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Veranstalter zieht positive Bilanz der Gulag-Ausstellung

(pm/red). Wie funktionierte das System Gulag? Diese Frage beantwortete seit Juli eine Ausstellung. Gestern ging sie zu Ende. Die Veranstalter zogen nun eine positive Bilanz.   Tausende Deutsche wurden in

  • Veröffentlicht Oktober 25, 2014
Die Landesbeauftragte für die Stasiunterlagen, Anne Drescher führt durch die Ausstellung
Die Landesbeauftragte für die Stasiunterlagen, Anne Drescher führt durch die Ausstellung

(pm/red). Wie funktionierte das System Gulag? Diese Frage beantwortete seit Juli eine Ausstellung. Gestern ging sie zu Ende. Die Veranstalter zogen nun eine positive Bilanz.

 

Tausende Deutsche wurden in den sogenannten Gulags, den Straflagern in der Sowjetunion, inhaftiert. Viele von ihnen überlebten die schweren, unmenschlichen Zustände nicht. Die Landesbeauftragte für Mecklenburg-Vorpommern für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, präsentierte seit Juli im Marstall eine Ausstellung, die sich mit diesem dunklen Kapitel des Sozialismus in der Welt beschäftigte. Am gestrigen Freitag endete diese Ausstellung.

 

Nach Angaben der Veranstalter besuchten etwa 5.000 Besucher die Ausstellung und informierten sich über das System der Zwangsarbeits- und Straflager. Neben der Ausstellung gab es mit Vorträgen, Lesungen, Diskussionen, Filmvorführungen und Konzerte auch ein Begleitprogramm, das von rund 1.000 Menschen besucht wurde. Dabei ging es um die allgemeine historische Einordnung des Gulag und verschiedener Lagersysteme sowie spezifische Aspekte wie Kinder im Gulag, im Gulag komponierte Musik, die literarische Reflexion des Gulag oder die sowjetischen Lager auf deutschem Boden, beispielsweise das Speziallager in Neubrandenburg-Fünfeichen. Bewegt zeigten sich viele Gäste von der Darstellung exemplarischer Schicksale von Menschen, die in den Lagern Unfassbares erlitten haben. Zeitzeugen berichteten aus ihren Lebensgeschichten. Betroffene Familien meldeten sich während ihres Ausstellungsbesuchs, erzählten über Angehörige, die im Gulag inhaftiert waren oder andere Formen der Verfolgung erleiden mussten und äußerten sich anerkennend über die Würdigung der Opfer in der Exposition.

 

Wirkungsweise von Diktaturen veranschaulicht

 

Zwei auch überregional beachtete Fachtagungen zu Beginn und zum Ende der Ausstellung befassten sich mit dem Gulag und dem „Jahrhundert der Lager“ sowie der Traumaweitergabe über Generationen. Insbesondere Lehrer nutzten eine Weiterbildung zur didaktischen und pädagogischen Aufbereitung des Themas für die Bereicherung ihres Geschichtsunterrichts.

 

Etwa 600 Interessierte, Schülergruppen und Lehrer, Multiplikatoren der politischen Bildung, aber auch Mitglieder und Mitarbeiter von Landtagsfraktionen sowie Mitarbeiter der Ministerien wurden in den täglich angebotenen und in zusätzlichen Führungen durch die Gulag-Ausstellung über Repressionsmechanismen in der Diktatur, die Folgen und heutige Bezüge zu diesem dunklen Kapitel der Vergangenheit informiert.

 

Neben Schwerinern, Besuchern aus MV und anderen Bundesländern fanden auch Gäste aus Skandinavien, den USA, der Ukraine, aus Australien, Malaysia, Singapur, China, Polen, Großbritannien, Estland, Dänemark, den Niederlanden und Kolumbien den Weg in die Ausstellung.

 

„Die Ausstellung hat das große Interesse der Menschen im Land für die Aufarbeitung der Geschichte der Zwangsarbeits- und Straflager gezeigt“, sagte die Landesbeauftragte Anne Drescher. „In vielen Familien ist das Thema Gulag aufgrund biografischer Bezüge immer noch sehr präsent.“

 

Zitate aus dem Gästebuch:

„Welche Worte für dieses Leid, welche Gefäße für diese Tränen.“
„Haben eine sehr beeindruckende Ausstellung mit Führung erlebt. Viele Fragen konnten wir nicht stellen, denn wir waren zu aufgewühlt.“
„Schwer zu ertragende, aber extrem notwendige Auseinandersetzung.“

 

 

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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