Podcast „Man müsste mal…“ gibt’s spannende Einblicke:
Von Australien nach Poel – Wie ein Konzept Männer zusammenbringt
Gemeinsam werkeln, schnacken und Neues lernen: Der Männerschuppen Insel Poel bietet Männern einen Treffpunkt für Austausch, Handwerk und Gemeinschaft. Im Podcast "Man müsste mal..." wird das Projekt vorgestellt.

Es ist Mittwoch. Das große Rolltor des „Männerschuppen Insel Poel“ ist noch geschlossen. Davor wartet eine kleine Gruppe Männer im besten Alter. „Männerschuppen? – Nie gehört?
Man könnte vermuten, dort treffen sich Männer und trinken, rauchen, spielen und erzählen sich alte Geschichten und derbe Witze. Diese Annahmen hört Andrew Gordon, kurz Andy, immer wieder, wenn er vom Männerschuppen erzählt. Er ist der Initiator des Poeler Männerschuppens. „Das ist nicht überraschend“, sagt er, „denn „Männerschuppen“ sind hierzulande nicht besonders verbreitet. Die Idee kommt aus Australien und heißt dort „Men’s shed“.
Mehr als nur ein Männerclub: Handwerk, Gemeinschaft und Austausch
Wenige Minuten nachdem das Tor offen ist, hört man es schon Hämmern und Sägen. In den „Men’s shed, den Männerschuppen, treffen sich tatsächlich Männer, aber nicht zum Trinken, Rauchen oder Spielen.. „Wir kommen zusammen, um gemeinsam etwas zu unternehmen. Oft geht es um handwerkliche Tätigkeiten, Holz- oder Metallarbeiten, auch um Reparaturen oder den Umgang mit neuen Technologien. Vor allem aber geht es um soziales Miteinander, den Austausch und das Gespräch mit anderen Männern.
„Männer unterhalten sich nicht von Angesicht zu Angesicht“, meint Gordon lachend, „Sie reden miteinander, wenn sie Schulter an Schulter an der Werkbank stehen.“ Hier in Poel sind sie zwischen 49 und 84 Jahren alt. Andrew Gordon ist 64 und im Ruhestand. Die meisten seiner insgesamt 28 Mitstreiter sind älter.
Für manchen Mann aus der Poeler Runde hat sich das Leben mit dem Eintritt in die Rente sehr verändert. Die beruflichen Aufgaben, der oft strukturierte Arbeitstag, das alltägliche Miteinander mit Kollegen am Arbeitsplatz fallen weg. Und dann fehlt da etwas. Eine Zeitlang lässt sich das mit lange aufgeschobenen Renovierungsarbeiten in Haus und Hof oder dem Sortieren von Fotos und dem Aufräumen des Kellers und der Garage überbrücken, aber dann?
Ein Ort der Begegnung und Prävention für Männer im Ruhestand
Was in den 1990ern in Australien begann, hat sich schnell auch in anderen, vor allem englischsprachigen, Ländern verbreitet. „Eigentlich betreiben wir hier Präventionsarbeit und Gesundheitsförderung, aber wir nennen das nicht so. Kaum ein Mann würde sich seine Arbeitshose anziehen und sagen, ich gehe mal in meine Präventionsgruppe, wenn er sich zu uns in die Werkstatt auf den Weg macht“, schmunzelt Gordon.
Die Erfahrungen der Männer in Poel und die Forschung geben ihm recht. In einer Studie gaben mehr als 90 % der Befragten an „Ich fühle mich wohler in meiner Haut, habe einen Ort, an den ich gehöre und fühle mich in der Gemeinschaft akzeptiert“.
„Jeder Mann braucht einen Schuppen,“, schrieb vor ein paar Jahren Pete May im englischen The Guardian. May meint, die Australier hätten da eine allgemeingültige Wahrheit erkannt. Die Bewegung der „Men’s Sheds Australia“ erhält finanzielle Zuschüsse, um die Shed-Botschaft im Outback zu verbreiten, weil sie sich positiv auf das Wohlbefinden von Männern auswirkt. Immerhin, das deutsche Bundesgesundheitsministerium lässt forschen. An der Universität Bremen hat das Modellprojekt MARS das Ziel, das australische Konzept der Männerschuppen als Orte der Prävention und Gesundheitsförderung im kommunalen Setting für Männer ab 50 Jahren auf Nordwestdeutschland zu übertragen und zu erproben. Die Poeler sind dabei.
Von Australien nach Poel: Eine Bewegung mit Zukunft
Für die Aktivitäten in Männerschuppen gibt es grundsätzlich keinerlei Vorgaben. Was dort geschieht, hängt von den Interessen der Männer und den existierenden Räumlichkeiten ab.
Oftmals arbeiten die Männer für soziale oder gemeinnützige Zwecke. Auch Ausflüge, Kochen, Kunst und Fotografie, Computerkurse und vieles andere können auf der Liste der Aktivitäten stehen. Es ist ein breites Angebot, das Menschen hilft, sich in die Gemeinschaft zu integrieren und gleichzeitig gesundheitsfördernd aktiv zu sein. Das Konzept zielt darauf ab, soziale Isolation im Alter zu verhindern und das Wohlbefinden zu fördern. Die eigenen Erfahrungen und Fähigkeiten in die Gemeinschaft einbringen und mit anderen teilen, macht jeden Mann zum Lehrenden und Lernenden. Das hält den Geist fit und macht in jedem Alter Spaß.
Der Austausch mit anderen ist Andrew Gordon und seinen Kollegen wichtig. So machen sie sich auf den Weg zu andern Männerschuppen in Bremen oder Niedersachsen. Und sie laden auch Gäste ein. Im Sommer war der Verein „Alternativen statt Wegwerfen“, der in Wismar ein „Reparatur-Café organisiert, zu Gast. Zu Lernen gibt es dabei immer etwas.
Auf Poel geht es aktuell um die Gründung des Vereins Männerschuppen Insel Poel e.V. und die Einrichtung und Ausstattung des „Schuppens“. „Wir hatten wirklich Glück!“, so Andrew Gordon, „Die Norddeutsche Pflanzenzucht Hans-Georg Lembke KG stellt uns eine ehemalige Werkhalle in Wangern zur Verfügung. Große Räume, Küche, Toilette und Dusche. Alles da! Sogar noch eine Drehmaschine aus sowjetischer Produktion. Das gute Stück wollen auf jeden Fall wieder zum Laufen bringen.“
Zum Podcast
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„Ja, wir sind der „Poeler Männerschuppen“. Aber ganz ehrlich, unsere Türen stehen offen für alle, die unsere Ziele unterstützen, ohne Rücksicht auf Geschlecht, Herkunft oder Alter. Auch Menschen mit Behinderungen sind herzlich willkommen.“, stellt Andrew Gordon klar.
Wer wissen möchte, was im Männerschuppen Insel Poel so läuft, kann sich die Podcast-Folge anhören oder an einem Mittwoch nach Poel fahren. Die Vereinsmitglieder laden beim „Offenen Tor“ zum Schnacken, Reparieren, Spielen und Mitmachen ein.