feld“. Hintergrund ist ein Beschluss des Hauptausschusses vom 3. Juni 2025, mit dem ein städtebaulicher Vertrag zwischen der Landeshauptstadt und der landeseigenen LGE Mecklenburg-Vorpommern GmbH beschlossen wurde – in einem beschleunigten Verfahren ohne vorherige Ausschussberatung.
Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN/Die PARTEI kritisiert dieses Vorgehen scharf. „Dieser Vertrag birgt erhebliche finanzielle Risiken für die Stadt. Wir sehen keine feste Obergrenze für mögliche Erstattungen an die LGE, sondern eine Bindung auf unbestimmte Zeit – ohne gesicherte Flächenverfügbarkeit und mit unklarem Ausgang“, erklärte Fraktionsvorsitzender Arndt Müller. Der Vertrag sehe vor, dass die Stadt bis zu 50 % der bisherigen Projektkosten übernehmen muss – auch dann, wenn das Projekt nicht realisiert werden kann. Die Grünen sprechen deshalb von einem „Blankoscheck“.
Eilverfahren statt Ausschussberatung
Besonders umstritten ist das Verfahren selbst: CDU-Fraktionschef Gert Rudolf hatte auf der Sitzung des Hauptausschusses beantragt, auf eine Beratung in den zuständigen Fachausschüssen und in der Ortsteilvertretung Warnitz zu verzichten und direkt im Hauptausschuss abzustimmen. Dieser Geschäftsordnungsantrag wurde mit sieben Ja-Stimmen, vier Nein-Stimmen und einer Enthaltung angenommen. Im Anschluss stimmte der Hauptausschuss mit acht Ja-Stimmen und vier Nein-Stimmen für den Vertragsabschluss.
Ursprünglich war vorgesehen, die Vorlage im Wirtschaftsausschuss und in der Ortsteilvertretung Warnitz zu beraten. Die Grünen kritisieren, dass dadurch die politische Kontrolle und eine gründliche Prüfung des Vertragsinhalts unterlaufen wurden. Sie fordern, die Vorlage zurück in die Gremien zu verweisen, um Nachverhandlungen zu ermöglichen.
„Warnitzer Feld” schon länger Streitpunkt der Stadtpolitik
Bereits im Jahr 2023 war das „Warnitzer Feld“ ein Streitthema in der Schweriner Stadtpolitik. Trotz eines bestehenden Aufstellungsbeschlusses für den Bebauungsplan hatte Oberbürgermeister Rico Badenschier (SPD) die Planungen nach seiner Wiederwahl im Juni 2023 vorübergehend gestoppt. Er begründete dies unter anderem mit Bedenken an der Lage des geplanten Quartiers, das auf einer Ackerfläche am Stadtrand entstehen soll. Badenschier erklärte damals, ein Baugebiet dieser Größe – rund 1.000 Wohneinheiten – sei „nicht zeitgemäß“.
Die Entscheidung stieß auf scharfe Kritik aus mehreren Fraktionen. Vertreter von CDU, Die Linke und den Unabhängigen Bürgern warfen Badenschier vor, demokratische Beschlüsse zu missachten. Der Streit führte in den folgenden Monaten mehrfach zu offenen Auseinandersetzungen zwischen Verwaltung und Stadtvertretung.
Im September 2024 vollzog Badenschier einen Kurswechsel und kündigte an, seine Blockadehaltung aufzugeben. Damals erklärte der Oberbürgermeister, er werde den Planungsprozess wieder aufnehmen, sollte die Stadtvertretung erneut zustimmen. Die Debatte über das Warnitzer Feld sei Teil des Kommunalwahlkampfes gewesen – die Wähler hätten damit auch über das Projekt abgestimmt, so seine Begründung.
600.000 Euro Projektkosten bereits investiert
Laut Angaben von LGE-Geschäftsführer Robert Erdmann sind bereits rund 600.000 Euro in Vorbereitungsmaßnahmen für das Baugebiet geflossen. Die LGE ist eine landeseigene Gesellschaft, die unter anderem mit der Erschließung neuer Wohngebiete beauftragt wird. Nach dem jetzt beschlossenen Vertrag könnte die Stadt zur Übernahme eines erheblichen Teils dieser bisherigen Kosten verpflichtet sein, sollte das Projekt nicht umgesetzt werden.
Der Unternehmerverband Norddeutschland Mecklenburg-Schwerin hatte sich in der Vergangenheit für die Entwicklung des Gebiets ausgesprochen. Man sehe darin eine Chance, dringend benötigten Wohnraum in Schwerin zu schaffen. Rückendeckung für die frühere Blockade Badenschiers kam hingegen damals vom BUND, der die Flächenversiegelung und den Verlust von Ackerland kritisierte.
Transparenzhinweis: In einer früheren Version des Artikels hieß es, die CDU-Stadtratsfraktion habe eine Anfrage unserer Redaktion nicht beantwortet. Richtig ist: Die Anfrage hat die Fraktion nach eigener Auskunft nicht erreicht. Eine Stellungnahme wird uns zeitnahe übermittelt und im Artikel ergänzt. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.