Do, 25. April 2024
Close

Trauer um Schwerins Ehrenbürger Rabbi Wolff

Gestern verstarb der langjährige Landesrabbiner, William Wolff in seinem englischen Heimatort. Das bestätigte der  Vorstandsvorsitzende der jüdischen Gemeinden, Valeriy Bunimov am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa. Wolff wurde 93 Jahre alt. „Schwerin

  • Veröffentlicht Juli 9, 2020

Gestern verstarb der langjährige Landesrabbiner, William Wolff in seinem englischen Heimatort. Das bestätigte der  Vorstandsvorsitzende der jüdischen Gemeinden, Valeriy Bunimov am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa. Wolff wurde 93 Jahre alt.

„Schwerin trauert um einen liebenswerten, gütigen Menschen und eine große Persönlichkeit, die sich als Landesrabbiner insbesondere um den Wiederaufbau der jüdischen Gemeinden in Schwerin und Rostock verdient gemacht hat“, so Oberbürgermeister Rico Badenschier.

William Wolff wurde am 13. Februar 1927 in Berlin als Wilhelm Wolff geboren. Im September 1933 emigrierten seine Eltern mit ihm und seinen zwei Geschwistern zunächst nach Amsterdam und im August 1939 nach London. Nach seinem Ökonomie-Studium arbeitete Wolff jahrzehntelang als Journalist bei britischen Tageszeitungen wie dem Daily Mirrow.

 

„Ich bin ein Schweriner“

Erst mit 52 Jahren 1979 begann er eine fünfjährige Rabbiner-Ausbildung am Leo Baeck College in London und erhielt im Juli 1984 seine Ordination. Er arbeitete in verschiedenen Gemeinden in Großbritannien. Noch mit 75 Jahren nahm er das Angebot an, in Mecklenburg-Vorpommern als Religionslehrer für die beiden jüdischen Gemeinden in Schwerin und Rostock zu arbeiten und wurde in das Amt des Landesrabbiners berufen. Für eine russischsprachige Gemeinde erlernte er sogar eine neue Sprache, um seine Predigten auch in Russisch halten zu können.

Archivbild: Landesrabbiner William Wolff bei der Verleihung der Ehrenbürgerwürde der Landeshauptstadt Schwerin im Jahr 2014

William Wolff setzte sich maßgeblich für den Wiederaufbau der Schweriner Synagoge ein. Sie wurde 2008 an jener Stelle wieder eingeweiht, wo die 1938 von den Nazis zerstörte Synagoge stand. 2014 erhielt er am 27. Januar die Ehrenbürger-Würde von Schwerin. Bei der Feier nahm sich der gebürtige Berliner das Recht heraus, den ehemaligen US-Präsidenten John F. Kennedy und dessen Rede 1963 vor dem Schöneberger Rathaus in abgewandelter Form zu zitieren: „Ich bin ein Schweriner.“ 

 

Gesprächspartner, Zuhörer und Ratgeber

Seit William Wolff im Jahre 2002 als Landsrabbiner nach Mecklenburg-Vorpommern kam, wurde dieses Bundesland, und vor allem Schwerin, für den Londoner seine zweite Heimat. „Es scheint mir doch wichtig, besonders, wegen unserer Vergangenheit mit zwei Diktaturen, in beiden war Religion und besonders Judentum ja nicht gern gesehen, dass sich jetzt Religion wieder positiv in der Gesellschaft bemerkbar macht.“, sagte Rabbi Wolff einmal. Der Landesrabbiner leistete seinen Beitrag dazu, in dem er die beiden jüdischen Gemeinden in Schwerin und Rostock betreute. Wolff gab den jüdischen Emigranten aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion hier Gesicht und Stimme. Er suchte den Dialog zu den Nichtjuden, war Gesprächspartner, Zuhörer und Ratgeber zugleich. Die Menschen kannten ihn immer gut gelaunt und agil. Sein Optimismus war ansteckend, seine Geschichte bewegend. 

Sein Vertrag als Landesrabbiner endete am 31. März 2015, doch behielt er den Ehrentitel Landesrabbiner.  

 

Großartigen Vermittler der Zukunft verloren

„Er war ein Mann der Verständigung, des Friedens und der Versöhnung. Er war als Zeitzeuge ein gefragter Gast an Schulen und Universitäten. Er stellte sich Diskussionen zum Antisemitismus. Dabei war sein Blick stets in die Zukunft gerichtet. Mecklenburg-Vorpommern hat einen großartigen Vermittler der Gegenwart verloren“, sagt Justizministerin Hoffmeister zum Tod von William Wolff. 

Auch der Beauftragte für jüdisches Leben in Mecklenburg-Vorpommern und gegen Antisemitismus, Dr. Hansjörg Schmutzler machte deutlich, dass Mecklenburg-Vorpommern über Wolffs „menschlichen wie gewinnenden Einsatz für das jüdische Leben in Mecklenburg-Vorpommern  sehr glücklich sein kann.“

Einem größeren Kinopublikum wurde Wolff 2016 mit dem Dokumentarfilm „Rabbi Wolff“ bekannt.  Der Film ist das Porträt einer faszinierenden Persönlichkeit. Eine Persönlichkeit, die Schwerin nun fehlen wird. 

 

 

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

 

Written By
Stefan Rochow

ist Journalist, Unternehmer und Gründer von SNO | Schwerin-Lokal. Mail: redaktion@schwerin-lokal.de

Kommentiere den Beitrag

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert