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Podcast „Man müsste mal…“ gibt’s spannende Einblicke:
Von Australien nach Poel – Wie ein Konzept Männer zusammenbringt

Gemeinsam werkeln, schnacken und Neues lernen: Der Männerschuppen Insel Poel bietet Männern einen Treffpunkt für Austausch, Handwerk und Gemeinschaft. Im Podcast "Man müsste mal..." wird das Projekt vorgestellt.

  • Veröffentlicht Februar 4, 2025
Männerschuppen Poel
Foto: Män­ner­schup­pen Poel

 

Es ist Mittwoch. Das große Roll­tor des „Män­ner­schup­pen Insel Poel“ ist noch geschlossen. Davor wartet eine kleine Gruppe Män­ner im besten Alter. „Män­ner­schup­pen? – Nie gehört?

Man kön­nte ver­muten, dort tre­f­fen sich Män­ner und trinken, rauchen, spie­len und erzählen sich alte Geschicht­en und derbe Witze. Diese Annah­men hört Andrew Gor­don, kurz Andy, immer wieder, wenn er vom Män­ner­schup­pen erzählt. Er ist der Ini­tia­tor des Poel­er Män­ner­schup­pens. „Das ist nicht über­raschend“, sagt er, „denn „Män­ner­schup­pen“ sind hierzu­lande nicht beson­ders ver­bre­it­et. Die Idee kommt aus Aus­tralien und heißt dort „Men’s shed“.

Mehr als nur ein Männerclub: Handwerk, Gemeinschaft und Austausch

Wenige Minuten nach­dem das Tor offen ist, hört man es schon Häm­mern und Sägen. In den „Men’s shed, den Män­ner­schup­pen, tre­f­fen sich tat­säch­lich Män­ner, aber nicht zum Trinken, Rauchen oder Spie­len.. „Wir kom­men zusam­men, um gemein­sam etwas zu unternehmen. Oft geht es um handw­erk­liche Tätigkeit­en, Holz- oder Met­al­lar­beit­en, auch um Repara­turen oder den Umgang mit neuen Tech­nolo­gien. Vor allem aber geht es um soziales Miteinan­der, den Aus­tausch und das Gespräch mit anderen Män­nern.

„Män­ner unter­hal­ten sich nicht von Angesicht zu Angesicht“, meint Gor­don lachend, „Sie reden miteinan­der, wenn sie Schul­ter an Schul­ter an der Werk­bank ste­hen.“ Hier in Poel sind sie zwis­chen 49 und 84 Jahren alt. Andrew Gor­don ist 64 und im Ruh­e­s­tand. Die meis­ten sein­er ins­ge­samt 28 Mit­stre­it­er sind älter.
Für manchen Mann aus der Poel­er Runde hat sich das Leben mit dem Ein­tritt in die Rente sehr verän­dert. Die beru­flichen Auf­gaben, der oft struk­turi­erte Arbeit­stag, das alltägliche Miteinan­der mit Kol­le­gen am Arbeit­splatz fall­en weg. Und dann fehlt da etwas. Eine Zeit­lang lässt sich das mit lange aufgeschobe­nen Ren­ovierungsar­beit­en in Haus und Hof oder dem Sortieren von Fotos und dem Aufräu­men des Kellers und der Garage über­brück­en, aber dann?

Ein Ort der Begegnung und Prävention für Männer im Ruhestand

Was in den 1990ern in Aus­tralien begann, hat sich schnell auch in anderen, vor allem englis­chsprachi­gen, Län­dern ver­bre­it­et. „Eigentlich betreiben wir hier Präven­tion­sar­beit und Gesund­heits­förderung, aber wir nen­nen das nicht so. Kaum ein Mann würde sich seine Arbeit­shose anziehen und sagen, ich gehe mal in meine Präven­tion­s­gruppe, wenn er sich zu uns in die Werk­statt auf den Weg macht“, schmun­zelt Gor­don.

Die Erfahrun­gen der Män­ner in Poel und die Forschung geben ihm recht. In ein­er Studie gaben mehr als 90 % der Befragten an „Ich füh­le mich wohler in mein­er Haut, habe einen Ort, an den ich gehöre und füh­le mich in der Gemein­schaft akzep­tiert“.

„Jed­er Mann braucht einen Schup­pen,“, schrieb vor ein paar Jahren Pete May im englis­chen The Guardian. May meint, die Aus­tralier hät­ten da eine all­ge­me­ingültige Wahrheit erkan­nt. Die Bewe­gung der „Men’s Sheds Aus­tralia“ erhält finanzielle Zuschüsse, um die Shed-Botschaft im Out­back zu ver­bre­it­en, weil sie sich pos­i­tiv auf das Wohlbefind­en von Män­nern auswirkt. Immer­hin, das deutsche Bun­des­ge­sund­heitsmin­is­teri­um lässt forschen. An der Uni­ver­sität Bre­men hat das Mod­ell­pro­jekt MARS das Ziel, das aus­tralis­che Konzept der Män­ner­schup­pen als Orte der Präven­tion und Gesund­heits­förderung im kom­mu­nalen Set­ting für Män­ner ab 50 Jahren auf Nord­west­deutsch­land zu über­tra­gen und zu erproben. Die Poel­er sind dabei.

Von Australien nach Poel: Eine Bewegung mit Zukunft

Für die Aktiv­itäten in Män­ner­schup­pen gibt es grund­sät­zlich kein­er­lei Vor­gaben. Was dort geschieht, hängt von den Inter­essen der Män­ner und den existieren­den Räum­lichkeit­en ab.

Oft­mals arbeit­en die Män­ner für soziale oder gemein­nützige Zwecke. Auch Aus­flüge, Kochen, Kun­st und Fotografie, Com­put­erkurse und vieles andere kön­nen auf der Liste der Aktiv­itäten ste­hen. Es ist ein bre­ites Ange­bot, das Men­schen hil­ft, sich in die Gemein­schaft zu inte­gri­eren und gle­ichzeit­ig gesund­heits­fördernd aktiv zu sein. Das Konzept zielt darauf ab, soziale Iso­la­tion im Alter zu ver­hin­dern und das Wohlbefind­en zu fördern. Die eige­nen Erfahrun­gen und Fähigkeit­en in die Gemein­schaft ein­brin­gen und mit anderen teilen, macht jeden Mann zum Lehren­den und Ler­nen­den. Das hält den Geist fit und macht in jedem Alter Spaß.

Der Aus­tausch mit anderen ist Andrew Gor­don und seinen Kol­le­gen wichtig. So machen sie sich auf den Weg zu andern Män­ner­schup­pen in Bre­men oder Nieder­sach­sen. Und sie laden auch Gäste ein. Im Som­mer war der Vere­in „Alter­na­tiv­en statt Weg­w­er­fen“, der in Wis­mar ein „Reparatur-Café organ­isiert, zu Gast. Zu Ler­nen gibt es dabei immer etwas.

Auf Poel geht es aktuell um die Grün­dung des Vere­ins Män­ner­schup­pen Insel Poel e.V. und die Ein­rich­tung und Ausstat­tung des „Schup­pens“. „Wir hat­ten wirk­lich Glück!“, so Andrew Gor­don, „Die Nord­deutsche Pflanzen­zucht Hans-Georg Lem­bke KG stellt uns eine ehe­ma­lige Werkhalle in Wangern zur Ver­fü­gung. Große Räume, Küche, Toi­lette und Dusche. Alles da! Sog­ar noch eine Drehmas­chine aus sow­jetis­ch­er Pro­duk­tion. Das gute Stück wollen auf jeden Fall wieder zum Laufen brin­gen.“

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„Ja, wir sind der „Poel­er Män­ner­schup­pen“. Aber ganz ehrlich, unsere Türen ste­hen offen für alle, die unsere Ziele unter­stützen, ohne Rück­sicht auf Geschlecht, Herkun­ft oder Alter. Auch Men­schen mit Behin­derun­gen sind her­zlich willkom­men.“, stellt Andrew Gor­don klar.

Wer wis­sen möchte, was im Män­ner­schup­pen Insel Poel so läuft, kann sich die Pod­cast-Folge anhören oder an einem Mittwoch nach Poel fahren. Die Vere­ins­mit­glieder laden beim „Offe­nen Tor“ zum Schnack­en, Repari­eren, Spie­len und Mit­machen ein.

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