So, 22. Juni 2025
Close

Kleine Bisse, große Gefahr:
Zeckenzeit – Wie Sie Ihren Hund jetzt am besten schützen

Frühling lockt Mensch und Hund ins Grüne – doch Zecken sind aktiv wie nie. Sie können gefährliche Krankheiten übertragen. Warum ganzjähriger Schutz jetzt wichtiger ist denn je.

Avatar-Foto
  • Veröffentlicht Juni 10, 2025

 

Hund an der Leine
Men­sch und Hund zieht es bei schönem Wet­ter wieder in die Natur. Die Zeck­enge­fahr soll aber nicht unter­schätzt
wer­den.
(Sym­bol­fo­to)

Das Wet­ter wird wieder schön­er. Die Tem­per­a­turen steigen, und viele Men­schen zieht es mit ihren Hun­den hin­aus in die Natur – durch Wiesen, Wälder und Parks. Doch ger­ade hier lauert eine kaum sicht­bare Gefahr: Zeck­en. Diese kleinen Blut­sauger sind nicht nur lästig, son­dern kön­nen auch ern­sthafte Krankheit­en auf unsere vier­beini­gen Begleit­er über­tra­gen. Tierärztin­nen und Tierärzte sowie der Deutsche Tier­schutzbund war­nen daher ein­dringlich: Haustier­hal­ter soll­ten Zeck­en nicht unter­schätzen – und ihre Tiere das ganze Jahr über schützen.

Zecken: Kleine Parasiten mit großem Gefahrenpotenzial

Zeck­en sind Ektopar­a­siten, die sich vom Blut ihrer Wirte ernähren. Dabei kön­nen sie gefährliche Krankheit­en über­tra­gen – darunter Bor­re­liose, Anaplas­mose, Babesiose oder sog­ar Früh­som­mer-Menin­goen­zephali­tis (FSME). Beson­ders Hunde sind gefährdet, denn sie hal­ten sich oft in der Nähe des Bodens und im Unter­holz auf – dem bevorzugten Leben­sraum der Zeck­en. Katzen hinge­gen sind sel­tener betrof­fen, auch wenn ein gewiss­es Risiko beste­ht. Laut Andreas Moritz, Pro­fes­sor für Vet­er­inärmedi­zin an der Jus­tus-Liebig-Uni­ver­sität Gießen, kom­men über Zeck­en über­tra­gene Erkrankun­gen bei Katzen „sel­tener und weniger schw­er­wiegend“ vor.

Die Zeckensaison wird immer länger

Früher gal­ten Zeck­en vor allem als Früh­lings- und Som­mer­prob­lem. Doch das hat sich geän­dert. „Durch die höheren Tem­per­a­turen sind die Win­ter rel­a­tiv mild, die Aktiv­ität der Zeck­en nimmt schneller zu. Es gibt län­gere Wärmephasen – die Zeck­en sind also viel aktiv­er und kön­nen sich fortpflanzen“, so Lisa Hoth-Zimak, Fachref­er­entin für Heimtiere beim Deutschen Tier­schutzbund. Der Kli­mawan­del spielt hier eine zen­trale Rolle. Einige Zeck­e­narten, wie etwa die Wiesen­zecke (früher Auwaldzecke), sind mit­tler­weile ganzjährig aktiv. Und mit dem Rei­sev­erkehr, dem Import von Tieren und sog­ar durch Zugvögel gelan­gen zunehmend auch tro­pis­che Zeck­e­narten nach Deutsch­land, etwa die Braune Hun­dezecke – eine Art, die bish­er nur in wärmeren Regio­nen heimisch war.

Neue Bedrohungen durch Zeckenarten aus dem Ausland

Ein beson­deres Risiko stellen einge­führte Zeck­e­narten dar. Diese brin­gen nicht nur neue Krankheit­ser­reger mit sich, son­dern tre­f­fen auf Haustiere, deren Immun­sys­tem nicht auf diese Erreger vor­bere­it­et ist. Das kann zu beson­ders schw­eren Krankheitsver­läufen führen. „Wenn sowohl die Überträger wie auch die Krankheit­ser­reger durch importierte Tiere nach Deutsch­land gebracht wer­den, steigt das Risiko, dass sich diese auch bei heimis­chen Haustieren aus­bre­it­en“, sagt Hoth-Zimak.

So ist etwa die Babesiose – eine Erkrankung, bei der die roten Blutkör­perchen der Hunde zer­stört wer­den – zunehmend auch in Deutsch­land nach­weis­bar. Ohne frühzeit­ige Behand­lung kann sie tödlich enden. Auch die durch Mück­en über­tra­gene Diro­fi­lar­iose (Herzwurmerkrankung) und Leish­man­iose (eine par­a­sitäre Erkrankung, die Organe und Haut befällt) sind auf dem Vor­marsch.

Ganzjähriger Schutz vor Zecken

Tierärztin­nen und Tierärzte empfehlen mit­tler­weile einen ganzjähri­gen Schutz vor Zeck­en – auch in den Win­ter­monat­en. Fach­por­tale wie ESCCAP (Euro­pean Sci­en­tif­ic Coun­sel Com­pan­ion Ani­mal Par­a­sites) beto­nen, dass Hunde und Katzen regelmäßig mit geeigneten Mit­teln – wie Spot-On-Prä­parat­en, Hals­bän­dern oder Tablet­ten – behan­delt wer­den soll­ten, um sie vor gefährlichen Krankheit­en wie Bor­re­liose, Babesiose oder Anaplas­mose zu schützen. Die Bun­destierärztekam­mer emp­fiehlt, bei der Wahl der Prä­parate stets Rück­sprache mit der Tier­arzt­prax­is zu hal­ten – ins­beson­dere bei Katzen oder empfind­lichen Tieren. Nur so könne ein indi­vidu­ell abges­timmter, wirk­samer Schutz gewährleis­tet wer­den.

Hat sich eine Zecke fest­ge­saugt, ist schnelle und richtige Reak­tion gefragt. Die Zecke sollte möglichst voll­ständig ent­fer­nt wer­den – mit Kopf und Saugrüs­sel. Wichtig: Nicht quetschen, nicht drehen und auf keinen Fall Öl oder Alko­hol ver­wen­den. Das stresst die Zecke, wodurch sie ver­mehrt Krankheit­ser­reger über den Spe­ichel abgibt.

Am besten eignet sich eine spezielle Zecken­zange oder ‑karte aus der Apotheke oder dem Fach­han­del. Nach dem Ent­fer­nen sollte die Ein­stich­stelle desin­fiziert und einige Tage beobachtet wer­den.

Gefährliche Krankheitsüberträger

Zeck­en sind nicht nur lästig, son­dern kön­nen auch gefährliche Krankheit­en über­tra­gen – eine davon ist die soge­nan­nte FSME, die Früh­som­mer-Menin­goen­zephali­tis. Dabei han­delt es sich um eine virale Infek­tion, die durch den Stich infiziert­er Zeck­en auf den Men­schen über­tra­gen wird. Das FSME-Virus kann zunächst grippeähn­liche Symp­tome verur­sachen, wie Fieber, Kopf- und Glieder­schmerzen. In eini­gen Fällen kommt es in ein­er zweit­en Krankheit­sphase zu schw­er­wiegen­deren Kom­p­lika­tio­nen: Entzün­dun­gen von Hirn­haut, Gehirn oder Rück­en­mark. Diese kön­nen bleibende neu­rol­o­gis­che Schä­den hin­ter­lassen, in sel­te­nen Fällen sog­ar tödlich ver­laufen. Eine gezielte Behand­lung gegen das Virus gibt es nicht – lediglich die Symp­tome kön­nen gelin­dert wer­den. Der wirk­sam­ste Schutz ist daher eine Imp­fung, die beson­ders für Men­schen emp­fohlen wird, die in FSME-Risiko­ge­bi­eten leben oder dor­thin reisen. Haustiere wie Hunde und Katzen erkranken hinge­gen nicht an FSME – sie kön­nen das Virus allerd­ings als „Trans­portwirt“ über eine Zecke weit­er­tra­gen.

Nach Angaben des Robert Koch-Insti­tuts (RKI) zählt Meck­len­burg-Vor­pom­mern nicht zu den FSME-Risiko­ge­bi­eten. In den ver­gan­genen 20 Jahren wur­den im gesamten Bun­des­land nur vere­inzelt FSME-Fälle reg­istri­ert – meist lediglich ein bis vier pro Land­kreis, etwa in Regio­nen wie Lud­wigslust-Parchim, der Meck­len­bur­gis­chen Seen­plat­te oder im Raum Ros­tock. Für die Schw­er­iner Region bedeutet das ein sehr geringes Infek­tion­srisiko durch das FSME-Virus.