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Streubomben werden in Schwerins Nähe entsorgt

(hk). Jahrzehnte lang wurden Streubomben weltweit eingesetzt. Die Blindgänger im Boden verletzen immer wieder Menschen. Nicht weit weg von Schwerin macht sich die Firma Nammo Buck nun an die Abrüstung. 

  • Veröffentlicht November 20, 2014
Ein Blick auf das Unternehmen Nammo Buck in Pinnow. Hier werden die Streubomben entschärft
Ein Blick auf das Unternehmen Nammo Buck in Pinnow. Hier werden die Streubomben entschärft und vernichtet

(hk). Jahrzehnte lang wurden Streubomben weltweit eingesetzt. Die Blindgänger im Boden verletzen immer wieder Menschen. Nicht weit weg von Schwerin macht sich die Firma Nammo Buck nun an die Abrüstung. 

 

Seit Jahrzehnten werden weltweit Streubomben eingesetzt. Der Begriff Streu- oder Clustermunition bezeichnet Bomben, Granaten oder Gefechtsköpfe, die nicht als Ganzes explodieren, sondern eine Vielzahl an kleineren Sprengkörpern freisetzen. Typischerweise explodiert ein großer Teil dieser sogenannten Submunition nicht, sondern verbleibt als Blindgänger vor Ort. Ganze Landstriche sind heute für viele Jahre durch dieses Teufelszeug vermint.

 

Mit der sogenannten »Streubomben-Konvention«, die am 1. August 2010 in Kraft getreten ist, haben sich viele Staaten auf der Welt in einem völkerrechtlichen Vertrag dazu verpflichtet, auf den Einsatz solcher Bomben zukünftig verzichten zu wollen. Mit Stand Oktober 2014 ist das Abkommen bisher von 85 Ländern und dem Heiligen Stuhl ratifiziert worden. 28 weitere Staaten haben bisher diese Konvention unterschrieben und arbeiten an der Umsetzung dieser Selbstverpflichtung. Deutschland hat das Streubomben-Verbot am 8. Juli 2009 unterschrieben. Von verschiedenen Seiten wie dem Internationalen Komitee des Roten Kreuzes (IKRK), der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, dem deutschen Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier und seinem britischen Amtskollegen David Miliband wurde es als Meilenstein der konventionellen Rüstungskontrolle sowie als wichtigstes Abkommen der jüngeren Zeit in der Entwicklung des humanitären Völkerrechts bezeichnet.

 

Die Bundeswehr selbst besaß einmal 51.000 Tonnen Streumunition, die nun vertraglich geächtet wurde. Wo soll diese Munition nun aber entsorgt werden? Gar nicht so weit weg von Schwerin – im brandenburgischen Pinnow(Ueckermark), dass materialistisch im Volksmund auch »Raketen-Pinnow« genannt wird. Seit den 1930ér Jahren werden hier Geschäfte mit Waffen gemacht. Unzählige Kampf- und Sprengmittel wurden hier auf einen tödlichen Weg geschickt. Hier ist das Unternehmen Nammo Buck ansässig. Diese Firma entschärft und entsorgt nicht nur die Bomben der Bundeswehr – auch Japan und die Schweiz gehören zur Kundschaft von Betriebsleiter Jörg Fiegert und seinen 85 Mitarbeitern. Bis 2015 sollen die Streubomben der Bundeswehr vernichtet sein. In Pinnow dient das Unternehmen Nammo Buck, das zum norwegischen Mutterkonzern Nammo AS gehört, mit der Entschärfung dem Frieden. »Raketen-Pinnow« ist also tot. An anderen Standorten des Konzerns werden nach wie vor Waffen produziert.

 

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Christoph Rüssel über das „harte Geschäft der Munitionsentsorgung“

 

 

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

0 Comment

  • Naja, „Nähe“ ist ja relativ. Und 200km Luftline ist ja nun quasi ein Katzensprung (nur 3 Stunden mit dem Auto, falls gerade kein Stau auf dem Berliner Ring ist). Zumindest muss sich kein Schweriner einen Kopf machen, das jetzt LKWs mit Streubomben über den Obotritenring rumpeln.

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