Warnstreik in Schwerin:
Mehr Lohn, mehr Personal, mehr Anerkennung
Vor dem Frauentag setzen Beschäftigte in Pflege und Erziehung ein Zeichen: Beim Warnstreik in Schwerin fordern sie bessere Löhne, Arbeitszeiten und Entlastung.

Gestern setzte die Gewerkschaft Verdi in den Landkreisen Nordwestmecklenburg und Ludwigslust-Parchim ein deutliches Zeichen. Mit einem eintägigen Warnstreik machten über 300 Beschäftigte aus kommunalen Kitas, der Kita gGmbH sowie der Helios Kliniken auf die Herausforderungen in sozialen und pflegenden Berufen aufmerksam. Sie versammelten sich am Südufer des Pfaffenteichs in Schwerin, um lautstark für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne zu demonstrieren.
Forderungen nach fairer Bezahlung und besseren Arbeitsbedingungen
Die Gewerkschaft fordert eine Gehaltserhöhung von mindestens 350 Euro oder alternativ acht Prozent mehr Lohn, um insbesondere Teilzeitkräfte besser zu stellen. Viele Beschäftigte in der sogenannten Care-Arbeit arbeiten in Teilzeit – ein Modell, das insbesondere Frauen betrifft. „Damit sich die Lohnerhöhungen auch in der Teilzeitarbeit spürbar bemerkbar machen, ist ein Sockelbetrag von mindestens 350 Euro essenziell“, betonte eine Sprecherin von Verdi.
Darüber hinaus fordern die Beschäftigten bessere Zuschläge für Nacht- und Wochenendarbeit sowie zusätzliche freie Tage für diejenigen, die regelmäßig zu ungünstigen Zeiten arbeiten. „Nachtschichten belasten den Körper enorm. Wer nachts arbeitet, braucht mehr freie Zeit zur Regeneration“, erklärte eine Teilnehmerin des Streiks.
Fachkräftemangel als zentrales Problem
Ein weiteres großes Anliegen der Streikenden ist die zunehmende Belastung in der Pflege. Der Fachkräftemangel ist in diesem Bereich besonders spürbar und führt zu enormem Druck auf die Beschäftigten. „Ich arbeite seit über 40 Jahren in der Klinik und sehe, dass die Pflegekräfte immer mehr Aufgaben übernehmen müssen. Sie sind Mädchen für alles – das muss sich ändern“, berichtete eine langjährige Klinikangestellte.
Neben der finanziellen Anerkennung ist es für die Streikenden von entscheidender Bedeutung, dass mehr Personal eingestellt wird und Maßnahmen zur Entlastung ergriffen werden. Vor allem die Möglichkeit einer Altersteilzeit wurde hervorgehoben. Viele Pflegekräfte könnten sonst nicht gesund bis zur Rente durchhalten.

Auch junge Auszubildende nahmen am Streik teil und machten auf die Herausforderungen in ihrer Ausbildung aufmerksam. „Mir sind vor allem die Rechte der Azubis wichtig. Die Bedingungen müssen für uns verbessert werden, damit wir langfristig in diesen Berufen bleiben“, sagte ein Teilnehmer.
Verhandlungen laufen – weitere Streiks möglich
Die nächsten Verhandlungsrunden für die Helios Kliniken sind für den 13. März angesetzt. Im öffentlichen Dienst wird das gesamte kommende Wochenende verhandelt. Sollte es zu keiner Einigung kommen, droht Verdi bereits mit weiteren Streiks.
Mit dem Warnstreik sendeten die Beschäftigten ein klares Signal: Care-Arbeit muss besser bezahlt, anerkannt und entlastet werden. Der Ball liegt nun bei den Arbeitgebern, um auf die berechtigten Forderungen einzugehen.
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