Fr, 3. Mai 2024
Close

Jakobskreuzkraut: Wie gefährlich ist die Pflanze wirklich?

Das giftige Jakobskreuzkraut breitet sich auch in Schwerin aus. Die Zunahme von Brachflächen auf den umliegenden Äckern, nicht aufwuchsangepasste Extensivierung auf dem Dauergrünland und falsches Grünlandmanagement in der Stadt treiben

  • Veröffentlicht Juli 28, 2015
Kreuzkraut
Was so schön gelb am Wegesrand blüht, ist ein großes Problem auch in der Landeshauptstadt.

(stm). Das giftige Jakobskreuzkraut breitet sich auch in Schwerin aus. Die Zunahme von Brachflächen auf den umliegenden Äckern, nicht aufwuchsangepasste Extensivierung auf dem Dauergrünland und falsches Grünlandmanagement in der Stadt treiben die Ausbreitung voran. Wie gefährlich ist das Kraut aber nun wirklich?

 

In Schwerin haben sich zwei giftige Pflanzen besonders breit gemacht. Beide gehören zu den Kreuzkräutern. Das Jakobskreuzkraut und das Schmalkreuzkraut.

 

Amt für Umwelt bestätigt Probleme mit Kreuzkraut

 

In einer Anfrage des Vereins „Lokalen Agenda 21“ antwortete der Abteilungsleiter und stellvertretende Amtsleiter Dr. Dr. Hauke Behr des Dezernat III – Wirtschaft, Bauen und Ordnung, dem das Umweltamt untergeordnet ist:

 

 
Anzeige
Werbung Rohrexperten

 

„Die Pflege extensiver Weiden ist im Stadtgebiet bereits jetzt teilweise ohne Bekämpfung nicht mehr möglich. In Friedrichsthal (mit Pächter) und Lankow (Naturschutzwart und weitere Ehrenamtliche) wurden erste kleinere Aktionen gestartet.“

 

Ein ernstes Problem nicht nur für Pferd und Rind

 

Weiter heißt es: „Im Stadtgebiet gibt es schon derart viele Vorkommen, dass wir diese Art nur partiell zurückdrängen können und wollen.“ Beunruhigend liest sich in des Amtsleiters Antwort der Satz „Das Jakobkreuzkraut wird uns noch sehr beschäftigen. “

 

Das Jakobskreuzkraut und dessen Schwesternpflanze, das Schmalkreuzkraut, sind besonders für Viehhalter der Region gefährlich. Pferde sind besonders empfindlich, andere Weidetiere wie Kühe, Schafe und Ziegen, aber auch das Wild zeigen erst später Auswirkungen. Es kommt bei den Tieren zu Lebererkrankungen, die nicht selten tödlich enden.

 

Doch nicht nur das. Landwirte kennen das Kraut auch in einem anderen Zusammenhang. Ganze Heuernten können durch die Pflanze zunichte gemacht werden, wenn ein Vorkommen festgestellt wird. Klar ist: Das Jakobskreuzkraut ist weiter auf dem Vormarsch. Der Grund dafür liegt in der Ironie des Schicksals begründet. Je ökologischer die Landwirte arbeiten, desto mehr artenreiche Ökoflächen und pestizidfreie Getreidefelder gibt es. Und genau hier gedeiht das Jakobskreuzkraut am besten. Durch die späte Heuernte kann es außerdem ungestört aussamen.

 

ANZEIGE

 

Durch Kräutertees, Milch und Honig oder Beimischung bei Gemüse und Getreideprodukten, kann das Gift unter Umständen auch in den menschlichen Verzehr gelangen.

 

Honig aus MV – Heimischer Imker beruhigt

 

Die Bienen fliegen diese Blüten normalerweise kaum an. Durch die Monokultur und fehlende geeignete Begrünung, fehlt es aber an Alternativen. Die Giftstoffe der Kreuzpflanzen könnten so verstärkt in den Honig gelangen.

 

Angefragt bei einem heimischen Imker aus Medewege wird dagegen beruhigt: „Die Konzentration an Giftstoffen ist unbedenklich gering. Bei normalem Genuss der üblichen Menge an regionalem Honig, besteht derzeit keine Gefahr. Was hilft, ist generell eine bienengeeignete Begrünung. Ob im Garten oder auf den Balkon. Die Bienen brauchen jetzt alternative, geeignete Blüten.“

 

Auf die Frage, ob eine Gefahr für die Gesundheit der Schwerinerinnen und Schweriner besteht, lautet die Antwort von Seiten des Amt für Umwelt : „Zu einer erheblichen Belastung des einheimischen Honigs in MV liegen noch keine Erkenntnisse vor. “

 

Thema ist Ortsbeiräten bekannt

 

Der Ortsbeirat Friedrichsthal hat sich mit dem Thema bereits auseinander gesetzt. In einem Fragekatalog an die Stadt, bekam der Ortsbeirat auf die Frage: „Wie beurteilt die Stadt die Situation und was hat sie vor, ggf. zusammen mit dem Pächtern zu unternehmen?“ eine Antwort des Zentralen Gebäudemanagement der Landeshauptstadt, die wieder mal zeigt, dass auch hier mit einer guten Finazierung mehr zu machen wäre. „Die späte Mahd während der Blüte scheint der probate Ansatz zu sein und muss gegebenenfalls in kurzen Abständen wiederholt werden. Die Termine müssen mit dem Bewirtschafter präzise abgestimmt werden. Wie die Kosten für den Mehraufwand bestritten werden sollen ist unklar.“, heisst es seitend des Gebäudemanagements.

 

Leicht zu erkennen

 

Kreuzkraut 2
Kreuzkraut ist relativ leicht zu erkennen

Die Jakobskreuz-Pflanze ist zwischen 30 und 150 Zentimer hoch, Blütendolden mit vielen kleinen gelben Korbblüten, jede Blüte hat 13 Blütenblätter. Die Stängel sind oft violett gefärbt, die dunkelgrünen Blätter unregelmäßig gefiedert.

 

Selber aktiv werden gegen Giftkraut

 

Das die Stadt nur partiell gegen die Pflanze vorgehen kann und will, sind nun wie andernorts die Schwerinerinnen und Schweriner gefragt.

 

Eine Möglichkeit ist es, die Blüten des Jakobskreuzkrautes abzuschneiden und im Restmüll zu entsorgen. Dadurch können die Pflanzen keine Samen verbreiten. Sind lediglich Teilareale kleiner Grünlandflächen betroffen, so können die Pflanzen vor der Blüte ausgestochen oder mit der Wurzel ausgerissen werden. Das wichtigste ist die Entsorgung, da alle Teile der Pflanze auch getrocknet giftig bleiben.

 

Werbebanner

 

 

Written By
Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

Kommentiere den Beitrag

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert