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Was weiß ein Mithäftling des mutmaßlichen Joggerin-Mörders über den Mord?

  (sr). Gestern war ein weiterer Verhandlungstag im Mordfall Anna-Lena U. vor der II. Großen Strafkammer in Schwerin angesetzt. Mit Spannung war die Aussage des Rechtsmediziners Dr. Fred Zack erwartet

  • Veröffentlicht Januar 9, 2014

 

Der Täter lauerte ihr auf ihrer Joggingstrecke auf und stach ihr mit einem Messer in den Hals  Foto: Polizeipräsidium Rostock,  Carsten Grunwald  / pixelio.de
Der Täter lauerte ihr auf ihrer Joggingstrecke auf und stach ihr mit einem Messer in den Hals
Foto: Polizeipräsidium Rostock, Carsten Grunwald / pixelio.de

(sr). Gestern war ein weiterer Verhandlungstag im Mordfall Anna-Lena U. vor der II. Großen Strafkammer in Schwerin angesetzt. Mit Spannung war die Aussage des Rechtsmediziners Dr. Fred Zack erwartet worden, die einen Überblick über die Spurenlage des grausamen Verbrechens geben sollte.  Für eine kleine Sensation sorgte dann aber ein ganz anderer Umstand.

Die 29-jährige Anna-Lena U. war im vergangenen Juli beim Joggen mit einem Messer ermordet worden. Wenig später wurde der Tatverdächtige Norman L. wegen dringendem Tatverdacht festgenommen. Bisher hüllte sich der mutmaßliche Mörder eisern in Schweigen. Nicht der kleinste Hinweis darauf, ob und warum er zum Mörder geworden ist. Er soll sich aber in der Haft einem Mitgefangenen anvertraut haben. Völlig überraschend, wurde deshalb der 25-jährige Martin M. als Zeuge vorgeführt.

Nach Informationen der Lübecker Nachrichten, soll sich M. seinem Anwalt gegenüber dahingehend geäußert haben, dass Norman L. ihm gegenüber zugegeben habe, Anna-Lena U. getötet zu haben. Die Richter hofften daher, nun weitere Anhaltspunkte für die Täterschaft von L. zu bekommen. Leider enttäuschte der Zeuge auf ganzer Linie. Er habe „nie groß mit ihm gesprochen“, lediglich mal Norman L. einen Kaffee und eine Zigarette spendiert. Er wisse daher auch nicht, warum er überhaupt vorgeladen worden wäre.

Der Vorsitzende Richter Robert Pipel möchte sich aber nicht so schnell abspeisen lassen und borrt weiter, warum sich M.´s Anwalt so eine Geschichte ausgedacht hätte und sich damit auch noch an die Staatsanwaltschaft gewandt hätte? Das kann sich Martin M. im Zeugenstand nicht erklären: „Da habe es wohl Kommunikationsschwierigkeiten zwischen uns gegeben.“, beschwichtigt er.

Dabei bleibt es dann leider auch. „Ich kann Ihnen nichts zu dem sagen, was Sie von mir hören wollen“, bleibt der Gefangenen beharrlich. Auf die Frage des Richters, ob er dann bereit wäre, in diesem Punkt seinen Anwalt von der Schweigepflicht zu entbinden, verneint Martin M. . Über die Motive des Mitgefangenen kann nur spekuliert werden. Nicht ausgeschlossen ist, dass M. Repressalien in der Haftanstalt fürchtet, wenn er seinen Mitgefangenen mit seiner Aussage belasten würde.

Im Anschluss kam dann der Rechtsmediziner zu Wort. In seinem Bericht schildert Dr. Zack, wie sich die Tat am 07. Juli zugetragen haben könnte. So habe der Täter die junge Frau damals gepackt und nach einem kurzen Kampf seinem Opfer den tödlichen Stich in den Hals versetzt. Die rechte Halsschlagader und die Luftröhre seien sofort durchtrennt gewesen. Die zehn Zentimeter lange Klinge sei laut Angaben des Mediziners, vollständig in den Hals eingedrungen. Das war das Todesurteil für Anna-Lena U., selbst eine Notoperation hätte sie nicht mehr retten können, erklärt Zack den Anwesenden. Der Todeskampf der jungen Frau dürfte zwischen einigen Sekunden und wenigen Minuten gelegen haben. Hinweise auf einen sexuellen Missbrauch, seien aber anhand der Spurenlage nicht abzulesen.

Während Dr. Zack den Tathergang detailliert schildert, reagiert der Anklagte keine Sekunde. Anscheinend ungerührt, behält er sein Schweigen durchgängig bei.

Selbst als die 55-jährige Mutter der Ermordeten unter Tränen ihre Aussage vor dem Gericht macht, scheint das den mutmaßlichen Täter nicht zu beeindrucken.

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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