Schwerin fiebert Entscheidung entgegen:
Wird das Schweriner Schloss Weltkulturerbe?
Das Schweriner Schloss könnte bald zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören. Am Wochenende wird in Neu-Delhi über die Aufnahme entschieden. Ein Selbstläufer wird die Entscheidung nicht.
Am kommenden Wochenende fällt die Entscheidung in Neu-Delhi: Wird das Schweriner Schloss, zusammen mit dem Residenzensemble, in die Weltkulturerbe-Liste aufgenommen? Seit Jahren arbeitet die Landeshauptstadt und Vereine wie der “Welterbe Schwerin Förderverein” genau auf diesen Tag hin. Nun könnte sich der Traum erfüllen.
Die Kultusministerin von Mecklenburg-Vorpommern Bettina Martin (SPD) wird mit der Vize-Direktorin des Landtages Kathrin Hesse in Neu-Delhi vor Ort dabei sein, wenn die Entscheidung. Aus Schwerin wird sich Linda Holung, die Leiterin der Stabsstelle Welterbe der Stadt, auf den Weg machen. Wer die Entscheidung am Wochenende live mitverfolgen möchte, für den wird es im Demmlersaal des Rathauses einen Livestream geben. „Wir möchten aber allen interessierten Schwerinerinnen und Schwerinern die Möglichkeit geben, live dabei zu sein: Auch wenn die wissenschaftliche Konferenz in Indien nicht ganz so spannend ist wie ein Fußballspiel unserer Nationalelf, gibt es hier die Chance eine historische Entscheidung mitzuerleben – das wird es in den nächsten 100 Jahren nicht mehr geben“, sagt Oberbürgermeister Rico Badenschier.
Livestream im Rathauses und Schloss
Von den insgesamt 28 Nominierungen für die Neueinschreibung wird Schwerin als Kandidat Nummer 20 auf der Tagesordnung des Gremiums stehen. Daher ist noch nicht genau abzuschätzen, ob die Entscheidung bereits am Samstag, den 27. Juli, oder erst am Sonntag, den 28. Juli, fällt.
Durch die Zeitverschiebung findet die Gremiensitzung in Indien nach hiesiger Zeit am Samstag und Sonntag jeweils zwischen 6.00 Uhr und 14.30 Uhr MEZ statt. Die Landeshauptstadt wird den Beginn des Livestreams kurzfristig über ihre Internetseite und die Sozialen Medien ankündigen.
Der Landtag im Schloss kündigte an, dass am Samstag und Sonntag der Plenarsaal jeweils von 10.00 Uhr bis 14.30 Uhr geöffnet sein wird. Stündlich sind Führungen durch den Landtagsteil im Schloss angekündigt. Das Schlossmuseum gewährt demnach an beiden Tagen freien Eintritt. Im Plenarsaal will der Landtag die Entscheidung aus Neu-Delhi ebenfalls live übertragen.
“Es wird ein Pokerspiel”
Wie stehen die Chancen aber tatsächlich, dass das Schweriner Schlossensemble am Wochenende als Weltkulturerbe anerkannt wird? Hinter den Kulissen hört man, dass die Chancen nicht schlecht stehen. „Es wird ein Pokerspiel“, gibt sich Werner Hinz, Vorsitzender des Vereins Pro Schwerin, gegenüber der “Ostsee-Zeitung” etwas vorsichtiger. Der Verein hatte im Jahr 2000 die Bewerbung Schwerins angeschoben.
Das Komitee, das die abschließende Entscheidung trifft, setzt sich aus 150 Vertretern aus 21 verschiedenen Ländern zusammen. Hinz vermutet, dass aktuelle politische Angelegenheiten möglicherweise Einfluss auf die Entscheidung nehmen könnten. Er spekuliert, dass Deutschland aufgrund seiner Unterstützung für Israel und die Ukraine möglicherweise von anderen Ländern benachteiligt werden könnte, auch wenn dies nicht sicher ist.
Und ein weiterer Punkt kommt hinzu: Viele Welterbestätten sind in Westeuropa konzentriert, besonders in Ländern wie Frankreich, Deutschland und Italien. Im Vergleich dazu sind afrikanische Stätten nur spärlich vertreten. Diese ungleiche Verteilung wird immer häufiger kritisiert und könnte ein Faktor sein, der gegen die Entscheidung für Schwerin spricht.
Chancen stehen besser als 50:50
Alles ist im Moment allerdings nur Spekulation. Eine wichtige Hürde auf dem Weg zum Weltkulturerbe hat Schwerin allerdings schon im Frühjahr genommen: Der Pariser Icomos-Rat hat dem Schloss mit Residenzensemble in Schwerin ein positives Votum gegeben. Der Rat bescheinigte dem Residenzensemble mit seinen über 30 Gebäuden, ein „herausragendes Beispiel eines architektonischen Ensembles“ zu sein. Dieser Bericht dient als Grundlage für das Komitee in Neu-Delhi.
Die Leiterin der Stabsstelle Welterbe, Linda Holung ist davon überzeugt, dass es Schwerin am Ende schafft. Sie betont gegenüber der “Ostsee-Zeitung”, dass keine Bewerbung nach so vielen gemeisterten Hürden gescheitert sei. „Wir haben uns so gut vorbereitet, wie es möglich war“, sagt sie. Nun liegt die Entscheidung in den Händen des Komitees. „Die Chancen stehen besser als 50:50“, so Holung.
