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Wie sich das Wirtschaftswachstum in Norddeutschland auf lokale Investitionen auswirkt

  Das deutsche Wirtschaftsmod­ell ste­ht vor erhe­blichen Störun­gen durch hohe Energiekosten, eine verän­derte Han­dels­dy­namik und den Wet­tbe­werb im Jahr 2025. Trotz der nationalen Her­aus­forderun­gen durch­läuft Nord­deutsch­land eine strate­gis­che Anpas­sung und

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  • Veröffentlicht Mai 7, 2025

 

Das deutsche Wirtschaftsmod­ell ste­ht vor erhe­blichen Störun­gen durch hohe Energiekosten, eine verän­derte Han­dels­dy­namik und den Wet­tbe­werb im Jahr 2025. Trotz der nationalen Her­aus­forderun­gen durch­läuft Nord­deutsch­land eine strate­gis­che Anpas­sung und entwick­elt sich zu einem Drehkreuz für Investi­tio­nen. Erhe­bliche öffentliche Aus­gaben und ein Fokus auf Inno­va­tion treiben dieses Wach­s­tum an. Für Inve­storen ist es entschei­dend, diese Dynamik zu ver­ste­hen, um die Chan­cen nutzen zu kön­nen.

Aktuelle Situation Landesweit

Die tra­di­tionelle wirtschaftliche Stärke Deutsch­lands ist seit langem im hochqual­i­fizierten ver­ar­bei­t­en­den Gewerbe und in der Indus­triepro­duk­tion ver­ankert, unter­stützt durch einen sta­bilen Zugang zu natür­lichen Ressourcen wie Kohle und Erdgas.

 

Eine Rei­he größer­er Störun­gen wie die COVID-19-Pan­demie und der Ein­marsch Rus­s­lands in der Ukraine haben jedoch lan­desweit einen indus­triellen Abschwung aus­gelöst. In der Zwis­chen­zeit haben eine zollbe­d­ingte Kor­rek­tur an den US-Aktien­märk­ten und die mögliche Lösung des Kon­flik­ts in der Ukraine die Anleger zu ETF-Käufen und Aktien in Europa ver­an­lasst.

 

Die jüng­sten Wahlen in Deutsch­land und die Aus­sicht auf einen grundle­gen­den Kur­swech­sel in der Finanzpoli­tik mit wahrschein­lich umfan­gre­ichen Aus­gaben­paketen am Hor­i­zont haben diese Dynamik noch ver­stärkt und den deutschen DAX auf ein Allzei­thoch getrieben.

Verteidigungsindustrie im Aufwind

Deutsch­lands tra­di­tionelle Indus­trien, ins­beson­dere die Auto­mo­bilin­dus­trie, sind auf­grund des glob­alen Wet­tbe­werbs und der sich ändern­den Ver­braucher­präferen­zen geschrumpft. Nord­deutsch­land passt sich jedoch gut an, indem es sich auf die Rüs­tungsin­dus­trie ver­legt.

 

Die Idee, den deutschen Auto­mo­bilsek­tor auf die Pro­duk­tion von Panz­ern, Granat­en und anderem mil­itärischen Gerät umzustellen, ist nicht ganz neu. Im Juni 2024 unterze­ich­neten der Autotei­legi­gant Con­ti­nen­tal und der Rüs­tungskonz­ern Rhein­metall eine Absicht­serk­lärung, um die Umschu­lung von Auto­mo­bi­lar­beit­ern zu erle­ichtern, die von Ent­las­sun­gen in der schrumpfend­en Branche betrof­fen sind.

 

Diese Ver­lagerung ist Teil ein­er umfassenderen nationalen Strate­gie, um das NATO-Ziel von 2 % des BIP für Vertei­di­gungsaus­gaben zu erre­ichen – und möglicher­weise zu übertr­e­f­fen. Einem Artikel der Finan­cial Times vom 23. April 2025 zufolge ist der deutsche Vertei­di­gung­shaushalt seit 2020 um 80 % auf über 90 Mil­liar­den Euro gestiegen. Investi­tio­nen in die Vertei­di­gungsin­dus­trie schaf­fen neue Arbeit­splätze und fördern das Wach­s­tum. Die Reform der Vertei­di­gungsaus­gaben schafft umfan­gre­iche Möglichkeit­en für Inve­storen.

 

  1. Mod­ernisierung der mil­itärischen Aus­rüs­tung und Sys­teme
  • Die Her­steller von gepanz­erten Fahrzeu­gen, Artillerie und Boden­sys­te­men sind für ein erhe­blich­es Wach­s­tum posi­tion­iert.
  • Unternehmen, die sich auf U‑Boot-Tech­nolo­gien, Marinetech­nik und mar­itime Vertei­di­gung konzen­tri­eren, wer­den wach­sende Möglichkeit­en vorfind­en.
  • Deutsch­lands erneute Konzen­tra­tion auf die Luft­waffe wird Unternehmen zugute kom­men, die an der Pro­duk­tion von Kampf­jets, Luftab­wehrsys­te­men und Drohnen­tech­nolo­gien beteiligt sind.
  • Bei den Anbi­etern von fortschrit­tlichen C4ISR-Fähigkeit­en (Com­mand, Con­trol, Com­mu­ni­ca­tions, Com­put­ers, Intel­li­gence, Sur­veil­lance, and Recon­nais­sance) ist mit ein­er raschen Expan­sion zu rech­nen.

 

  1. Inno­va­tion in der Vertei­di­gung­stech­nolo­gie
  • Entwick­ler von KI-ges­teuerten Lösun­gen für autonome mil­itärische Sys­teme und entschei­dung­sun­ter­stützende Plat­tfor­men wer­den sehr gefragt sein.
  • Cyber­sicher­heitsspezial­is­ten, die sich auf die Sicherung mil­itärisch­er Net­ze und die Verbesserung der elek­tro­n­is­chen Kampf­fähigkeit­en konzen­tri­eren, wer­den eine entschei­dende Rolle spie­len.
  • Unternehmen, die mit Satel­litenkom­mu­nika­tion und wel­traumgestützten Aufk­lärungssys­te­men arbeit­en, wer­den wach­sende Märk­te ent­deck­en.

 

  1. Stärkung der Vertei­di­gungsver­sorgungs­ket­ten und ‑dien­ste
  • Die Nach­frage nach effizien­teren mil­itärischen Logis­tik- und Liefer­ket­ten­lö­sun­gen wird erhe­blich sein.
  • Unternehmen, die fortschrit­tliche VR- und AR-basierte Train­ingstools für die Stre­itkräfte anbi­eten, wer­den stärk­er nachge­fragt wer­den.
  • Spezial­isierte Unternehmen, die Wartung und Betrieb­sun­ter­stützung für hochen­twick­elte Mil­itärtech­nolo­gien anbi­eten, wer­den steigende Chan­cen sehen.

500-Milliarden-Euro-Sonderfonds für Infrastruktur 

Im März 2025 kündigte Deutsch­land ein 500-Mil­liar­den-Euro-Finanz­paket für die Infra­struk­tur an, um dig­i­tale Net­ze und Energiesys­teme zu mod­ernisieren. Dieses Paket umfasst auch die Mod­ernisierung der Verkehrsin­fra­struk­tur im nördlichen Teil des Lan­des. Dazu erk­lärt Lars Kling­beilder Frak­tionsvor­sitzende : „Straßen, Brück­en und Schienen­wege in Nieder­sach­sen müssen drin­gend saniert und aus­ge­baut wer­den. Mit den neuen Mit­teln kön­nen die notwendi­gen Maß­nah­men in unser­er Region endlich umge­set­zt wer­den”. Dieser Fonds entspricht mehr als einem Zehn­tel des deutschen Brut­toin­land­spro­duk­ts und soll über zehn Jahre hin­weg einge­set­zt wer­den. Damit ergeben sich in vier Schlüs­sel­bere­ichen erhe­bliche Geschäftsmöglichkeit­en:

 

  1. Verkehrsin­fra­struk­tur
  • Brück­en­bau und ‑sanierung
  • Aus­bau und Instand­hal­tung von Straßen: 
  • Mod­ernisierung der Eisen­bahn
  1. Energie-Infra­struk­tur
  • Erneuer­bare Energiesys­teme
  • Lösun­gen für die Energiespe­icherung
  • Intel­li­gente Net­ztech­nolo­gie
  • Wasser­stoff-Infra­struk­tur
  1. Dig­i­tale Infra­struk­tur
  • Bre­it­band- und 5G-Ein­führung
  • Rechen­zen­tren und Cloud-Infra­struk­tur
  • Intel­li­gente Stadt­tech­nolo­gien
  1. Umwelt- und kli­mare­siliente Infra­struk­tur
  • Hochwasser­schutz und Wasser­wirtschaft
  • Kli­maangepasste Infra­struk­tur
  • Kohlen­stof­fre­duzierende Bau­ma­te­ri­alien

 

 

Strategische Überlegungen

Trotz des mas­siv­en finanziellen Engage­ments in den Bere­ichen Vertei­di­gung und Infra­struk­tur müssen sich Inve­storen darüber im Klaren sein, dass die Ver­wal­tungsver­fahren in Deutsch­land die Pla­nung und Genehmi­gung ver­langsamen kön­nen. Große Infra­struk­tur­pro­jek­te kön­nen Jahre bis zum Start dauern. In der Vertei­di­gungsin­dus­trie ist es nach wie vor ungewiss, ob die derzeit­i­gen indus­triellen Kapaz­itäten das angestrebte schnelle Wach­s­tum bewälti­gen kön­nen.

 

Die Haup­tur­sache ist die unzure­ichende Kapaz­ität der beste­hen­den Fab­riken. Die Rüs­tung­sun­ternehmen haben begonnen, ihre Anla­gen zu erweit­ern und neue zu bauen. Rhein­metall-Chef Armin Pap­perg­er erk­lärte kür­zlich: „Wir wer­den akquiri­eren, wir wer­den investieren, kräftig investieren. Wir wer­den darüber sprechen, wenn die Zeit reif ist.”

 

Diese Expan­sion kann jedoch nicht auf Knopf­druck erfol­gen. Experten weisen darauf hin, dass Pro­duk­tion­ska­paz­itäten aus anderen vertei­di­gungs­be­zo­ge­nen Sek­toren ver­lagert wer­den müssen.

 

Dieser Wan­del hat bere­its begonnen. So wurde beispiel­sweise eine his­torische Eisen­bah­n­fab­rik in Gör­litz für die Her­stel­lung von Kom­po­nen­ten für den deutsch-franzö­sis­chen Panz­er­her­steller KNDS umgewid­met.

 

Rhein­metall erwägt auch den Erwerb des Volk­swa­gen­werks in Osnabrück. Darüber hin­aus kündigte das Unternehmen an, dass die bish­er für zivile Fahrzeugteile genutzten Werke in Neuss und Berlin kün­ftig für die Pro­duk­tion von Rüs­tungs­gütern umgewid­met wer­den sollen.

 

Die Anleger müssen sich dieser Her­aus­forderun­gen bewusst sein. Eine gründliche Mark­t­analyse ist uner­lässlich, um die Risiken zu min­dern.

 

 

Ein erstklassiges Ziel für Investitionen

Deutsch­lands bahn­brechende Investi­tio­nen in Vertei­di­gung und Infra­struk­tur stellen eine sel­tene dop­pelte Chance für Inve­storen dar. Das Aus­maß der Finanzierung ist beispiel­los und schafft Märk­te, die sich im näch­sten Jahrzehnt und darüber hin­aus weit­er­en­twick­eln wer­den. Vor allem in Nord­deutsch­land wird die Ver­lagerung auf die Rüs­tung­spro­duk­tion ein reifes Umfeld für Investi­tio­nen schaf­fen. Diejeni­gen, die die nationale Dynamik ver­ste­hen und strate­gisch han­deln, wer­den am besten posi­tion­iert sein, um die Ren­diten zu erzie­len und die näch­ste Welle des Investi­tion­ser­fol­gs anzuführen.