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WhatsApp-Gruppe von Fridays for Future in Schwerin gekapert

Die WhatApp-Gruppe von Fridays for Future-Aktivisten ist mit pornografischen und menschenverachtenden Inhalten überschwemmt worden. Die Polizei ist informiert.

  • Veröffentlicht Juli 29, 2019
Symbolbild

 

Die  WhatsApp-Gruppe der Schweriner Friday for Future (FFF) – Aktivisten ist am vergangenen Donnerstag gekapert worden. Mehrere Nutzer mit rechtsextremen Ansichten hatten sich abgesprochen und gleichzeitig viele menschenverachtende, pornografische und rechtsradikale Bilder und Fotos in der Gruppe geteilt und veröffentlicht.

Ursprünglich war die Gruppe auf WhatsApp gegründet worden, um die Schweriner Anhänger der FFF-Bewegung zu vernetzen. In der Gruppe wurden Aktions-Ideen geteilt und diskutiert. Auch wurden konkrete Vorbereitungen für Aktivitäten in der Gruppe organisiert. Nach Angaben aus dem Umfeld der Bewegung soll die WhatsApp-Gruppe rund 150 Menschen umfasst haben. 

 

Klimanotstand für Schwerin

 

Aus dem Chat-Verlauf geht beispielsweise hervor, dass die Klimaaktivisten für Schwerin die Ausrufung des Klimanotstands planten. In vielen anderen bundesdeutschen Städten ist das schon vor einiger Zeit erfolgt.  Damit verpflichten sie sich, bei jeder ihrer Entscheidungen zu prüfen, wie diese sich auf das Klima auswirken – und ob es eine klimafreundlichere Möglichkeit gibt. Auch in Ludwigslust und Greifswald wurde in den vergangenen Wochen der „Klimanotstand“ erklärt. 

Da in Schwerin nur die Stadtvertretung diese Maßnahme beschließen kann, sollte die Einzelstadtvertreterin Jans Wolff einen entsprechenden Antrag einbringen. Um dem Antrag einen entsprechenden „Druck“ zu verleihen, wurde im Chat über ein Klima-Camp vor dem Landtag oder dem Rathaus nachgedacht. Auch eine Sitzblockade am Rande einer geplanten Demonstration am 20.09. wurde in der Gruppe diskutiert. 

 

Kaum Bereitschaft Demonstrationen anzumelden

 

Offensichtlich hatte die Friday for Future-Bewegung in Schwerin aber auch mit organisatorischen Problemen zu kämpfen. So wurde gerade in letzter Zeit immer wieder diskutiert, dass es keine Aktivisten mehr gäbe, die bereit seien Demonstrationen anzumelden. 

Auch legen Chat-Verläufe nahe, dass FFF-Aktivisten in Funktionen, wie Sprecher oder Pressesprecher, nicht mit demokratischer Mehrheit gewählt wurden, sondern sich einfach gemeldet hätten. Sie sind dann in der jeweiligen Funktion bestimmt worden. Hier, so heißt es im Chatverlauf, müsse man „im Allgemeinen etwas demokratischer werden“. 

Nun ist die WhatsApp-Gruppe mit rechtsextremistischen Inhalten zugespamt worden. Ähnliche Angriffe hat es in der Vergangenheit auch schon auf andere WhatApp-Gruppen der FFF-Bewegung in anderen Städten gegeben. Dort konnte man aber die auffälligen Nutzer blockieren. 

In der Schweriner Gruppe allerdings erschlichen sich die Angreifer offensichtlich über einen längeren Zeitraum Administrationsrechte und missbrauchten diese, um gezielt andere Administratoren zu entfernen und die Gruppe unter ihre Kontrolle zu bringen. Seit Donnerstag ist die Gruppe  unter dem Namen „Division Lutz Möser siegt“ zu finden. Nachdem die bisherigen Gruppen-Admins entfernt wurden, war ab Samstag festzustellen, dass verstärkt Gesinnungsfreunde der neuen Gruppenbetreiber dazukamen. 

„Es zeugt von besonderer Rücksichtslosigkeit, dass in der Kinder- und Jugendgruppe auf WhatsApp unter anderem zu „suicid gegen Rechts“ aufgerufen wird und pornografisches Material verbreitet wird.“, heißt es nun aus dem Umfeld von Friday for Future.  „Wer seine nationalistischen und rassistischen Ansichten an einer Gruppe von Kindern und Jugendlichen ausleben muss, zeigt die Erbärmlichkeit von Homophobie aufs deutlichste.“, heißt es, sichtlich verärgert, weiter. 

 

AfD spricht von „Trollgruppe“  und geht auf Distanz

 

Auch aus der AfD kam inzwischen eine Stellungnahme, da durch die Spamer immer wieder auch AfD-Logos verwendet wurden. „Diese törichten Bilder und diese Trollgruppe haben nichts mit der AfD zu tun.“  Rechtlich wird es da aber wohl keine Möglichkeit geben, irgendwelchen Trollen das Teilen unseres Logos zu untersagen.“, so AfD-Kreissprecher Martin Schmidt. Obwohl er die Aktivitäten von „Friday for Future“ kritisch sieht, begrüßt er grundsätzlich das Engagement junger Menschen für das Thema Umwelt. 

Fridaysforfuture Deutschland wurde inzwischen von dem Vorfall informiert. Die Verlinkung auf die Schweriner Gruppe wurde aus ihrem Verteiler gelöscht. In Schwerin hat man inzwischen Anzeige wegen des Inhalts gestellt. Die Polizei wird nun die Straftatbestände zu ermitteln haben.
 

+++ Aktualisiert – 29.07. 2019 +++

In einer früheren Fassung dieses Artikels, hatten wir geschrieben, dass es sich zum Schluss um die WhatsApp-Gruppe von „Parents for Future“ gehandelt habe. Das trifft nicht zu. Bei der angegriffenen WhatsApp-Gruppe handelte es sich bis zur Übernahme um eine Gruppe der Schülerberwegung „Friday for Future“.

 

 

Written By
Stefan Rochow

ist Journalist, Unternehmer und Gründer von SNO | Schwerin-Lokal. Mail: redaktion@schwerin-lokal.de

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