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Corona in Schwerin: Bislang höchster Wert an Neuinfektionen

Ein wenig war es absehbar, aber letztlich nicht mit dieser „Vielfalt“. Der Wochenbeginn gestaltete sich in Sachen Corona in Schwerin äußerst dynamisch. Mit 26 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden übertraf

  • Veröffentlicht Dezember 9, 2020
Schwerin ist derzeit eindeutig Corona-Risikogebiet. | Foto: Symbolbild

Ein wenig war es absehbar, aber letztlich nicht mit dieser „Vielfalt“. Der Wochenbeginn gestaltete sich in Sachen Corona in Schwerin äußerst dynamisch. Mit 26 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden übertraf die Landeshauptstadt dabei gestern ihren bislang höchsten Tagesanstieg deutlich. Mit einem Inzidenzwert von 91,0 Infektionen in 7 Tagen je 100.000 Einwohner ist Schwerin nun traurige Spitze in MV. Aber auch die Zahlen im Land selbst schossen in die Höhe. Vermeldete das LAGUS am Dienstag der vergangenen Woche noch 121 Fälle waren es gestern 228.

Dabei war es eine Mischung aus einem dynamischen Infektionsgeschehen und einer Dynamik der Entwicklungen rund um Maßnahmen und neue Informationen.

 

Bettenreduzierung bei HELIOS Kliniken aufgrund von Corona-Infektionen und Quarantäne im Mitarbeiterbereich

So gaben die HELIOS Kliniken Schwerin bereits am Montag bekannt, dass bei zehn Personen des Personals eine Infektion mit dem Corona-Virus festgestellt wurde. Die Erkrankten sowie 30 weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter befanden sich daher bereits gestern in Quarantäne. Und noch scheint sich die Lage dort nicht abschließend zu beruhigen. Denn unter den gestrigen Neuinfektionen befanden sich sechs weitere Personen aus den Helios Kliniken Schwerin, wie die Stadt informierte.

„Aufgrund dieser Personalsituation werden wir in einigen Bereichen vorübergehend Betten sperren und dort weniger Patienten als bisher versorgen“, erklärte Klinikgeschäftsführer Daniel Dellmann. Es handele sich dabei eher um eine Vorsichtsmaßnahme. Diese ist mit dem Ziel verbunden, jederzeit die erforderliche und umfassende Versorgung der Patientinnen und Patienten im Haus gewährleisten zu können. „Betroffen sind einige Stationen in den sogenannten konservativen Bereichen, wie zum Beispiel in der Pneumologie und der Gastroenteorologie. In allen anderen Bereiche, vor allem auch in der Notfall- und Intensivmedizin, werden alle Patienten weiter behandelt wie bisher“, so Dellmann. In einigen Fällen müssten zudem aufgrund der Situation nicht unmittelbar zwingende Operationen vorsorglich verschoben werden. Hier informiert das Klinikum die betreffenden Personen telefonisch. „Wir gehen davon aus, dass sich die Situation bis kommende Woche wieder normalisiert hat und ein Teil unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die häusliche Quarantäne wieder verlassen können“, so der optimistisch nach vorn blickende Geschäftsführer.

 

Schon Montag Schließung des Adventskalenders am Markt und Hinweis auf mögliche Regelung zu Alkoholausschank

Zudem beschäftigte schon am Montag das Thema der teilweise ausgeuferten Situationen an einigen Glühweinausschänken der Stadt am vergangenen Wochenende die Verwaltung. Teilweise, so ist zu hören, war es dem Ordnungsamt nur durch Unterstützung von Seiten der Polizei Schwerin möglich, überhaupt ein wenig die Situation aufzulösen. Einige hundert Menschen hatten offenbar jede geltende Regel vergessen. Stellenweise, wies allerdings auch das vor Ort arbeitende Personal nicht auf die Einhaltung der geltenden Maßnahmen hin. Letztlich werden die Betreffenden selbst am besten wissen, wer was tat oder nicht. Zumindest erwiesen sie der Stadt einen Bärendienst. Denn schon im Rahmen der Sitzung der Stadtvertretung am Montagabend wies Oberbürgermeister Dr. Rico Badenschier darauf hin, dass das Thema Alkoholausschank noch diskutiert würde. Das klang durchaus zumindest nach zu erwartenden Einschränkungen oder gar einem Verbot.

 

Land verfügt sofortiges Ausschankverbot

So kam es dann auch gestern. Allerdings aus einer anderen Richtung. Denn das Land verschärfte die geltenden Maßnahmen nochmals. So verkündete Ministerpräsidentin Manuela Schwesig in einer Pressekonferenz am frühen Nachmittag ein Alkoholausschankverbot für das gesamte Land. Dies gelte ab sofort, da es nun Teil der Regelungen sei, wenn das Land in die rote Ampelphase kommt und somit Risikogebiet ist. Dies ist aktuell der Fall. Man habe die Verordnung direkt beschlossen. „Deshalb können die Maßnahmen sofort umgesetzt werden.“ Gesundheits- und Wirtschaftsminister Harry Glawe erklärte auf Nachfrage, wann dieses Verbot wieder fallen würde: „Grundsätzlich greift es erst einmal bei ROT. Bei GELB können wir es vielleicht wieder Freischalten. Bei ORANGE noch nicht.“ Dazu wolle man sich aber noch einmal äußern. Für den Moment sieht es allerdings so aus, dass das Ausschankverbot erst fallen könnte, wenn wieder ein gelber Bereich erreicht ist.

Allerdings war unmittelbar nach der Pressekonferenz für betroffene Anbieter nicht zu erfahren, ob nun tatsächlich unmittelbar oder erst ab heute diese Regelung greift. Auch die Stadt konnte dies nicht direkt beantworten, wie wir erfuhren. Hier und da gab es daher noch einen letzten Glühwein. Heute aber sollte allen bewusst sein, dass damit Schluss ist.

 

Mund-Nasen-Schutz nun auch in belebten Bereichen in MV Pflicht

Ebenfalls beschloss das Land eine Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung an belebten öffentlichen Plätzen. In einer Facebook-Veröffentlichung der Staatskanzlei standen explizit „z.B. Fußgängerzonen“. Welche Orte dies nun allerdings konkret betrifft, müssen die Kommunen jeweils entscheiden. Hier gab es bis gestern Abend von Seiten der Stadt noch keine Informationen.

26 Neuinfektionen in 24 Stunden – Ein trauriger Rekord

Schon deutlich bevor die neuen, für viele unerwartet hohen Infektionszahlen für Schwerin bekannt waren, informierte die Landeshauptstadt Schwerin über die umgehende Schließung der Neumühler Grundschule für 14 Tage. Hintergrund der Entscheidung des Gesundheitsamtes waren vier neue Infektionsfälle in der Einrichtung. Sie betreffen eine Lehrerin, zwei Schüler unterschiedlicher Klassen sowie einen weiteren Mitarbeiter. Damit sei eine Eingrenzung des Ausbruchs nicht mehr möglich. „Schüler, Lehrkräfte und sonstige Beschäftigte der Grundschule Neumühle gehen in eine 14-tägige Quarantäne“, teilte die Stadt mit.

Über diese vier Personen hinaus verzeichnete die Stadt Schwerin die bereits erwähnten sechs zusätzlichen Infektionen bei den Helios Kliniken. Das Gesundheitsamt der Stadt legt daher nun gemeinsam mit der Krankenhaushygiene des Klinikums weitere Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens fest, wie die Pressestelle der Stadt informierte.

 

Auch die Stadt Schwerin reagiert deutlich auf Infektionsgeschehen

Der mit Abstand größte Anstieg an Corona-Infektionen innerhalb von nur 24 Stunden veranlasste die Stadt Schwerin zu deutlichen Verschärfungen der bereits geltenden Maßnahmen. So wird der Ausschank von alkoholischen Heißgetränken auch stadtseitig ab heute per Allgemeinverfügung bis zum 4. Januar 2021 ganztägig untersagt. Sollte es aus Landesssicht also in diesem Zeitraum zu einer Rücknahme der Ausschankverbote kommen – was eher unwahrscheinlich erscheint – würde dies für Schwerin in diesem Segment nicht gelten. Anders herum allerdings gilt auch, dass der Ausschank aller alkoholischen Getränke auch über den 4. Januar 2021 hinaus in Schwerin untersagt ist, wenn die Infektiinslage im Land dies erfordert. Darüber hinaus darf Alkohol ab sofort in Schwerin in der Zeit von 23.00 bis 6 Uhr nicht außer Haus verkauft werden.

Und auch für den Freizeitbereich von Kindern und Jugendlichen wurden wieder verschärfte Maßnahmen beschlossen. So gelten wieder die Beschränkungen für den Kinder- und Jugendfreizeitsport, für Musik- und Kunstschulen sowie für Kinder- und Jugendtreffs, die noch in der vergangenen Woche aufgehoben werden konnten. Die entsprechenden Allgemeinverfügungen gelten bis zum 4. Januar 2021. Outdoor-Angebote der Kinder- und Jugendtreffs sind weiterhin möglich.

Nun bleibt zu hoffen, dass der gestrige Tag sowohl auf Landes- wie auch Stadtebene in Bezug auf die Neuinfektionen einen negativen „Ausrutscher“ darstellte. Andernfalls besteht die Gefahr, dass auch Mecklenburg-Vorpommern und speziell auch Schwerin in ein nur noch schwer nachvollziehbares Infektionsgeschehen geraten. Die bundesweiten Infektionszahlen allerdings machen am heutigen Mittwochmorgen wenig Hoffnung. Mit etwa 3.500 Neuinfektionen mehr als vor einer Woche zeigt die Kurve leider in die falsche Richtung.

Written By
Stephan Haring

Stephan Haring ist freier Mitarbeiter unserer digitalen Tageszeitung. Er hat ein Bachelor-Studium der Kommunikationswissenschaften an der Universität Erfurt mit den Nebenfächern Sozialwissenschaften & Politik absolviert. Im Nachhinein arbeitete er in leitenden Funktionen der Presse- & Öffentlichkeitsarbeit, im Leitungsbereich eines Unternehmens sowie als Rektor einer privat geführten Hochschule. Zudem entwickelte, organisierte und realisierte er mit der durch ihn entwickelten LOOK ein Fashionevent in Schwerin. Heute arbeitet er freiberuflich als Texter, Pressesprecher und Textkorrektor sowie als Berater in verschiedenen Projekten. In einem Schweriner Ortsbeirat ist er zudem ehrenamtlich als Vorsitzender kommunalpolitisch aktiv.

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