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Wie das FBI einen Kunstraub in Mecklenburg aufklärte

(cr). Der Kunstraub im Zuge von Krieg und politischen Umwälzungen hat auch Mecklenburg nicht verschont. In Schwerin befasst sich in Kürze eine Ausstellung damit.   Ein leider auch mit Blick

  • Veröffentlicht September 28, 2014
Hanneman - Die beiden Kinder
Hanneman – Die beiden Kinder

(cr). Der Kunstraub im Zuge von Krieg und politischen Umwälzungen hat auch Mecklenburg nicht verschont. In Schwerin befasst sich in Kürze eine Ausstellung damit.

 

Ein leider auch mit Blick auch auf jüngste bewaffnete Auseinandersetzungen, vor allem in Syrien und im Irak, immer noch aktuelles Thema wird ab 24. Oktober zum Gegenstand einer Ausstellung in der Galerie Alte & Neue Meister Schwerin. Es geht um die Geschichte des Raubes von Kunstschätzen, der historisch schon in der Antike nachweisbar war, aber vor allem im Laufe der letzten 200 Jahre infolge von politischen Umwälzungen, Kriegen, totalitären Machtergreifungen und im Zusammenhang mit der Terrorismusfinanzierung eine besonders große Bedeutung entfaltete.

 

Im Rahmen der Ausstellung KUNSTRAUB | RAUBKUNST werden hochkarätige Kunstwerke beleuchtet, die zum Teile dunkle Geheimnisse ihrer Geschichte offenbaren, was zum Teil erst nach jahrelanger Provenienzforschung und detektivischer Spurensuche nachgewiesen werden konnte.

Seite dem Wiener Kongress ist das Thema des Kunstraubes auch in Europa wieder besonders aktuell geworden: Die Niederlage Napoleon Bonapartes I., der zuvor die politische Landkarte des Kontinentes erheblich verändert hatte, machte den Weg frei für die Rückgabe der schönsten und wertvollsten Kunstwerke aus den Sammlungen der Mecklenburgischen Herzöge, die 1807 dem legendären Napoleonischen Kunstraub zum Opfer gefallen waren. 1816 kam die in Paris gehortete Raubkunst nach Schwerin zurück.

Haager Konferenzen sollten Kunstraub weltweit ächten
Die Haager Friedenskonferenzen 1899 und 1907 sollten Kunst- und Kulturgut im Kriegsfall besser schützen und die Erbeutung von Kunstwerken auf internationaler Ebene ächten. Nicht immer erfolgreich: Die Nationalsozialisten betrieben Kunstraub und auch die widerrechtliche Aneignung in Privatbesitz befindlicher Kunstwerke systematisch und machten sie zum Teil ihrer Vernichtungspolitik vor allem gegenüber dem jüdischen Volk.

 

Aber auch im Schweriner Landesmuseum wurden Werke der modernen Kunst aus den Ausstellungen und Depots entfernt oder über Händler verkauft. Während des 2. Weltkrieges mussten auch Kunstwerke zum Schutz vor möglicher Zerstörung ausgelagert werden.

 

Nach Kriegsende blieben einige der schönsten Gemälde im britischen Kunstdepot auf Schloss Celle. Waffen und Uniformen der Kriegsgeschichtlichen Sammlung befanden sich in der Sowjetunion.

 

Spektakulär waren die Rückgaben der Waffen 1958 und der Gemälde 1961. Bis heute jedoch sind hunderte „kriegsbedingt vermisster Kunstwerke des Mecklenburgischen Landesmuseums“ zu beklagen und auf lostart.de dokumentiert.

Odyssee eines Werks aus dem 17. Jahrhundert
Die Ausstellung KUNSTRAUB | RAUBKUNST, die vom 24. Oktober 2014 bis zum 1. Februar 2015 in der Galerie Alte & Neue Meister Schwerin zu sehen sein wird, widmet sich vor allem in Mecklenburg dem Kunstraub zum Opfer gefallenen Exponaten.

 

Ein besonders spektakulärer Fall betrifft dabei das Bild Die beiden Kinder, gemalt vom Niederländer Adriaen Hanneman (1603 – 1673). Sie sind die bisher spätesten Heimkehrer nach Schwerin. Durch die umfangreiche Provenienzforschung des Staatlichen Museums Schwerin konnte in Vorbereitung der Ausstellung KUNSTRAUB | RAUBKUNST dieses wichtige, ehemals zu den Schweriner Sammlungen gehörende Werk ausfindig gemacht werden.

 

Wie viele andere Werke ging dieses Gemälde in den Nachkriegswirren verloren. Im Herbst 1943 nach Schloss Ivenack verlagert, war es dort am 2. Juni 1945 nicht mehr aufgefunden worden.

 

Im Jahr 2005 vermittelte die Magdeburger Koordinierungsstelle (lostart.de) einen Amerikaner an das Museum, der das Bildnis gesehen und fotografiert hatte. Aufgrund der Wirbelstürme (Hurricane Katrina) riss der Kontakt ab und wurde erst 2009 wieder aufgenommen. Die Kontaktperson hatte das Werk im Besitz einer einflussreichen Familie gesehen und befürchtete, von dieser belangt zu werden. Im Jahr 2012 wandte das Museum sich dann an das Generalkonsulat der USA.

 

2013 entdeckte das FBI das Gemälde in privatem Besitz in Louisiana und meldete sich beim Staatlichen Museum Schwerin. Die Familie, in deren Besitz es sich befand, war sich über Herkunft und Wert nicht bewusst – stimmte aber der Rückgabe des Gemäldes zu.

Kunstwerke erlebbar gemacht
Dieses und andere ehemals im Staatlichen Museum Schwerin befindliche Kunstwerke werden durch Leihgaben und durch die Präsentation lange vermisster Stücke, die in jüngster Zeit unerwartet zurückgegeben wurden, für die Besucher erlebbar.

 

Als kunsthistorisch relevante Repräsentanten des europäischen Kulturerbes sind die Exponate in die historischen Variationen von KUNSTRAUB | RAUBKUNST verwickelt. Sinnlich erlebbare Kunstwerke fordern zur Entdeckung von Weltgeschichte und Individualgeschichten heraus.

 

Zur Ausstellung KUNSTRAUB | RAUBKUNST wird auch ein Katalog erscheinen.

Öffnungszeiten der Ausstellung werden Di – So 10 – 17 Uhr, Do 18 – 20 Uhr sein, ab 15.4. werden sie auf Di – So 10 – 18 Uhr und Do 18 – 20 Uhr erweitert.

Kontakt und Info

Galerie Alte & Neue Meister Schwerin

Alter Garten 3

19055 Schwerin

T +49 385/5958-0

F +49 385/563090

info@museum-schwerin.de

museum-schwerin.de

 

 

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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