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Strandhotel Zippendorf: „Wir können uns von Investoren nicht die Bedingungen diktieren lassen”

Schwerin, 02.08.2017 (red/sr). Wie soll es mit dem ehemaligen Strandhotel Zippendorf weitergehen? Diese Frage beschäftigt die Stadtpolitik seit vielen Jahren. In den zuständigen Ausschüssen der Stadtvertretung wird im Moment über

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  • Veröffentlicht August 2, 2017

Schw­erin, 02.08.2017 (red/sr). Wie soll es mit dem ehe­ma­li­gen Strand­ho­tel Zip­pen­dorf weit­erge­hen? Diese Frage beschäftigt die Stadt­poli­tik seit vie­len Jahren. In den zuständi­gen Auss­chüssen der Stadtvertre­tung wird im Moment über eine Vor­lage zur Änderung des Bebau­ungs­planes disku­tiert, die nicht über­all Zus­tim­mung find­et. Wir sprachen darüber mit Roman Möller, der für die SPD-Frak­tion im Auss­chuss für Umwelt, Gefahren­ab­wehr und Ord­nung sitzt. Möller gehört zu den Kri­tik­ern der neuen Pla­nun­gen.  

Von Ste­fan Rochow

Das ehe­ma­lige Strand­ho­tel in Zip­pen­dorf

 

Schwerin-Lokal.de: Der Zus­tand des ehe­ma­li­gen Strand­ho­tels Zip­pen­dorf ist seit vie­len Jahren ein Ärg­er­nis. Immer wieder hat­te man auf eine Kom­plettsanierung des Hotels gehofft. Das ist von der Stadt ad acta gelegt wor­den?

Roman Möller: Ich habe zumin­d­est starke Befürch­tun­gen, dass das so sein wird. In der aktuell in den poli­tis­chen Gremien disku­tierten Vor­lage der Ver­wal­tung zur Änderung des Bebau­ungs­planes ist zwar von ein­er städte­baulichen Reak­tivierung und Vital­isierung des Strand­ho­tels die Rede. Doch als Mit­glied im Auss­chuss für Umwelt, Gefahren­ab­wehr und Ord­nung habe ich nachge­fragt und von der Ver­wal­tung die Antwort bekom­men, dass mehr oder weniger „nur noch“ die Fas­sade saniert und der Rest neu gebaut wer­den soll.

 

Schwerin-Lokal.de: Ein Hotel­be­trieb scheint angesichts der stadtweit­en Bele­gungszahlen ja doch ein schw­eres Unter­fan­gen zu sein. Die jet­zt im Raum ste­hende Idee ein­er Gas­tronomie und Ferien­ap­parte­ments ist doch ein guter Kom­pro­miss?

Roman Möller: Mit der Kom­bi­na­tion aus Gas­tronomie und Ferien­ap­parte­ments kann ich grund­sät­zlich sehr gut leben. Dies würde auch gut in den eher dör­flichen geprägten Charak­ter des Stadt­teils Zip­pen­dorf passen. Bei der Frage der genauen Aus­gestal­tung gibt es jedoch offen­bar unter­schiedliche Vorstel­lun­gen. Neben der viel zu hohen Bauweise einiger geplanter Gebäude ist es vor allem auch die Ausweitung des Bauge­bi­etes in das angren­zende Land­schaftss­chutzge­bi­et, das mir Bauch­schmerzen bere­it­et. Das ist genau­so unnötig wie inakzept­abel.

 

Wenn wir nicht bald einen Investor finden, ist das Strandhotel nicht mehr zu retten

 

Schwerin-Lokal.de: Am Ende muss doch aber jede Investi­tion auch trag­bar sein. Son­st enden alle Pläne wie bish­er bei der Finanzierung. Wie lange soll den das Strand­ho­tel noch so daste­hen und am Ende eventuell gän­zlich ver­fall­en?

Roman Möller: Zugegeben: Wenn wir nicht bald einen Investor find­en, dann wird das Strand­ho­tel wohl lei­der nicht mehr zu ret­ten sein. Stadt und Poli­tik soll­ten sich aber diesem Druck nicht in dem Sinne beu­gen, als das sie sich von einem poten­tiellen Investor die Bedin­gun­gen dik­tieren lassen.

 

Schwerin-Lokal.de: Ins­beson­dere die Pla­nung, nun hin­ter das Strand­ho­tel Viergeschoss­er zu bauen, stößt in Ihrer Frak­tion auf Ablehnung. Was sind ihre Kri­tikpunk­te?

Roman Möller: Diese mas­sive Bebau­ung würde in Teilen über das Strand­ho­tel hin­aus­ra­gen. Das macht für das Hotel selb­st über­haupt keinen Sinn, denn das Hotel selb­st soll, natür­lich in saniertem Zus­tand, das optis­che High­light in der Umge­bung sein und auch bleiben. Ziel für uns ist es, dass die Bebau­ung sich optisch in die Umge­bung ein­fügt, was Gren­zen bei der Höhe und auch bei der Anzahl der Bebau­ung set­zt.

Schwerin-Lokal.de: Weit­er gibt es Diskus­sio­nen über die Rei­hen­folge des Aus­baus. Ger­ade inner­halb der Stadtvertre­tung heißt es immer wieder, dass die Sanierung des Strand­ho­tels vor Woh­nungs­bau erfol­gen soll. Eine Lin­ie, die ihre Frak­tion teilt?

Roman Möller: Richtig, das Strand­ho­tel muss zuerst saniert wer­den. Hauptziel der Maß­nahme ist für uns die Sanierung und Wieder­nutzung des Hotels.

Schwerin-Lokal.de:  Hat der Investor nicht zuge­sagt, dass er zuerst das Hotel in Angriff nehmen möchte und dann den Woh­nungs­bau?

Roman Möller: Das hört man immer wieder. Mir hat man das noch nicht zuge­sagt. Darüber hin­aus hätte ich das gerne schriftlich fest­ge­hal­ten.

 

Wir müssen die Bedenken der Menschen vor Ort und die Interessen des Stadtteiles im Blick haben

 

Schwerin-Lokal.de: Ihre Partei stellt den Ober­bürg­er­meis­ter. Die Stadt scheint sich mit den neuen Plä­nen des Investors anfre­un­den zu kön­nen. Warum stärkt die Frak­tion hier Ober­bürg­er­meis­ter Baden­schi­er nicht den Rück­en?

Roman Möller: Natür­lich stärken wir ihm den Rück­en und ich finde, unser Ober­bürg­er­meis­ter Dr. Rico Baden­schi­er macht einen wirk­lich guten Job. Aber wir ver­mis­chen da, denke ich, zwei Dinge. Wir dür­fen und müssen uns als Frak­tion und als ehre­namtliche Poli­tik­er doch trotz­dem Gedanken über Ver­wal­tungsvor­la­gen machen. Wäre es nicht so, bräucht­en wir ja keine Stadtvertre­tung. Und ich finde, wir müssen die Bedenken der Men­schen vor Ort und die Inter­essen des Stadt­teiles im Blick haben.

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Schwerin-Lokal.de:  Nicht nur ihre Frak­tion hat sich gegenüber den neuen Plä­nen ablehnend geäußert. Auch Bünd­nis 90 / Die Grü­nen und die Unab­hängi­gen Bürg­er (UB) haben sich öffentlich dage­gen posi­tion­iert. Die Mehrheit in der Stadtvertre­tung kön­nte die Auf­stel­lung eines B‑Planes, der dann aus­gelegt wer­den kön­nte, ja ver­hin­dern. Wäre das dann nicht auch das Ende des ehe­ma­li­gen Strand­ho­tels?

Roman Möller: Nicht zwangsläu­fig. Die Sanierung würde dann jedoch wieder in weit­ere Ferne rück­en, das ist klar. Lei­der läuft uns bei der Bausub­stanz langsam die Zeit davon. Ich denke, wir sind uns alle einig, wenn wir den Wun­sch haben, dass das Strand­ho­tel saniert und dauer­haft gesichert wird. Doch nochmal: Wir kön­nen uns von Inve­storen nicht in ein­er Art und Weise die Bedin­gun­gen dik­tieren lassen, dass die neg­a­tiv­en Auswirkun­gen für die Stadt, den Stadt­teil und die Anwohn­er über­wiegen.

Schwerin-Lokal.de: Welche Alter­na­tive gäbe es dann aus Ihrer Sicht, wenn der Investor nun absprin­gen würde, da er keine Möglichkeit sieht, hier eine tragfähiges Konzept zu entwick­eln, dass von der Stadt unter­stützt wird.

Roman Möller: Mein Wun­sch wäre, dass am Ende der Stadt­teil und die Umge­bung des Zip­pen­dor­fer Stran­des in Sachen Naher­hol­ung und auch touris­tisch aufgew­ertet wer­den. Ich glaube, das Poten­tial ist noch lange nicht aus­gereizt. Völ­lig klar ist, dass es ohne die Beteili­gung von Inve­storen nicht geht, für die das Ganze dann auch wirtschaftlich sein muss. Dabei muss aber ein gesun­der Mit­tel­weg gefun­den wer­den zwis­chen den Inter­essen der Stadt und denen des Investors.

 

Roman Möller ist sachkundiger Einwohner und stellvertretender Vorsitzender im Ausschuss für Umwelt, Gefahrenabwehr und Ordnung der Stadtvertretung Schwerin. Für seine Fraktion sitzt er im Aufsichtsrat der Schweriner Abfallentsorgungs- und Straßenreinigungs-gesellschaft. Weiter ist Möller Kreisvorsitzender der Jusos Schwerin und  Beisitzer im SPD-Kreisvorstand.