Kommentar aus Schwerin: „Fahrschulen in MV: Theorieunterricht künftig online“
Was für eine Meldung. Hallelujah, MV endlich mit Siebenmeilenstiefeln auf dem Weg ins digitale Zeitalter! Die brandheiße Meldung, dass nun online für die theoretische Fahrprüfung gebüffelt werden kann, die hätte

Was für eine Meldung. Hallelujah, MV endlich mit Siebenmeilenstiefeln auf dem Weg ins digitale Zeitalter! Die brandheiße Meldung, dass nun online für die theoretische Fahrprüfung gebüffelt werden kann, die hätte vor zehn, vor fünfzehn Jahren „Seite 1 – Qualitäten“ haben können. Aber heute? Online lernen, das ist doch seit Jahren völlig normal. Und wieso braucht es erst eine „Corona-Pandemie“, um über Bildschirme das Wissen über Achslängen, zulässige Gesamtgewichte, Vorfahrtsregeln und Höchstgeschwindigkeiten vermitteln zu dürfen? Und warum ist dazu immer noch eine Ausnahmegenehmigung des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr nötig? Was ist an der Wissensvermittlung über Fahrkenntnisse so brisant, dass eine Behörde dazu eine Ausnahmegenehmigung erteilen muss? Und warum gilt diese Ausnahmeregelung nur vorläufig, bis Ende Juni dieses Jahres?
Ein Blick ins Ausland lässt tief blicken
Im Internet findet man mit ein paar Klicks eine Fülle von „eLearning Driver Training“ Programmen in europäischen Nachbarländern. In Schweden z.B. ist der Erwerb der theoretischen Fahrkenntnisse völlig unabhängig von der Praxis möglich. Man kann für 700 schwedische Kronen (70 Euro) ein Buchpaket bestellen und sich die nötige Theorie aneignen. Ein Klick auf die Homepages von Fahrschulen in Estland zeigt, wie selbstverständlich es ist, durch „E‑learnig“ die Theorie zu lernen. Und, nebenbei erwähnt, oftmals bieten sie die Kurse auch in drei Sprachen an! Auch in Riga bietet z.B. die Fahrschule „Einšteins“ (Nomen est Omen) ganz selbstverständlich online Theoriekurse für Fahrschüler an. Einšteins, eben eine clevere Idee. Nun frage ich mich: Fahren unsere baltischen oder skandinavischen Nachbarn schlechter? Gibt es einen nennenswerten Unterschied zwischen der Verkehrsunfallstatistik in MV und in Schweden? Wahrscheinlich, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die sicherheitsbewussten Schweden da schlechter abschneiden als wir.
Mehr Innovationsbereitschaft stände uns allen gut an
Klar, es gehört mehr als theoretisches Wissen dazu, ein Kraftfahrzeug verantwortungsvoll und sicher durch unsere belebten Straßen zu steuern. Die Persönlichkeit der Kraftfahrtaspiranten spielt ebenfalls eine erhebliche Rolle. Wird die aber durch den Theorie-Präsenzunterricht beeinflusst? Da habe ich meine Zweifel. Die Führerscheinaspiranten sollten zwingend auch persönlichen Kontakt zu den Fahrlehrerinnen und Fahrlehrern haben. Der aber ergibt sich im Normalfall immer bei der Anmeldung zum Unterricht, vor der Prüfung und insbesondere bei der Einübung der praktischen Fahrfähigkeiten! Klar, wollen die Führerscheinanwärter die theoretische Prüfung ablegen, so ist die physische Präsenz Pflicht. Aber zu wissen, wer wann Vorfahrt hat und abbiegen darf, das lässt sich sicher auch am Bildschirm erlernen. Mehr Innovationsbereitschaft von uns selbst heraus, ohne durch ein böses Virus getrieben zu sein, das stände uns allen gut an. Wie war die gestrige Schlagzeile: „Fahrschulen in MV: Theorieunterricht künftig online“
Ja, das digitale Zeitalter ist auch in MV angebrochen – aber vorerst nur ausnahmsweise und befristet!
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2 Comments
Theorieunterricht online, das würd klappen wie sieht es dann mit dem praktischen Unterricht aus? Eventuell mit Hologramm ? 🙂
Lg Emma
Geschätzte Emma, mit dem praktischen Unterricht könnte es so aussehen, wie z.B. bei Lokomotivfahrerinnen und – fahrern. Oder wie mit Flugzeugpilotinnen und – piloten. Die üben auch in Simulatoren. Warum kann man das nicht fürs Autofahren? Ist es komplexer einen Golf zu steuern als einen Jumbojet mit 500 Passagieren? Klar, es gehört natürlich auch die „richtige Praxis” dazu, also fahren im richtigen Straßenverkehr. Aber, viel könnte man schon mit digitalen „Spielzeugen” vorher üben, oder nicht?