Fr, 26. April 2024
Close

Corona in Schwerin & MV: Durchatmen im Land auf viel zu hohem Niveau

Gestern vor einer Woche meldete das LAGuS MV für das gesamte Bundesland den höchsten Wert an Neuinfektionen binnen eines Tages seit dem 12. Januar 2021. Gleichzeitig bedeuteten die 395 neuen

  • Veröffentlicht März 31, 2021
Die Coronazahlen für Schwerin und ganz MV vom 30. März 2021. | Abbildung: LAGuS MV

Gestern vor einer Woche meldete das LAGuS MV für das gesamte Bundesland den höchsten Wert an Neuinfektionen binnen eines Tages seit dem 12. Januar 2021. Gleichzeitig bedeuteten die 395 neuen Fälle ein Plus von 57 Prozent gegenüber der Vorwoche. Ein echter Paukenschlag. Allerdings war zu diesem Zeitpunkt die dritte Welle in MV bereits seit einigen Tagen am vollen Durchschlagen. Bereits seit einigen Tagen stiegen die täglichen Neuinfektionszahlen im Vorwochenvergleich um meist mindestens 25 Prozent. Seither kannte die Entwicklung nur eine Richtung: Klar nach oben. Am Donnerstag vergangener Woche dann der nächste Schocker: 104 Prozent mehr Neuinfektionen binnen eines Tages im Vorwochenvergleich. Gestern nun ermöglichten die LAGuS-Zahlen ein Durchatmen auf viel zu hohem Niveau. Mit 382 neuen Fällen ging deren Anzahl sogar leicht zurück.

 

Neuinfektionen sanken landesweit leicht auf 383

Im Vergleich zu Montag sank auch die 7-Tage-Inzidenz für das Land um 3,3 auf nun 102,6. Blickt man aber nur 14 Tage zurück, ist die kritische Situation schnell erkennbar. Da nämlich betrug die 7-Tage-Inzidenz für Mecklenburg-Vorpommern noch 64,3. Dennoch: Zumindest setze sich der zwischenzeitlich exponentielle Anstieg gestern nicht fort. Besser war es auch, denn die drei weiteren Landkreise, in denen neben Ludwigslust-Parchim über mehrere Tage in Folge die komplett abgeschwächte „Notbremse MV“ hätte gelten müssen – Nordwestmecklenburg, Mecklenburgische Seenplatte und Vorpommern-Greifswald – verzichteten darauf, diese zu ziehen.

Auf Anfrage unserer Redaktion, weshalb dem so sei, reagierte vorsichtshalber nur Nordwestmecklenburg. Von dort kam die Information, es läge kein diffuses Infektionsgeschehen vor. Man könne noch die Infektionsketten nachvollziehen, daher gelte die mit der Notbremse einzig verbundene Maßnahme – eine Ausgangsbeschränkung über Nacht – nicht. Mit der Frage, ob das Infektionsgeschehen lokal eingrenzbar sei, habe dies nichts zu tun. Die Landesverordnung liest sich da etwas anders. Wir bleiben an dieser Frage dran. 

 

Drei Landkreise zogen nicht die ohnehin zahnlose Notbremse 

Die Mecklenburgische Seenplatte hatte dabei vermutlich auch etwas höher gepokert. Nun mag man sich als Gewinner sehen. Denn gestern sank die Inzidenz dort wieder unter die 100er-Marke (98,4). Allerdings dürfte auch dort eigentlich die Notbremse mit ihrer einen Maßnahme, der nächtlichen Ausgangsbeschränkung, erforderlich gewesen sein. Danach hätte diese so lange gelten müssen, bis der 100er-Wert mindestens zehn aufeinander folgende Tage unterschritten worden wäre. Das Verhalten des Landkreises bleibt also – vor allem, da man bis gestern Abend auf unsere Anfrage hin nicht reagierte – unklar. 

 

Auch Rostock nun vierten Tag in Folge Risikogebiet

Wenig erfreut dürfte in diesen Tagen zudem der Oberbürgermeister der Hansestadt Rostock auf die Entwicklung in seiner Stadt blicken. Nachdem man ihn zuletzt in mehr Talkshows sehen konnte, als die an sich sehr TV-affine Ministerpräsidentin Schwesig, stiegen die Zahlen in der Hansestadt auch gestern – gegen den Landestrend. Mit einem Plus von 7,2 gegenüber dem Vortag stieg die 7 Tage-Inzidenz auf nun 64,1. Damit ist Rostock nun nachhaltig Risikogebiet und es dürfte, das zeigt ein Blick in die Landesverordnung, das Ende mancher Freiheiten drohen. Aber die drei Landkreise, die zuletzt über den Inzidenzwert von 100 gestiegen waren, zeigen ja, dass so manches auf dem Papier stehen kann aber nicht zwangsläufig den Weg in die Realität findet. Es dürfte also spannend werden, wie es in Rostock weitergeht.

 

Gegen den Trend: Anstieg in Schwerin

Ebenfalls gegen den Landestrend, der zumindest das Durchatmen ermöglicht, entwickelte sich gestern plötzlich die Landeshauptstadt Schwerin. Obwohl das nicht ganz korrekt ist. Als ob man sich in einer Art Paralleluniversum befindet, stagnierten und sanken die Zahlen in der Landeshauptstadt, als die dritte Welle das Land über mehrere Tage in eine massiv wachsende Dynamik brachte. Nun, da die Situation im Land wenigstens zwischenzeitlich stagniert, steigen die Zahlen in Schwerin. So erhöhte sich der Inzidenzwert um 11,5 auf nun wieder 81,5 Fälle je 100.000 Einwohner binnen 7 Tagen. Mit 27 Neuinfektionen lag dieser Wert mit 5 Fällen über dem der Vorwoche. Ein wenig irritierend allerdings wirkte eine unterschiedliche Angabe des Inzidenzwertes. Während das LAGuS die dargestellten 81,5 auswies, sprach die Stadt Schwerin von 77,4. Leider konnten wir gestern Abend die Ursache dieser erneuten Differenz in den Zahlen nicht mehr herausfinden. 

 

Kritisch: 22 von 27 neuen Fällen über Hausarztpraxen – Abschlussklasse in Quarantäne

Allein der Anstieg wäre sicherlich noch im Bereich der zuletzt häufiger aufgetretenen Schwankungen. Sehr genau hinschauen allerdings muss man in Schwerin ab heute dennoch. Denn stolze 22 der 27 gestrigen Fälle wurden über Hausarztpraxen gemeldet. Ein doch sehr hoher Wert. Bleibt zu hoffen, dass er allein auf das Wochenende zurückzuführen ist. Andernfalls bestünde die Gefahr eines sich doch diffus entwickelnden und dann in der Regel schwierig nachzuverfolgenden Infektionsgeschehens.

Die Problematik der Situation wurde dabei bereits gestern deutlich. Während das Gesundheitsamt Schwerin – das seit Monaten eine ohne Frage große Leistung erbringt – zuletzt in der Regel sehr schnell und taggleich die Kontaktverfolgungen realisieren konnte, dauerte diese gestern „in vielen Fällen noch an“, wie die Pressestelle der Stadt informierte. Klar ist bereits, dass eine Abschlussklasse der Erich-Weinert-Schule in Quarantäne muss, nachdem ein Schüler positiv getestet wurde. Bleibt zu hoffen, dass er nicht auch bei den Abschlussfeiernden am Ziegelsee oder am Lankower See dabei war, die die Polizei am Wochenende auflösen musste. Andernfalls dürften noch so manche Abschlussklassen böse Überraschungen so kurz vor den Prüfungen erwarten.

Written By
Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

Kommentiere den Beitrag

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert